Wieder möglich: Medikamentöse Myomtherapie

Myome wachsen Estrogen- und Progesteron-abhängig. Daran setzten medikamentöse Behandlungsoptionen an, die sich aber nicht durchgesetzt haben oder aktuell nicht mehr breit verfügbar sind. Jetzt gibt es eine neue medikamentöse Alternative zu ablativen Therapien.

Frau Wärmeflasche

Ein Uterus myomatosus ist ein gutartiger Tumor. Eine Behandlungsindikation besteht, wenn belastende Beschwerden auftreten. Die häufigsten von Betroffenen genannten Symptome sind starke Blutungen (41% der Patientinnen), Dysmenorrhö (28%), abdominale Schmerzen (15%) und Zwischenblutungen (14%) [2]. Aus den Blutungsanomalien resultiert bei 4% der Betroffenen auch Eisenmangel/Anämie (4%).

Neuzulassung einer medikamentösen Therapie

Für das Langzeitmanagement myombedingter Beschwerden steht seit März 2022 Relugolix-CT zur Verfügung. Relugolix ist ein oraler, nicht-peptidischer Antagonist des Gonadotropin-Releasing-Hormon(GnRH-)Rezeptors, der mit hoher Affinität an den humanen GnRH-Rezeptor bindet. Dosisabhängig wird dadurch die Ausschüttung von Luteinisierendem Hormon (LH), Follikelstimulierendem Hormon (FSH) und in der Folge auch von Estradiol und Progesteron supprimiert.

Kombination von Relugolix mit Add-back-Therapie

Relugolix-CT (Ryeqo®) enthält über 40 mg Relugolix hinaus eine Add-back-Therapie mit Estradiol (E2, 1,0 mg) und Norethisteronacetat (NETA, 0,5 mg), um Estrogenmangelsymptome zu verhindern. Die Wechseljahres-artigen Beschwerden machten bislang die Myomtherapie mit GnRH-Analoga schlecht tolerabel, berichtete Professor Dr. Peyman Hadji vom Frankfurter Hormon- und Osteoporosezentrum in Frankfurt am Main [1].

LIBERTY-Studien mit Relugolix-CT

Zwei analog geplante Phase-III-Studien prüften randomisiert und doppelblind Wirksamkeit und Sicherheit von Relugolix-CT im Vergleich zu Placebo und einer verzögerten Relugolix-CT-Therapie (zwölf Wochen Relugolix und danach weitere 12 Wochen Relugolix-CT) [3]. An den LIBERTY-Studien nahmen Frauen im Alter von 18-50 Jahren teil, die einen regelmäßigen Menstruationszyklus von einer Dauer von 21-38 Tagen, eine Blutungsdauer von weniger als 14 Tagen und einen übernormalen menstruellen Blutverlust aufwiesen. Während des Screenings musste die Myom-Diagnose bestätigt werden.

Blutverlusts wird signifikant reduziert

Primärer Endpunkt der Studien war entsprechend der oben genannten Myom-Hauptsymptome eine signifikante Reduktion des menstruellen Blutverlusts nach 24 Wochen [3]. Ein Ansprechen wurde definiert durch die Reduktion des menstruellen Blutverlusts auf < 80 ml bis Woche 24 und gleichzeitig eine Reduktion um mindestens 50% gegenüber der Ausgangsuntersuchung. Das erreichten in der Studie LIBERTY-1 73% der Frauen mit Relugolix-CT und 19% der Frauen der Placebogruppe (p<0,001).

Die Ansprechraten in der Studie LIBERTY-2 bestätigten dieses Ergebnis (Relugolix-CT: 71%, Placebo: 15%; p<0,001). Hadji hob besonders den rasche Wirkeintritt hervor: Bereits ab Woche 4 war der Blutverlust der Studienteilnehmerinnen deutlich verringert und der Effekt hielt bis Woche 24 an.

Jede zweite Myom-Patientin erreicht Amenorrhö

Eine Amenorrhö ist bei diesen Patientinnen durchaus erwünscht, erklärte Hadji weiter. Etwa die Hälfte der Patientinnen erreichte in beiden Studien diesen Endpunkt mit Relugolix-CT während der letzten 35 Studientage (LIBERTY-1: 52% vs. 6% in der Placebogruppe; LIBERTY-2: 50% vs. 3% in der Placebogruppe).

Gleichzeitig verbesserte die Therapie mit Relugolix-CT den Hämoglobin-Spiegel (Hb) bei Frauen mit einem Ausgangs-Hb von ≤ 10,5 g/dl. Der Hb stieg bin der LIBERTY-1-Studie bei 50% dieser Betroffenen um mehr als 2 g/dl bis Woche 24 an, in der LIBERTY-2-Studie bei 61% (Placebo-Gruppen: 22% und 5%).

Weniger Myom-assoziierte Schmerzen

Außerdem hatten nach 24 Wochen rund die Hälfte der mit Relugolix-CT behandelten Frauen, die zu Studienbeginn mäßige bis starke Schmerzen aufwiesen (4 und mehr Punkte auf einer numerischen Rating-Skala, NRS), nur noch leichte bis keine Schmerzen mehr (NRS ≤1).

Eine gegenüber Placebo signifikant verbesserte Schmerzreduktion durch die GnRH-Antagonisierung mit gleichzeitiger hormoneller Add-back-Therapie fand sich sowohl für Patientinnen mit menstruellen Schmerzen als auch diejenigen, die unter nicht-menstruellen abdominellen Schmerzen litten, sagte Hadji.

Nebenwirkungshäufigkeit auf Placebo-Niveau

In beiden Studien berichteten ähnlich viele Patientinnen unter Relugolix-CT und Placebo über unerwünschte Ereignisse. Hitzewallungen als häufigste Nebenwirkung traten in LIBERTY-1 bei 7,9% der Patientinnen in der Placebogruppe und 10,9% der Patientinnen in der Relugolix-CT-Gruppe auf, in der Studie LIBERTY-2 bei 3,9% der Patientinnen unter Placebo und 5,6% unter Relugolix-CT.
Kopfschmerzen berichteten in LIBERTY-1 15,0% unter Placebo und 10,9% unter Relugolix, in LIBERTY-2 11,6% unter Placebo und 8,7% unter Relugolix-CT. Die Knochendichte blieb unter Relugolix stabil, ergänzte Hadji.

Myom-Therapie ersetzt auch Kontrazeption

Die einmal tägliche orale Einnahme von Relugolix-CT kann rasch und anhaltend Myom-bedingte Symptome verringern. Nach einem Monat wird zudem eine zuverlässige kontrazeptive Wirkung durch die Unterdrückung der Ovulation erreicht, die nach Absetzen der Behandlung rasch wieder zurückkehrt, betonte Hadji. Unter der Therapie ist daher ab dem zweiten Monat keine zusätzliche Kontrazeption notwendig.

Die Studien LIBERTY-1 und -2 sind auf ClinicalTrials.gov unter der Nummer NCT03049735 und NCT03103087 registriert. Sie wurden von Myovant Sciences GmbH finanziert.

Autor:
Stand:
03.11.2022
Quelle:
  1. Prof. Dr. Pejman Hadji: „Das Liberty Studienprogramm: Einfluss auf Butung und Schmerzen“ anlässlich des Firmensymposiums „Symptomatische Uterus Myome – Was kann medikamentöse Therapie leisten?“ am 15. Oktober 2022, Veranstalter: Gedeon Richter Pharma GmbH, im Rahmen des 64. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe, München, vom 12.-15, Oktober 2022.
  2. Foth D, Röhl FW, Friedrich C et al. (2017): Symptoms of uterine myomas: data of an epidemiological study in Germany. Archives of Gynecology and Obstetrics. DOI: 10.1007/s00404-016-4239-y
  3. Al-Hendy A, Lukes AS, Poindexter AN et al. (2021): Treatment of Uterine Fibroid Symptoms with Relugolix Combination Therapy. New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJMoa2008283

 

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