
Hintergrund
Diabetes mellitus Typ I geht trotz eines engmaschigeren Monitorings und einer verbesserten Insulinversorgung weiterhin mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Krankheiten einher. Patienten mit Typ-I-Diabetes können bereits im Teenager-Alter Gefäßschäden aufweisen. „Wir wissen, dass sich die großen Gefäße rund ums Herz, die Aorta und ihre Hauptabzweigungen bei Diabetes Typ I bereits im frühen Kindesalter abnorm entwickeln können,“ erklärte Michal Schäfer, Wissenschaftler und Medizinstudent an der Universität Colorado in einer Pressemitteilung der American Heart Association (AHA) anlässlich der Veröffentlichung eines Teils der Bromocriptine quick release T1D study (BCQR-T1D) im Fachjournal Hypertension.
Bromocriptin bei Diabetes
In der Teilstudie untersuchte ein multidisziplinäres Team von Wissenschaftlern den Einfluss einer Bromocriptin-Behandlung vs. Placebo auf die kardiovaskulären Risikofaktoren Bluthochdruck und aortale Steifigkeit bei Jugendlichen mit Diabetes Typ I. Der zentrale Dopaminagonist Bromocriptin, der vor allem als Hemmer der Prolaktin-Produktion und Parkinson-Medikament bekannt ist, erhöht auch die Insulinsensitivität bei Diabetes. Aufgrund dieser Wirkung ließ die Food and Drug Administration (FDA) Bromocriptin in den USA bereits 2009 zur Behandlung des Typ-II-Diabetes bei Erwachsenen zu.
Vorangegangene Studien zeigten auch, dass Bromocriptin bei Patienten mit Typ-II-Diabetes positive Effekte auf die Gefäßgesundheit und damit auf kardiovaskuläre Risiken hatte. Bislang wurden die kardiovaskulären Effekte von Bromocriptin bei Diabetes Typ I noch nicht untersucht. Die BCQR-T1D Studie holte dies nach. Für die Teilstudie mit den jugendlichen Typ-I-Diabetes Patienten erteilte die FDA eine Investigational New Drug Application (IND)-Zulassung.
Cross-Over Studie
BCQR-T1D wurde als placebo-kontrollierte, doppelt-blinde Cross-over-Studie in zwei Phasen mit dazwischenliegender Wash-out-Periode durchgeführt. Die jugendlichen Teilnehmer im Alter von 12-21 Jahren wurden 1:1 in zwei Gruppe randomisiert. Eine Gruppe erhielt in Phase 1 die Bromocriptin quick-release Therapie über vier Wochen gefolgt von einer Wash-out-Periode über ebenfalls vier Wochen und anschließend eine vierwöchige Behandlung mit Placebo in Phase 2. Die andere Gruppe begann in Phase 1 mit der Placebobehandlung und erhielt die Bromocriptin-Therapie im Anschluss an die vierwöchige Wash-out-Periode in Phase 2.
Blutdruck und aortale Steifigkeit wurden zu Beginn der Studie und am Ende jeder Phase gemessen. Zur Bestimmung der aortalen Steifigkeit wurden per Phasenkontrast MRT-Untersuchungen die Distensibilität als relative Änderung der Querschnittsfläche bezogen auf die Druckänderung ermittelt und die Pulswellengeschwindigkeit gemessen.
Ergebnisse
In die Teilstudie wurden 34 Jugendliche in einem Durchschnittsalter von 15,9 (±2,6) Jahren eingeschlossen. Die Dauer der Erkrankung an Diabetes Typs 1 der Teilnehmer betrug median 5,8 Jahre. Die jungen Patienten wiesen im Schnitt einen HbA1c von 8,6% (±1,1%) auf und befanden sich auf einer Body Mass Index Perzentile 71,4 (±26,1).
Verglichen mit Placebo verringerte die BCQR-Therapie den systolischen Blutdruck um 5 mmHg (95%-KI: -3 bis-7; p<0,001) und den diastolischen um 2 mmHg (95%-KI: -4 bis 0; p=0,039). In der Aorta ascendens reduzierte die BCQR-Therapie vs. Placebo die Pulswellengeschwindigkeit um 0,4m/s (p=0,018) und vergrößerte die Distensibilität um 0,08%/mmHg (p=0,007). In der thorakoabdominellen Aorta verringerte die BCQR-Therapie vs. Placebo die Pulswellengeschwindigkeit um 0,2m/s (p=0,007) und vergrößerte die Distensibilität um 0,05%/mmHg (p=0,013).
Fazit
Die Studie lieferte erste vielversprechende Hinweise, dass Bromocriptin quick release auch bei Jugendlichen mit Diabetes Typ 1 kardiovaskuläre Risikofaktoren wie den Blutdruck und die aortale Steifigkeit bereits nach einer vierwöchigen Behandlung verringern kann.
Die Limitationen der Studie sind die geringe Teilnehmerzahl und die auf vier Wochen begrenzte Dauer der Behandlung mit Bromocriptin quick release. Daher planen die Autoren weitere Studien zu den kardiovaskulären Effekten von Bromocriptin bei Patienten mit Diabetes Typ I.
Die Studie wurde gefördert von den National Institutes of Health und der Juvenile Diabetes Research Foundation (JDRF). Sie ist auf ClinicalTrials unter der Nummer NCT02544321 einzusehen.