Rote-Hand-Brief zu Zolgensma

Der Hersteller informiert über Berichte zu tödlichem, akutem Leberversagen unter der Therapie von Zolgensma (Onasemnogen-Abeparvovec) und Maßnahmen zur Verringerung des Risikos.

Rote-Hand-Brief

Die Firma Novartis Pharma GmbH informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) und dem Paul-Ehrlich-Institut (PEI) über Folgendes:

Zusammenfassung

  • Bei Patienten, die mit Onasemnogen-Abeparvovec behandelt wurden, wurden tödliche Fälle von akutem Leberversagen berichtet.
  • Die Leberfunktion sollte vor der Behandlung und regelmäßig für mindestens drei Monate nach der Infusion überwacht werden.
  • Patienten mit sich verschlechternden Leberfunktionstests und/oder Anzeichen oder Symptomen einer akuten Erkrankung sind unverzüglich zu untersuchen.
  • Wenn Patienten nicht ausreichend auf Kortikosteroide ansprechen, sollte ein pädiatrischer Gastroenterologe oder Hepatologe konsultiert und eine Anpassung des Kortikosteroiddosierungsschemas in Betracht gezogen werden.
  • Die Kortikosteroide sollten erst dann ausgeschlichen werden, wenn die Leberfunktionstests unauffällig sind (normale klinische Untersuchung, Gesamtbilirubin sowie ALT- und AST-Werte unter dem 2-fachen der Normobergrenze (2x ULN)).
  • Die Betreuungspersonen sind über das schwerwiegende Risiko einer Leberschädigung und die Notwendigkeit einer regelmäßigen Überwachung der Leberfunktion zu informieren.

Hintergrund zu den Sicherheitsbedenken

Zolgensma (Onasemnogen-Abeparvovec) ist indiziert für die Behandlung der spinalen Muskelatrophie (SMA). Die kumulative Gesamtexposition beläuft sich bisher auf etwa 3.000 Patienten.

Die mit Onasemnogen-Abeparvovec gemeldete Hepatotoxizität äußert sich häufig in Form von Leberfunktionsstörungen wie erhöhten Aminotransferasen (AST, ALT). Es wurde jedoch auch über akute, schwerwiegende Leberschäden oder akutes Leberversagen, auch mit tödlichem Ausgang, berichtet.

Kortikosteroid-Behandlung und engmaschige Überwachung

Der zugrunde liegende Mechanismus hängt wahrscheinlich mit einer angeborenen und/oder adaptiven Immunreaktion auf den Vektor zusammen. Daher werden eine prophylaktische Kortikosteroidbehandlung und die Überwachung der Leberfunktion zu Beginn und regelmäßig für mindestens drei Monate nach der Infusion von Onasemnogen-Abeparvovec empfohlen. Dazu gehört eine wöchentliche Überwachung während des ersten Monats und der gesamten Kortikosteroid-Ausschleichphase, gefolgt von einer zweiwöchentlichen Überwachung für einen weiteren Monat und zu anderen Zeitpunkten, wenn dies klinisch angezeigt ist.

Patienten mit Anzeichen oder Symptomen, die auf eine Leberfunktionsstörung hindeuten, sollten umgehend auf eine Leberschädigung untersucht werden. Falls die Patienten nicht ausreichend auf die Kortikosteroide ansprechen, ist ein pädiatrischer Gastroenterologe oder Hepatologe hinzuzuziehen. Es sollte eine Anpassung des Kortikosteroiddosierungsschemas in Erwägung gezogen werden, einschließlich einer längeren Dauer und/oder einer höheren Dosis oder eines langsameren Ausschleichens, um die Hepatotoxizität zu behandeln.

Zwei tödliche Fälle durch akutes Leberversagen

Kürzlich wurden zwei tödliche Fälle von akutem Leberversagen bei Patienten mit SMA im Alter von vier bzw. 28 Monaten berichtet, die mit Onasemnogen-Abeparvovec behandelt wurden. Die gemeinsamen klinischen Merkmale dieser beiden Fälle sind im Folgenden zusammengefasst:

  • Die erste Manifestation einer Leberschädigung war eine asymptomatische Erhöhung der Leberaminotransferasen innerhalb der ersten ein bis zwei Wochen nach der Infusion von Onasemnogen-Abeparvovec, die mit einer erhöhten Prednisolon-Dosis behandelt wurde.
  • Zum klinischen Erscheinungsbild der Hepatotoxizität gehörten Erbrechen, Schwäche und ein zweiter Anstieg der Leberaminotransferasen. Dies wurde zwischen fünf und sechs Wochen nach der Infusion von Onasemnogen-Abeparvovec und etwa ein bis zwei Wochen nach Beginn des Prednisolon-Ausschleichens beobachtet.

Es folgten eine rasche Verschlechterung der Leberfunktion, eine hepatische Enzephalopathie und Multiorganversagen. Der Tod trat sechs bis sieben Wochen nach der Onasemnogen-Abeparvovec- Infusion ein, also in der Zeit, in der die Kortikosteroid-Dosis ausgeschlichen wurde.

Aktualisierung der Produktinformation

Die Produktinformationstexte für Onasemnogen-Abeparvovec werden aktualisiert, um die oben genannten Informationen zu berücksichtigen.

Aufforderung zur Meldung von Nebenwirkungen

Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Zolgensma unterliegt einer zusätzlichen Überwachung, um eine schnelle Identifizierung von neuen Sicherheitsinformationen zu ermöglichen.

Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung so bald wie möglich an den Hersteller, das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) oder die entsprechende Arzneimittelkommission zu melden. Die Kontaktdaten können dem beigefügten Rote-Hand-Brief entnommen werden.

PDF öffnenRote-Hand-Brief zu Zolgensma – Februar 2023

Autor:
Stand:
16.02.2023
Quelle:

Novartis Pharma GmbH: Rote-Hand-Brief zu Zolgensma – Februar 2023

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