
Wie das Unternehmen Bayer Anfang Juli 2019 berichtet, belegen die Ergebnisse der Phase-III-Studie EINSTEIN-Jr. die Wirksamkeit und Sicherheit von Rivaroxaban bei Kindern mit venöser Thromboembolie. Laut Hersteller sind diese vergleichbar mit der Wirksamkeit und Sicherheit, die aus früheren Xarelto-Studien mit erwachsenen Patienten bekannt sind.
Die Daten zeigen bei Kindern, die mit Rivaroxaban behandelt werden, ein niedriges Risiko für wiederkehrende venöse Thromboembolien bei einer numerisch verminderten Zahl von Ereignissen gegenüber einer Standardtherapie (Heparin allein oder in Verbindung mit einem Vitamin-K-Antagonisten wie Warfarin). Schwere Blutungen traten in der Rivaroxaban-Gruppe während der Studie nicht auf. Die Patienten erhielten Rivaroxaban als Tabletten oder als neu entwickelte Suspension.
Die Ergebnisse der EINSTEIN-Jr.-Studie wurden auf dem 27. Kongress der Internationalen Gesellschaft für Thrombose und Hämostase (ISTH, International Society on Thrombosis and Haemostasis) in Melbourne in Australien vorgestellt. „Die derzeitige Behandlung von VTE bei Kindern beruht oft auf der Injektion von Gerinnungshemmern und erfordert eine Laborüberwachung und Dosisanpassung. Bislang basierten die pädiatrischen Therapien mit Gerinnungshemmern vor allem auf Beobachtungsdaten und auf der Extrapolation von Daten, die bei Erwachsenen gewonnen wurden. Die EINSTEIN-Jr.-Studie ist ein wichtiger Schritt nach vorn für die Behandlung von VTE bei Kindern“, sagte Professor Christoph Male von der Abteilung für Kinderheilkunde der Medizinischen Universität Wien in Österreich.
EINSTEIN-Jr.-Studie
In der randomisierten, offen durchgeführten Phase-III-Studie EINSTEIN-Jr. wurden 500 Kinder von der Geburt bis zum Alter von 17 Jahren mit nachgewiesener akuter VTE untersucht, bei denen bereits mit einer Heparinbehandlung begonnen worden war. Die Teilnehmer wurden im Verhältnis 2:1 randomisiert. Die Studiengruppe erhielt Rivaroxaban (als Tablette oder Suspension) in einer dem Körpergewicht angepassten Dosierung, die einer Dosierung von 20 mg bei Erwachsenen entsprach.
Studienaufbau
Die Vergleichsgruppe erhielt den Therapiestandard (niedermolekulares Heparin oder Fondaparinux oder einen Vitamin-K-Antagonisten, jeweils in der verordneten Dosierung). Die Behandlungsdauer war meist 3 Monate, aber Kinder unter 2 Jahren mit Katheter-assoziierter VTE wurden nur einen Monat lang behandelt.
Am Ende der Behandlungsphase wurde der Befund erneut mit bildgebenden Verfahren überprüft, dabei wurden die Ergebnisse analog zu den bekannten Studien mit Rivaroxaban bei Erwachsenen mit VTE ausgewertet.
Ergebnisse
Die Ergebnisse zeigten: Bei 4 von den 335 Kindern in der Rivaroxaban-Gruppe (1,2%) sowie bei fünf von den 165 Kindern in der Gruppe mit Standardbehandlung (3,0%) trat erneut eine VTE auf (Hazard Ratio 0,40; 95%-Konfidenzintervall, 0,11 bis 1,41). Die Bildgebung zeigte in der Rivaroxaban-Gruppe im Vergleich zur Gruppe mit Standardbehandlung einen besseren Effekt auf die thrombotische Last (p=0,012). Klinisch relevante Blutungen traten bei 10 Kindern in der Rivaroxaban-Gruppe auf (3,0%, keine schweren Blutungen), und bei 3 Kindern in der Gruppe mit Standardbehandlung (1,9%, zwei schwere Blutungen, eine nicht schwere Blutung). Die Einschätzung der absoluten und relativen Wirksamkeit und Sicherheit ist ähnlich wie bei den früheren Studien mit Rivaroxaban bei Erwachsenen.
Xarelto bald neue Therapieoption für Kinder mit VTE?
„Heute werden venöse Thromboembolien im Kindesalter häufiger als in der Vergangenheit identifiziert, da mehr Kinder mit lebensbedrohlichen oder chronischen Erkrankungen überleben und auch das Bewusstsein für VTE bei Kinderärzten steigt“, sagte Dr. Jörg Möller, Mitglied des Vorstands der Bayer AG Pharma und Leiter der Forschung und Entwicklung. „Die Studienergebnisse bringen uns dem Ziel, Kinderärzten eine neue Therapieoption für Kinder anzubieten, einen Schritt näher. Rivaroxaban hat das umfangreichste klinische Studienprogramm aller Nicht-Vitamin-K-abhängigen oralen Gerinnungshemmer und wir untersuchen weiterhin, welche Patienten am meisten von der Anwendung dieses Produkts werden.
Zulassungsantrag soll eingereicht werden
Bayer wird nach eigenen Angaben einen Zulassungsantrag für die neue Behandlungsoption für Kinder mit venösen Thromboembolien bei der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) einreichen, einschließlich des Granulats für die Herstellung der Suspension zur oralen Einnahme.