
Der Hersteller Sanofi informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über die Einschränkung der Anwendung von Lemtrada (Wirkstoff Alemtuzumab) bei Patienten mit Multipler Sklerose (MS).
Zusammenfassung
Lemtrada ist mit dem Risiko schwerer, in Einzelfällen tödlicher Nebenwirkungen verbunden. Die Anwendung wurde wie folgt eingeschränkt:
Lemtrada ist angezeigt für die krankheitsmodifizierende Monotherapie bei Erwachsenen mit hochaktiver schubförmig-remittierender Multipler Sklerose (RRMS) bei folgenden Patientengruppen:
- Patienten mit hochaktiver Erkrankung trotz vollständiger und angemessener Behandlung mit mindestens einer krankheitsmodifizierenden Therapie (DMT) oder
- Patienten mit rasch fortschreitender schwerer schubförmig-remittierender Multipler Sklerose, definiert durch zwei oder mehr Schübe mit Behinderungsprogression in einem Jahr, und mit einer oder mehr Gadolinium-anreichernden Läsionen in der MRT des Gehirns oder mit einer signifikanten Erhöhung der T2-Läsionen im Vergleich zu einer kürzlich durchgeführten MRT.
Zusätzliche Gegenanzeigen
- schwere aktive Infektion, bis diese vollständig abgeklungen ist
- unkontrollierte Hypertonie
- Dissektionen zervikozephaler Arterien in der Anamnese
- Schlaganfall in der Anamnese
- Angina pectoris oder Myokardinfarkt in der Anamnese
- Koagulopathie, unter Therapie mit Thrombozytenaggregationshemmern oder Antikoagulanzien
- bestehende Autoimmunerkrankungen, außer MS
Erforderliche Maßnahmen
Die Anwendung von Lemtrada sollte ausschließlich in einem Krankenhaus mit der Möglichkeit intensivmedizinischer Behandlung erfolgen, da schwerwiegende Nebenwirkungen, wie Myokardischämie oder Myokardinfarkt, zerebrale Blutungen oder pulmonale Blutungen, während oder kurz nach der Infusion auftreten können. Patienten sollten sorgfältig überwacht und angehalten werden, ihren Arzt zu kontaktieren, falls Anzeichen oder Symptome schwerwiegender Reaktionen kurz nach der Infusion auftreten.
Patienten sollten für mindestens 48 Monate nach der letzten Infusion auf Autoimmunerkrankungen überwacht werden und darauf hingewiesen werden, dass diese Erkrankungen auch mehr als 48 Monate nach der letzten Infusion auftreten können.
Hintergrundinformationen
Die EMA hat das Nutzen-Risiko-Verhältnis von Lemtrada überprüft, auf Grund von Berichten über schwerwiegende Nebenwirkungen mit in Einzelfällen tödlichem Ausgang nach der Markteinführung. Die bestehenden Maßnahmen zur Risikominimierung reichten für das Management dieser Risiken nicht aus.
Die EMA ist zu dem Schluss gekommen, dass Myokardischämie, Myokardinfarkt, Hirnblutung, Dissektionen zervikozephaler Arterien, pulmonale alveoläre Blutungen und Thrombozytopenie, selten in engem zeitlichen Zusammenhang mit einer Lemtrada-Infusion auftreten können. In vielen Fällen war der Beginn der Reaktionen innerhalb weniger Tage nach der Infusion und die Patienten hatten keine klassischen Risikofaktoren für die Ereignisse.
Ein kausaler Zusammenhang mit Lemtrada wird auch für autoimmune Hepatitis, Hämophilie A und hämophagozytische Lymphohistiozytose (HLH) vermutet. HLH ist ein lebensbedrohliches Syndrom einer pathologischen Immunaktivierung, welches durch Symptome wie Fieber, Hepatomegalie und Zytopenien gekennzeichnet ist. Es ist mit einer hohen Sterblichkeit verbunden, wenn es nicht frühzeitig erkannt und behandelt wird.
Autoimmunerkrankungen treten innerhalb von Monaten bis Jahren nach Beginn der Lemtrada-Behandlung auf. Klinische Untersuchungen und Laboruntersuchungen sollten in regelmäßigen Abständen bis mindestens 48 Monate nach der letzten Lemtrada-Behandlungsphase durchgeführt werden, um auf frühe Anzeichen von Autoimmunerkrankungen zu überwachen. Patienten, die Autoimmunität entwickeln, sollten auf andere autoimmunvermittelte Erkrankungen untersucht werden. Patienten und Ärzte sollten sich bewusst sein, dass Autoimmunerkrankungen auch später als 48 Monate nach der letzten Lemtrada-Behandlung auftreten können.
Fälle einer Reaktivierung des Epstein-Barr-Virus (EBV ), einschließlich schwerer EBV-Hepatitis-Fälle wurden bei Patienten berichtet, die mit Lemtrada behandelten wurden.
Die Anweisungen zur Infusion lesen Sie bitte im beigefügten Rote-Hand-Brief.