HIV-Risiko bei nicht-viralen sexuell übertragbaren Krankheiten?

Sexuell übertragbare Erkrankungen (STD) können einander bedingen: So steigt bei Frauen das Risiko für eine Ansteckung mit dem HI-Virus um fast das Dreifache, wenn bereits eine Gonorrhö oder eine Mykoplasmen-Infektion besteht.

HIV Test

Wer häufig ungeschützten Sexualverkehr mit wechselnden Partnern hat, läuft bekanntlich Gefahr sich mit Geschlechtskrankheiten anzustecken. Besonders gefürchtet ist hier die Infektion mit dem humanen Defizienz-Virus (HIV). Doch nicht nur die Häufigkeit und Art des Sex – gefährdet sind vor allem Männer, die Sex mit Männern haben – bedingen das Risiko für eine HIV-Infektion. Auch eine bereits bestehende nicht-virale sexuell übertragbare Erkrankung (sexual transmitted disease= STD) kann das Risiko, sich auch noch mit HIV anzustecken, steigern. Ursache dafür können unter anderem Ulzerationen oder lokalisierte Immunreaktionen, die eine CD4-Zellvermehrung beinhalten, sein.

HIV-Risiko für heterosexuelle STD-Patienten

Doch wie hoch ist das tatsächlich das Risiko bei den einzelnen nicht-viralen STD für sehr aktive Heterosexuelle? Das wollte eine US-amerikanische Studiengruppe wissen. Sie untersuchten in ihrer Metanalyse von 32 Studien das HIV-Risiko für die nicht-viralen STD Chlamydia trachomatis, Mycoplasma genitalium, Neisseria gonorrhoeae, Treponema pallidum, und/oder Trichomonas vaginalis bei heterosexuellen Hochrisikopatienten.

Daten von Sexarbeiterinnen

Da die meisten Daten von Frauen stammen, die in Entwicklungsländern in der Sexarbeit oder anderen Hochrisikoberufen ( z.B. Bar- oder Hotelpersonal) tätig sind, ist die Datenlage für Frauen deutlich besser als für Männer. Daher konnten bei männlichen Patienten nicht für alle untersuchten STD das Risikoverhältnis ermittelt werden.

3-fach höheres HIV-Risiko bei Mykoplasmen-Infektion

Im Vergleich zu nicht mit Geschlechtskrankheiten infizierten Patienten betrug das HIV-Ansteckungsrisiko

  • bei weiblichen Patienten mit  bereits bestehender  
    o M. genitalium-Infektion: gepooltes Risikoverhältnis (Risk Ratio RR): 3,10 (p = 0,712), bereinigtes RR (adjusted Risk Ratio aRR): 3,10 (p = 0,712)
    o Gonorrhö: RR: 2,81 (p = 0,329), aRR: 2,74 (p = 0,240)
    o Syphilis: RR: 1,67 (p = 0,028), aRR: 1,75 (p = 0,035)
    o Trichomoniasis: RR: 1,54 (p = 0,648), aRR: 1,64 (p = 0,700)
    o Chlamydien-Infektion: RR: 1,49 (p = 0,200), aRR: 1,61 (p = 0,186)
  • bei männlichen Patienten:
    o Syphilis: RR: 1,77 (p = 0,358), aRR: 2,10 (p = 1,000)
    o Gonorrhö: RR: 2,80 (p = keine Angabe, einzelner Datenpunkt ist multivariat bereinigt)
    o Chlamydien-Infektion: RR: 0,80 (p = keine Angabe; einzelner Datenpunkt ist nicht bereinigt)

Eventuell Präexpositionsprophylaxe anbieten

Auch wenn das diese Studie einige Einschränkungen aufweist − so schlossen beispielsweise nicht alle Studien Störfaktoren wie Drogenkonsum aus – lässt sich nach Ansicht der Autoren doch daraus schließen, dass nicht-virale STD das Risiko eines heterosexuellen HIV-Erwerbs erhöhen. Entsprechend sollte  Hochrisiko-Patienten, bei denen eine STD diagnostiziert wird, eine  HIV-Präexpositionsprophylaxe erwogen werden. Das gilt vor allem bei Infektionen mit Mycoplasma genitalium (M. genitalium) und Chlamydien sowie bei Gonorrhö und Syphilis.

Autor:
Stand:
19.07.2022
Quelle:

Barker EK et al. (2022): Risk of Human Immunodeficiency Virus Acquisition Among High-Risk Heterosexuals With Nonviral Sexually Transmitted Infections: A Systematic Review and Meta-Analysis. Sex Transm Dis. 2022;49(6):383-397. doi: 10.1097/OLQ.0000000000001601.

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