Implementierung von Screening-Kriterien für entzündliche Darmerkrankungen bei Spondyloarthritis

In einer Querschnittsstudie wurden die Screening-Kriterien angewendet und zeigten eine hohe Korrelation mit klinischen Darmbeschwerden.

Arzt Gespraech Patient

Spondyloarthritis (SpA) stellt eine Gruppe chronischer autoinflammatorischer Erkrankungen dar. Diese zeigt sich häufig auch mit extraartikulären Symptomen, wie gastrointestinalen Beschwerden. Bisher gibt es nur mangelnde Daten zu gastrointestinalen Symptomen bei Patienten mit SpA ohne Diagnose einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung (CED). Dabei weisen bis zu 60% der Patienten mit SpA eine subklinische Darmbeteiligung auf. Das Erkennen des Zusammenhangs zwischen Darmproblematik und Gelenkerkrankung beeinflusst die rechtzeitige Diagnose und angepasste Therapiewahl der Patienten.

Wo kann man ansetzen?

Im Rahmen einer kolumbianischen Querschnittsstudie wurden die Ergebnisse der Implementierung von CED-Screening-Instrumenten bei kolumbianischen Patienten mit SpA und damit einhergehende Zusammenhänge von entzündlichen Befunden untersucht.

Welche Kriterien spielen eine Rolle?

Es wurden 82 Studienteilnehmer (45 Männer und 37 Frauen) mit SpA zwischen 18 und 65 Jahren ohne bestehende CED-Diagnose gescreent. Die Screening-Kriterien wurden jeweils in drei Haupt- und Nebenkriterien gegliedert. Zu den Hauptkriterien gehörten rektale Blutungen, Durchfall von mehr als vier Wochen und perianale Krankheiten. Die Nebenkriterien beinhalteten Bauchschmerzen von mehr als vier Wochen, Eisenmangelanämie und Eisenmangel. Zudem wurden noch weitere extraintestinale Symptome untersucht.

Zusammenhang zwischen gastrointestinalen Symptomen und SpA bestätigt

Die meisten Patienten zeigten zwei oder mehr gastrointestinale Symptome und knapp die Hälfte der Patienten erfüllte mindestens ein Hauptkriterium, vor allem im Zusammenhang mit einer Vorgeschichte einer Infektion.

Es zeigte sich eine deutliche Assoziation von rektalen Blutungen mit aktivem Rauchen und Patienten mit ankylosierender Spondylitis -Diagnose. Durchfall war oft mit Bauchschmerzen, Nahrungsmittelintoleranz, Rauchen, früheren gastrointestinalen Infektionen und höherer Krankheitsaktivität verbunden. Auch erhöhte Spiegel von Calprotectin und C-reaktivem Protein waren mit Durchfall verknüpft. Es gab keinen Fall von perianaler Erkrankung.

Mehr als ein Drittel der Patienten zeigte Bauchschmerzen. Damit einher gingen häufig simultane axiale und periphere Krankheitsbeteiligung, Lendenschmerzen, Enthesitis, Blut im Stuhl, Müdigkeit und Blähungen.

Endoskopische und histologische Befunde unterstreichen Assoziation

Zusätzlich zu den Screening-Kriterien wurde eine Gruppe von Patienten mittels Ileokoloskopie mit digitaler Chromoendoskopie und histologischer Analyse untersucht. Es zeigten sich in allen Darmsegmenten, insbesondere im Ileum, Veränderungen im Zusammenhang mit SpA. Die häufigsten pathologischen Abweichungen waren Anzeichen einer intestinalen Entzündungsbeteiligung im Rahmen von akuten oder chronischen Entzündungen, sowie der Verlust des Gefäßmusters. Es hatten über 70% der Patienten mindestens ein Screening-Kriterium (vorwiegend Bauchschmerzen) erfüllt, welches signifikant mit dem Entzündungsmuster des Darms zusammenhängt. Zudem wurde eine Verknüpfung von chronischen Entzündungsmustern mit Durchfall gefunden, welches auch schon in vorherigen Studien gezeigt wurde.

In dieser Studie konnten sich zwei Patientengruppen mit unterschiedlichen Symptomschwerpunkten hervorheben. Die erste Gruppe hatte vorwiegend eine axiale Beteiligung mit Bauchschmerzen, rektalen Blutungen und Architekturveränderungen im Ileum. Die zweite Patientengruppe wies akute Entzündungen im Ileum und Enthesitiden auf.

Was kann eine Implementierung der Screening-Kriterien bewirken?

Diese Studie konnte durch die Anwendung der CED-Screening-Kriterien bei Patienten mit SpA eine Verbindung mit gastrointestinalen Beschwerden deutlich machen. Als Hauptsymptome zeigten sich Durchfall und Bauchschmerzen, die mit frühen entzündlichen Darmveränderungen und erhöhter Krankheitsaktivität einhergingen. Dies ließ sich auch durch endoskopische und histologische Befunde bestätigen. Die Implementierung der Screening-Kriterien im Rahmen einer ausführlichen Anamnese und detaillierten klinischen Untersuchung mit eventuell nachgeschalteten endoskopischen Verfahren schafft die Chance einer frühzeitigen Diagnose, Behandlung und Überweisung an die Gastroenterologen und trägt somit maßgeblich zur optimalen Patientenversorgung und Krankheitsbewältigung bei.

Autor:
Stand:
08.03.2023
Quelle:

Gutiérrez‑Sánchez et al. (2022): Implementation of screening criteria for inflammatory bowel disease in patients with spondyloarthritis and its association with disease and endoscopic activity. Clinical Rheumatology, DOI: 10.1007/s10067-022-06297-7

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