Kaiserschnitt: Jede vierte Frau hat nach drei Monaten noch Schmerzen

Eine von vier Frauen, die sich einer Kaiserschnittentbindung unterziehen, entwickelt chronische postoperative Schmerzen (CPSP). Das höchste Risiko dafür haben Raucherinnen, Frauen mit Angst vor der Operation sowie diejenigen, die unmittelbar nach dem Eingriff unter starken Schmerzen leiden.

Kaiserschnitt

Ein Kaiserschnitt gilt heutzutage als sicherer Routineeingriff, dessen Indikation oft großzügig gestellt wird. Allerdings fällt dabei häufig unter den Tisch, dass viele Frauen noch Monate nach der Sectio caesarea unter postoperativen Schmerzen leiden (CPSP= chronic post-surgical pain): etwa jede vierte Frau ist von CPSP betroffen.

Risikofaktoren für CPSP gesucht

Wenn zu einer Kaiserschnittentbindung geraten wird, wäre es wichtig, die Frauen zu kennen, die ein besonders hohes Risiko für CPSP haben und dieses gegebenenfalls mit präventiven Strategien zu minimieren. Durch eine prospektive Kohortenstudie aus Brasilien ist es gelungen, einige dieser CPSP-Risikofaktoren zu identifizieren. Die brasilianischen Gynäkologen der Universität Goiás untersuchten die Daten von 621 Müttern mit Kaiserschnittentbindung.

Schmerzmittelbedarf noch drei Monate nach Entbindung

Zur Schmerzlinderung nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nahmen von den Frauen

  • 7 Tagen nach Op 95,8%
  • 30 Tagen nach Op 36,0%
  • 60 Tagen nach Op 15,5%
  • 90 Tagen nach Op 17,0%

einfache Analgetika oder NSAR ein. Offenbar stieg der Anteil der Frauen mit Schmerzen nach zwei Monaten sogar wieder an.

Opioide wurden allerdings nicht eingesetzt.

Somit betrug die Inzidenz von moderater bis schwerer CPSP drei Monaten nach der Kaiserschnittentbindung 25,5% (95% Konfidenzintervall KI 21,8%-29,7%).

Verdoppeltes CPSP-Risiko für Raucherinnen

Mittels adjustierter Multivarianz-Analyse konnten unabhängige Risikofaktoren identifiziert werden:

So hatten Raucherinnen ein etwa doppelt so hohes Risiko für CPSP (relatives Risiko 2,22; 95% KI 1,27-3,88) im Vergleich zu Nichtraucherinnen.

Litten die Patientinnen vor der Sectio unter Angstzuständen, war das Risiko gering erhöht (RR 1,03; 95% KI 1,00-1,05).

Traten in den ersten sieben Tagen nach der Kaiserschnittentbindung schwere postoperative Schmerzen auf, hatten die Betroffenen ein fast verdreifachtes Risiko, langfristig unter Schmerzen zu leiden. (RR 2,79;95% KI 1,29-6,00).

Präventive Maßnahmen empfohlen

Die Autoren betonen in ihrem Fazit, dass die hier identifizierten Risikofaktoren durch präventive Strategien beeinflusst werden können − beispielsweise durch Entspannungstechniken zur Angstkontrolle oder durch Raucherentwöhnungsprogramme. Auch auf eine effektive Analgesie direkt postoperativ sollte geachtet werden, um das Risiko der CPSP zu minimieren.

Autor:
Stand:
28.10.2020
Quelle:
  1. Borges NC et al. (2020):  The incidence of chronic pain following Cesarean section and associated risk factors: A cohort of women followed up for three months. PLoS One. 2020;15(9):e0238634. doi: 10.1371/journal.pone.0238634. PMID: 32886704
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