
Die Prävalenz der Psoriasis beträgt in Deutschland rund 2%. Ungefähr 80% der Psoriasis-Patienten sind dabei von der Psoriasis vulgaris, die auch Plaque-Psoriasis genannt wird, betroffen. Die Erkrankung kann die Lebensqualität der Patienten stark einschränken. Untersuchungen haben ergeben, dass die Plaque-Psoriasis in Abhängigkeit vom Schweregrad die Betroffenen durch die körperlichen Beschwerden und Einschränkungen, aber auch durch die psychosoziale Stigmatisierung infolge der sichtbaren Hautveränderungen, erheblich belasten kann [1].
Schweregradbeurteilung durch PASI und PGA
Zur Beurteilung von Ausdehnung und Ausprägung der Schuppenflechte sowie des Behandlungserfolgs wird der Psoriasis Area and Severity Index (PASI) herangezogen. Der PASI-Score reicht von 0 (keine Schupppenflechte) bis zum Maximalwert 72. Werte <10 stehen für eine leichte Schuppenflechte-Form und Werte >10 für eine mittelschwere bis schwere Form der Erkrankung. Für die Abgrenzung mittelschwerer und schwerer Form liegen keine einheitlichen Kriterien vor. Der Physician Global Assessment (PGA)-Wert basiert auf einer 6-Punkte-Skala von 0 (erscheinungsfrei) bis 5 (schlechtester Wert). Das Ansprechen auf die Therapie gegenüber Baseline wird als schlecht (0-24 %), mäßig (25-49 %), gut (50-74 %), sehr gut (75-99 %) oder vollständig abgeheilt (100 %) bewertet.
Tildrakizumab
Tildrakizumab ist ein humanisierter monoklonaler Antikörper, der für die systemische Behandlung von Erwachsenen mit mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis indiziert ist. Er inhibiert die Freisetzung von proinflammatorischen Zytokinen und Chemokinen, indem er die p19-Untereinheit von Interleukin-23 (IL-23) blockiert. Als IL-23-Only-Blocker wirkt Tildrakizumab sehr gezielt und hat kaum Auswirkungen auf das übrige Immunsystem. Nun wurden die ersten Daten zur Langzeitwirksamkeit und zum Sicherheitsprofil von Tildrakizumab über fünf Jahre Therapie im »British Journal of Dermatology« veröffentlicht [2,3].
Zielsetzung
Ziel der Studie war die Untersuchung der Wirksamkeit und Verträglichkeit von Tildrakizumab bei Patienten mit moderater bis schwerer Psoriasis vulgaris über einen Zeitraum von fünf Jahren.
Methoden
Die Phase-III-Untersuchungen reSURFACE 1 und reSURFACE 2 wurden als doppelblinde, randomisierte, kontrollierte Studien durchgeführt. Zu Studienbeginn wurden Erwachsene mit chronischer moderater bis schwerer Plaque-Psoriasis im Verhältnis 2:2:1 in eine Tildrakizumab 100 mg Gruppe (TIL100) und 200 mg Gruppe (TIL200) sowie ein Placebo-Gruppe randomisiert. Die Verabreichung des Verums und des Placebos erfolgte in den Wochen 0 und 4 und wurde anschließend alle 12 Wochen wiederholt. In reSURFACE 2 gab es zusätzlich eine aktive Kontrolle mit Etanercept (50 mg). Patienten, die nicht oder nur teilweise auf Etanercept ansprachen, wurden ab Woche 28 auf Tildrakizumab 200 mg (Etanercept-Umsteiger) umgestellt.
Weiterführung der Studie nach Woche 28
Die Studie wurde nach Woche 28 mit den Teilnehmern, die auf die Tildrakizumab-Therapie in den Dosierungen 100 mg oder 200 mg ansprachen, sowie mit den von Etanercept auf Tildrakizumab 200 mg umgestellten Patienten weitergeführt. Primärer Endpunkt der Studienverlängerung war der Anteil der Patienten, die eine mindestens 75%ige Verbesserung im PASI (PASI 75) nach Woche 244 bei kontinuierlich gleicher Dosierung erreichten.
Ergebnisse
Von den 622 Patienten, die in die Verlängerung von reSURFACE 1 und reSURFACE 2 eingeschlossen worden waren, konnten die gepoolten Daten von 496 Patienten in Woche 244 ausgewertet werden. Das entsprach >5.400 Patientenjahren. Den primären Endpunkt (PASI 75) erreichten 88,7% (TIL100), 92,5% (TIL200) und 81,3% (Etanercept-Umsteiger). Der absolute PASI-Score <3 in Woche 244 betrug für Tildrakizumab 100 mg und 200 mg 78,8 % bzw. 82,6 %. Der PGA 0/1 in Woche 244 betrug für beide Tildrakizumab-Dosierungen 68,5 % bzw. 74,2 %. Sowohl die 100 mg- als auch die 200 mg-Dosis wurden gut vertragen. Die Raten an schwerwiegenden unerwünschten Ereignissen waren niedrig (6,3 [TIL100] und 6,0 [TIL200] Patienten mit Ereignissen/100 Patientenjahre).
Fazit
Der Erstautor der Studie Professor Diamant Thaçi, Leiter des Exzellenzzentrums für Entzündungsmedizin an der Universität Lübeck (Deutschland), zieht folgendes Fazit: "In unserer Studie zeigten die Patienten, die auf Tildrakizumab ansprachen, ein klinisch signifikantes Ansprechen über fünf Jahre. Die Psoriasis-Kontrolle wurde bei einem günstigen Sicherheitsprofil beibehalten. Diese Studie zu Tildrakizumab bestätigt die Rolle, die die IL-23p19-Klasse für die Langzeitkontrolle bei unseren Psoriasis- Patienten spielen kann".