Lungenkrebs und Diabetes eine tödliche Kombination?

Lungenkrebspatienten mit einem Plattenepithelkarzinom die zusätzlich einen Diabetes aufweisen und sich einer Standardtherapie unterziehen profitieren von einem guten Diabetesmanagement, da dieses auch das Überleben der Patienten verbessert.

Risiken

Hintergrund

Lungenkrebs ist weltweit eine der häufigsten Krebstodesursachen bei Männern und Frauen. Eine Komorbidität, die das Lungenkrebsrisiko erhöhen kann, ist Diabetes mellitus. Diabetes mellitus führt neben den bereits länger bekannten Risiken für Herzkreislauf-Erkrankungen, Nephro-, Retino- und Neuropathie sowie Schlaganfall und peripheren Gefäßerkrankungen auch zu Demenz, Hörverlust und steht mit bestimmten Krebsarten in Verbindung wie jüngste Studien gezeigt haben. Darüber hinaus ist Diabetes mellitus ein weiterer Risikofaktor für den Krebstod.

Die potenziellen Mechanismen des verringerten Überlebens bei Patienten mit Lungenkrebs und Diabetes sind die Hyperinsulinämie und Hyperglykämie bei schlecht eingestelltem Diabetes, da beide zur Progression des Lungenkrebses beitragen. Bislang konnte jedoch keine Studie den Zusammenhang zwischen dem Schweregrad des Diabetes und der Überlebensprognose bei Lungenkrebs klinisch nachweisen und diese ist nach wie vor unklar.

Zielsetzung

Die Studie untersuchte den Einfluss des Schweregrades eines diagnostizierten Diabetes auf das Überleben von Lungenkrebspatienten mit einem Plattenepithelkarzinom der Lunge (Squamous cell lung cancer [SqCLC]).

Methodik

In die Studie eingeschlossen wurden Patienten ≥ 20 Jahre mit Diabetes und einem SqCLC der Lunge aus der Datenbank des taiwanesischen Krebsregisters zwischen den Jahren 2008 und 2018. Der Diabetes wurde in Scores gemäß dem adaptierten Diabetes Complications Severity Index (aDCSI) in den ersten drei Monaten nach der SqCLC-Diagnose eingeteilt. Hierfür wurden zwei Gruppen mit leichtem (aDCSI = 0-1) und mittelschwerem bis schwerem Diabetes (aDSCI ≥2) gebildet. Die Studie führte anschließend ein Head-to-Head-Prospensity-Score-Matching (PSM) der Patienten im Verhältnis 1:1 durch, um die Auswirkungen verschiedener Scores des aDSCI auf das Überleben von SqCLC-Patienten zu schätzen.

Ergebnisse

Die Kohorte umfasste insgesamt 5.742 Patienten SqCLC der Lunge und mit einem diagnostizierten Diabetes. Diese wurden in zwei Gruppen mit leichtem und mittlerem bis schweren Diabetes (n=2.871 Patienten pro Gruppe) aufgeteilt. Die Altersverteilung der beiden Gruppen war vergleichbar und sie waren in Bezug auf Geschlecht, klinischem AJCC-Stadium, Einkommensniveau, Urbanisierung, CCI-Score, Komorbiditäten, aktueller Raucherstatus, alkoholbedingte Erkrankungen und Diabetesdauer nicht signifikant verschieden.

Aufgrund der hohen Kolinearität des Diabetes-Schweregrades wurde die Verwendung des Diabetes-Medikamentes und die Anzahl der eingenommenen Medikamente nicht angepasst. Patienten mit mittelschwererem bis schwerem Diabetes nahmen im Vergleich zu Patienten mit leichtem Diabetes eine signifikant höhere Anzahl an Medikamenten ein und bekamen diese auch häufiger verschrieben.

Die Gesamtsterblichkeit

Der primäre Endpunkt, definiert als die Gesamtsterblichkeit, unterschied sich signifikant zwischen den beiden Gruppen. Dabei wiesen die Patienten mit einem SqCLC der Lunge und mittelschwerem bis schwerem Diabetes eine um 17% höhere Gesamtmortalität auf als solche Patienten mit einem leichtem Diabetes (bereinigte Hazard Ratio (HR): 1,17; 95%-Konfidenzintervall (KI): 1,08-1,28; p<0,0005).

Die bereinigte HR der Gesamtmortalität für Patienten im Alter von 66-75 Jahren, 76-85 Jahren und > 85 Jahren im Vergleich zu Patienten ≤ 65 Jahre betrug: 1,33 (95%-KI: 1,13-1,57), 2,03 (95%-KI: 1,76-2,37) bzw. 3,12 (95%-KI: 2,60-3,71). Der Vergleich zwischen männlichen und weiblichen Patienten zeigte eine HR von 1,19 (95%-KI: 1,10-1,34).

Fazit

Die hier vorgestellte Studie ist die erste, die zeigt, dass ein mittelschwerer bis schwerer Diabetes (aDSCI≥ 2) bei Patienten mit SqCLC der Lunge unter einer Standardtherapie ein unabhängiger prognostischer Faktor für das Gesamtüberleben bzw. die Gesamtmortalität ist. Die Vermeidung der Progression des Diabetes ist bei SqCLC-Patienten notwendig, da es nicht nur ihre die Einstellung ihres Diabetes, sondern auch ihr Gesamtüberleben in Bezug auf die Krebserkrankung verbessert.

Autor:
Stand:
23.06.2022
Quelle:

Su C.H. et al. (2022): Association of Diabetes Severity and Mortality with Lung Squamous Cell Carcinoma. Cancers. DOI: https://doi.org/10.3390/cancers14102553

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