Metabolisches Syndrom bei Jugendlichen

Das metabolische Syndrom gilt als Risikofaktor für verschiedene kardiometabolische Erkrankungen. Die Basis wird dafür meist schon im Kindes- und Jugendalter gelegt. Deshalb braucht es Präventionsprogramme, die bereits in diesem Alter ansetzen.

Metabolisches Syndrom

Das metabolische Syndrom umfasst verschiedene Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Dazu zählen besonders eine zentrale Fettleibigkeit, erhöhte Nüchternblutzuckerwerte sowie Blutfette und Bluthochdruck. Betroffene erkranken deutlich häufiger an kardiometabolischen Erkrankungen, inklusive Herzerkrankungen, Schlaganfall und Diabetes.

In den USA ist mehr als ein Drittel der Erwachsenen betroffen. Häufig beginnen die Probleme jedoch bereits im Kindes- und Jugendalter. Wie viele Jugendliche vom metabolischen Syndrom betroffen sind, ist aber wenig bekannt. Dieses Wissen wird jedoch benötigt, um Subgruppen zu erkennen und gute und effektive Präventionsstrategien zu entwickeln. Eine chinesisch-amerikanische Studie hat dazu Daten gesammelt und im Journal »JAMA Pediatrics« veröffentlicht.

Zielsetzung

Untersucht werden sollten Trends in der Prävalenz des metabolischen Syndroms. Ein besonderer Fokus lag auf individuellen Komponenten der Betroffenen sowie den assoziierten Unterschieden zwischen den Subgruppen Jugendlicher im Alter von 12 bis 19 Jahren.

Methodik

Für die Studie wurden Daten aus zehn nationalen Befragungen zwischen 1999 und 2018 ausgewertet. Die Daten entstammen den National Health and Nutrition Examination Surveys.
Das metabolische Syndrom wurde gemäß der Konsensdefinition der International Diabetes Federation definiert als Anwesenheit von einer zentralen Fettleibigkeit und zwei oder mehr weiteren Risikofaktoren wie Bluthochdruck, erhöhtem Blutzucker, erhöhten Triglyzeriden und niedrigem HDL-Cholesterin.

Evaluiert wurde die Prävalenz hinsichtlich der Subgruppen Geschlecht, Alter, Rasse und Ethnizität, höchster Schulabschluss der Eltern, der Poverty-to-Income Ratio, Ernährungssicherheitsstatus und der Body-Mass-Index (BMI)-Kategorien.

Ergebnisse

Insgesamt wurden die Daten von 6.289 Jugendlichen in die Studie eingeschlossen. Das durchschnittliche Alter lag bei 15,5 Jahren (Standardabweichung 2,74). Knapp die Hälfte (48,4%) war weiblich.

Die Prävalenz des metabolischen Syndroms blieb im Forschungszeitraum stabil bei 4,36% (95%-Konfidenzintervall [KI] 3,65% bis 5,20%). Sie schwankte jedoch, wurden Subgruppen bzw. bestimmte Eigenschaften analysiert. So stieg die Prävalenz von einem erhöhten Taillenumfang (≥90. Perzentile bzw. >102cm bei Jungen und >88cm bei Mädchen ≥16 Jahren alt) beispielsweise signifikant von 12,47% (95%-KI 10,47% bis 14,78%) auf 17,59% (95%-KI 15,07% bis 20,43%) bei einem p-Wert von 0,02. Auch für eine erhöhte Plasmaglukose wurde eine steigende Prävalenz von 10,70% (95%-KI 8,50% bis 13,39%) zu Beginn des Beobachtungszeitraums auf 23,65% am Ende beobachtet. Als erhöhte Plasmaglukose galt ein Blutzucker ≥100 mg/dL oder die Gabe von hypoglykämischen Medikamenten.

Andersherum verhielt es sich mit niedrigem HDL, erhöhten Triglyzeriden oder erhöhtem Blutdruck. Analysiert nach diesen Subkomponenten sank die Prävalenz über den Beobachtungszeitraum wie folgt.

  • Erniedrigtes HDL (<40 mg/dl für Jugendliche zwischen 10 und 16 Jahren oder <40 mg/dL bei Jungen und <50 mg/dL bei Mädchen ≥16 Jahren): von 28,40% (95%-KI 24,89% bis 32,19%) auf 19,64% (95%-KI 15,90% bis 24,01%), p=0,01
  • Erhöhte Triglyzeride (≥150 mg/dL): von 9,89% (95%-KI von 7,81% bis 12,45%) auf 5,91% (95%-KI 4,19% bis 8,31%), p<0,001
  • Erhöhter Blutdruck (≥140 mmHg systolisch bzw. ≥85 mmHg diastolisch oder die Einnahme von Blutdruckmedikamenten): von 4,83% (95%KI 3,29% bis 7,05%) auf 3,66% (95%-KI 2,46% bis 5,43%), p=0,02

Soziale Faktoren

Analysiert nach sozialen Faktoren waren vor allem Jugendliche mexikanisch-amerikanischer Abstimmung vom metabolischen Syndrom mit einer Prävalenz von 7,70% (95%-KI 6,32% bis 9,36%) betroffen. Ebenso waren Jugendliche, deren Eltern einen Schulabschluss niedriger als einen High-School-Abschluss hatten mit einer Prävalenz von 6,53% (95%-KI 4,89% bis 8,69%) am meisten betroffen. Lag die Poverty-to-Income Ratio unter 1,30, waren die Jugendlichen ebenfalls am häufigsten in der Subanalyse vom metabolischen Syndrom betroffen (Prävalenz von 4,99%; 95%-KI 3,91% bis 6,35%). Ähnliches wurde für Jugendliche aus Haushalten mit sehr niedrigem Ernährungssicherheitsstatus (Prävalenz von 6,99%; 95%-KI 4,49% bis 10,73%) und Fettleibigkeit (Prävalenz von 20,09%; 95%-KI 16,96% bis 23,61%) beobachtet.

Fazit

Die Prävalenz des metabolischen Syndroms blieb zwar insgesamt über den Forschungszeitraum stabil, sie korrelierte aber signifikant mit einigen analysierten möglichen Einflussgrößen. Dazu zählten vor allem der Taillenumfang und die Plasmaglukose aber auch verschiedene soziale Determinanten. Deshalb sollten, so empfehlen es die Studienautoren, Präventionsprogramme vor allem die zentrale Fettleibigkeit und die glykämische Kontrolle der Jugendlichen angehen. Gleichzeitig sollten die sozialen Faktoren, die ein metabolisches Syndrom begünstigen könnten, verringert werden, um die Entstehung von Gesundheitsproblemen bereits am Anfang zu unterbrechen.

Autor:
Stand:
08.11.2022
Quelle:

Liu, J. Et al. Trends in metabolic syndrome among US youth, from 1999 to 2018. JAMA Pediatrics 2022; 176(10), 1043-1045. DOI: 10.1001/jamapediatrics.2022.1850

 

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