Stillen könnte Babys vor einer SARS-CoV-2-Infektion schützen

Antikörper gegen SARS-CoV-2, die bei stillenden Müttern in der Muttermilch nachgewiesen wurden, fanden sich auch in den Stuhlproben der gestillten Säuglinge.

Stillende mit Säugling

Das kindliche Immunsystem profitiert in den ersten Lebensmonaten von den maternalen Antikörpern, die pränatal über die Plazenta und nach der Geburt über die Muttermilch weitergegeben werden – so auch beim Coronavirus SARS-CoV-2. Es ist bekannt, dass eine Impfung während der Schwangerschaft funktionale Anti-Spike-IgG-Antikörper im mütterlichen Kreislauf erzeugt, die bei der Geburt im Nabelschnurblut nachweisbar sind und das Kind vor Covid-19 schützen können. Neuere Studien haben gezeigt, dass sowohl eine Covid-19-Infektion als auch eine Impfung die Sekretion von neutralisierendem SARS-CoV-2-IgA und -IgG in der Humanmilch (HM) induziert. Ein Team um Joseph Larkin von der Universität von Florida in Gainesville untersuchte nun die Übertragung von neutralisierenden HM-Antikörpern auf gestillte Säuglinge. Die Ergebnisse sind in der Fachzeitschrift »Journal of Perinatology« als Preprint erschienen [1].

Zielsetzung

Die Forschenden analysierten das Vorhandensein, die Dauerhaftigkeit und die Neutralisierungskapazität von SARS-CoV-2-spezifischen Antikörpern im Stuhl des gestillten Kindes, im Plasma der Mutter und in der Muttermilch geimpfter Stillenden.

Methodik

Die Beobachtungsstudie umfasste 37 stillende Mütter vor oder nach einer Covid-19-Impfung mit den Vakzinen von Pfizer/BioNTech, Moderna oder Johnson & Johnson. Bis auf drei erhielten alle Mütter die Covid-19-Impfung während der Stillzeit, drei während der Schwangerschaft. Stuhlproben wurden von insgesamt 25 Säuglingen entnommen. In die statistische Analyse einbezogen wurden 34 Frauen und 24 Säuglinge.

Die Abnahme von 96 mütterlichen Serum-, 101 mütterlichen Milch- und 31 kindlichen Stuhlproben erfolgte zu sechs Zeitpunkten nach Abschluss der Covid-19-Impfung: vor der Impfung, 15 bis 30 Tage nach der ersten Impfstoffdosis (bei Teilnehmern, die zwei mRNA-Impfstoffe erhielten) und dann 7 bis 30 Tage, 60 bis 75 Tage, 90 bis 105 Tage und sechs Monate nach Abschluss der 2-Dosen-Impfserie.

Ergebnisse

Die SARS-CoV-2-spezifischen IgA- und IgG-Konzentrationen im Stuhl von gestillten Säuglingen, deren Mütter eine Covid-19-Impfung erhalten hatten, waren höher als bei den Kontrollpersonen (p = 0,08 bzw. <0,0001 bei IgA und IgG).

Anhand von Pseudoviren untersuchte das Team in einem Labortest, ob die in den Stuhlproben enthaltenen Antikörper SARS-CoV-2 neutralisieren können. Erstaunlicherweise war das bereits vor der Impfung der Mütter möglich. Nach einer Covid-19-Impfung stieg die neutralisierende Wirkung deutlich an. Sie war selbst dann noch vorhanden, als die Antikörpertiter im Blut der Mutter wieder abnahmen.

Die mütterlichen SARS-CoV-2-spezifischen IgA- und IgG-Konzentrationen nahmen sechs Monate nach der Impfung ab, blieben aber höher als die Werte vor der Impfung. Nach der Covid-19-Impfung war eine verbesserte Neutralisierungskapazität in Milch und Plasma nachweisbar.

Die Aussagekraft der Studie wird jedoch durch die geringe Stichprobengröße begrenzt.

Fazit

Mütter, die gegen Covid-19 geimpft wurden und stillen, zeigen Antikörper gegen SARS-CoV-2 in der Muttermilch, die sich auch in den Stuhlproben ihrer gestillten Säuglinge fanden. Die Studienergebnisse legen nahe, dass die sezernierten SARS-CoV-2-IgA und -IgG in der Muttermilch dazu dienen könnten, das Virus zu neutralisieren und stillenden Säuglingen einen immunologischen Schutz zu bieten, der möglicherweise die Interaktion zwischen SARS-CoV-2 und ACE-2 verhindert und den Schweregrad der infektionsbedingten Symptome verringert, so die Studienautoren.

Ein klinischer Zusammenhang zwischen der Konzentration von HM-Antikörpern und dem Schutz des gestillten Säuglings wurde bislang aber noch nicht hergestellt. Hier sind weitere Studien mit größeren und vielfältigeren Populationen notwendig.

Autor:
Stand:
24.01.2023
Quelle:

Stafford, V. V. et al. (2023): Detection of SARS-CoV-2 IgA and IgG in human milk and breastfeeding infant stool 6 months after maternal COVID-19 vaccination. Journal of Perinatology, DOI: 10.21203/rs.3.rs-1950944/v1

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