
Eine Kaiserschnittentbindung hat zweifelsohne Auswirkungen auf die Gesundheit des Kindes – nicht nur perinatal, sondern auch langfristig. So weiß man schon seit Längerem, dass Kinder, die per Sectio caesarea entbunden wurden, zu Fettleibigkeit neigen. Das Risiko ist 20– 30 % höher als bei natürlich Entbundenen und bleibt bis ins Erwachsenenalter bestehen.
Dicke Kinder, diabeteskranke Erwachsene?
Bedeutet dies aber auch, dass die Betroffenen ein erhöhtes Risiko für die wichtigste Folgeerkrankung des Übergewichts, den Typ-2-Diabetes? Das fragten sich auch Wissenschaftler der Harvard Medical School (Boston, Massachusetts, USA).
Langzeit-Daten der Nurses Health-Study
Um dies zu beantworten, analysierten sie in einer prospektiven Kohortenstudie Daten von 33.226 Teilnehmerinnen der Nurses Health Study, von denen 1.089 (3,3 %) per Kaiserschnitt geboren worden waren. Zu Beginn der Untersuchung waren die Frauen durchschnittlich 33,8 Jahre alt. Das relative Risiko für Adipositas und Typ-2-Diabetes wurde anhand von Selbstauskünften der Teilnehmerinnen geschätzt, wobei der mütterliche BMI und andere mögliche Verzerrungen entsprechend bei der Berechnung berücksichtigt wurden.
Adipositas-Risiko um 10 % gesteigert
Insgesamt erstreckte sich die Beobachtungszeit auf nahezu zwei Millionen Personenjahren. Von den Sectio-Entbundenen waren 36 % der Frauen adipös, bei 6,1 % war ein Typ-2-Diabetes diagnostiziert worden.
Das adjustierte Chancenverhältnis (relative risk=RR) für eine Adipositas betrug für Kaiserschnitt versus vaginale Geburt 1,11 (95%-Konfidenzintervall KI 1,03 – 1,19), ist somit um etwa 10 % erhöht.
30% erhöhtes Risiko für Typ 2 Diabetes
Für den Diabetes wurde ein relatives Risiko RR von 1,46 berechnet (95%-KI 1,18 – 1,81), das auch nach zusätzlicher Adjustierung für den BMI der Teilnehmerinnen signifikant blieb (RR 1,34; 95%-KI 1,08 – 1,67), das heißt, das Risiko war um etwa ein Drittel höher als bei den vaginal Entbundenen.
Nur Teilnehmerinnen
Obwohl die Studie den Verdacht bestätigt, dass eine Geburt per Kaiserschnitt mit einem geringfügig höheren Risiko für Adipositas und einem deutlich erhöhten Risiko für einen Typ-2-Diabetes einhergeht, kann dieses Ergebnis nicht 1:1 auf die Gesamtbevölkerung übertragen werden. Die Autoren der Studie schränken ein, dass die Teilnehmer ausschließlich weiblich waren. Außerdem erfolgen heutzutage deutlich mehr Geburten per Kaiserschnitt als zu der Zeit, in der die Teilnehmerinnen geboren worden waren. Das heißt, eine größere Stichprobe könnte zu anderen Ergebnissen führen.