
Die Firma Recordati Rare Disease SARL, Frankreich, informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Regierungspräsidium Tübingen über Folgendes.
Der Hersteller informiert über den Rückruf und Vertriebsstopp bestimmter Chargen von Cystagon 150 mg Kapseln (Mercaptaminbitartrat) aufgrund von Berichten über schwere gastrointestinale Symptome.
Die Firma Recordati Rare Disease SARL, Frankreich, informiert in Abstimmung mit der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) und dem Regierungspräsidium Tübingen über Folgendes.
Cystagon wird bei Patienten mit nephropathischer (Nieren-)Zystinose verabreicht.
Nach Einführung der Charge T2208 von Cystagon 150 mg Kapseln in der Türkei (Härtefall-Programm – „Compassionate use“), traten bei 8 Patienten unmittelbar nach der Einnahme von Cystagon Kapseln schwere gastrointestinale Beschwerden auf, die zu einem Krankenhausaufenthalt führten. Alle Patienten haben sich wieder erholt. In den genannten Fällen wurde auch über einen schlechten Geruch der Cystagon Kapseln berichtet.
Darüber hinaus erhielt das Unternehmen mehrere Beschwerden über einen extrem schlechten Geruch der zur selben Zeit hergestellten Kapseln (Chargen, die in der gleichen Anlage unter Verwendung desselben Wirkstofflieferanten hergestellt wurden) (Chargen T2207 und T2209) und ebenso Beschwerden über einige zerbrochene Kapseln. In diesem Zusammenhang wurde lediglich ein nicht schwerwiegender Fall mit gastrointestinalen Störungen dem Unternehmen gemeldet.
Es wurde eine Untersuchung der Charge durchgeführt, die mit den 8 Berichten über Krankenhausaufenthalte in Verbindung gebracht wurde (Charge T2208). Diese Untersuchung wurde auf andere Chargen ausgeweitet, die zur selben Zeit produziert wurden (Chargen T2207; T2209, T2210 und T2211). Bei der Untersuchung dieser 5 Chargen wurde kein Qualitätsmangel festgestellt.
Als einzige Ursache für den strengen/üblen Geruch konnte das Fehlen von schwarzer Aktivkohle in dem derzeit vermarkteten Behältnis identifiziert werden. Zum Zeitpunkt der Verlagerung der Bulkproduktion von Cystagon Kapseln aus den USA nach Frankreich Mitte 2021 wurde der in den Flaschen befindliche 2-in-1-Behälter (mit schwarzer Aktivkohle und Siliziumdioxidgranulat als Trockenmittel) durch ein Trockenmittel auf Siliziumdioxidbasis im Behälterverschluss ersetzt.
Die schwarze Aktivkohle dient dazu, die starken Eigengerüche von Cysteamin (dem Wirkstoff von Cystagon und insbesondere von Cystamin, seinem Hauptabbauprodukt) zu absorbieren. Die Berichte über den extrem schlechten Geruch lassen sich durch das Weglassen der schwarzen Aktivkohle bei der Zusammensetzung des Trockenmittels erklären.
Berichte über zerbrochene Kapseln lassen sich durch die höhere Menge an Trockenmittel in den aktuellen Behältnissen (2 g) im Vergleich zu den früheren Behältnissen erklären, die einen 1 g-Behälter mit Trockenmittel und schwarzer Aktivkohle enthielten, was den Kapselkörper schwächen kann.
Der unerwartete Schweregrad der bekannten Nebenwirkungen (sind in den Produktinformationen aufgeführt) und das mangelnde klare Verständnis der Ursache haben das Unternehmen dazu veranlasst, die Charge T2208 in den Ländern, in denen sie vertrieben wurde, zurückzurufen und einer umfassenden Untersuchung durchzuführen. Innerhalb der EU wurde die betroffene Charge nur in Italien in den Handel gebracht.
Der Vertrieb der 4 weiteren Chargen T2207, T2209, T2210 und T2211, die zur selben Zeit wie die Charge T2208 produziert wurden, wurde gestoppt. Für diese Chargen wurde kein neuer Fall gemeldet.
Es wurden keine zusätzlichen Risiken im Zusammenhang mit dem gemeldeten schlechten Geruch festgestellt. Die Verwendung des Produkts wird als sicher angesehen.
Chargen von Cystagon mit dem neuen Behälter (Trockenmittel und schwarze Aktivkohle) werden für April 2023 erwartet.
Die Ziele dieses Schreibens an Angehörige der Gesundheitsberufe sind laut Zulassungsinhaber:
Die Meldung des Verdachts auf Nebenwirkungen nach der Zulassung ist von großer Wichtigkeit. Sie ermöglicht eine kontinuierliche Überwachung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses des Arzneimittels. Angehörige von Gesundheitsberufen sind aufgefordert jeden Verdachtsfall einer Nebenwirkung an den Hersteller, das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) oder die entsprechende Arzneimittelkommission zu melden. Die Kontaktdaten können Sie dem beigefügten Rote-Hand-Brief entnehmen.
Recordati Rare Disease SARL: Rote-Hand-Brief zu Cystagon