
Hintergrund
Die Presbyakusis betrifft weite Teile der Bevölkerung von „lauten Ländern“. In Amerika beispielsweise ist 1/3 der 65-74-Jährigen und fast die Hälfte der >75-Jährigen von dieser Erkrankung betroffen.
Sie beginnt bei den meisten Betroffenen im fünften bis sechsten Lebensjahrzehnt und entspricht in der Regel einer beidseitigen Innenohrschwerhörigkeit. Eine kausale Therapie existiert derzeit nicht.
Die Patienten benötigen für eine reibungslose Kommunikation in der Regel eine Hörhilfe.
Bisher wurde angenommen, dass die Presbyakusis auf degenerative Veränderungen der Stria vascularis zurückgeht. Die pathophysiologischen Erkenntnisse zu dieser Erkrankung stammen aus tierexperimentellen Studien, die beobachteten, dass es im Alter zu einer Degeneration der Stria vascularis kommt. Zu bedenken bei diesen Studien ist jedoch, dass die Tiere in einer geräuscharmen Umgebung lebten, während Menschen im Laufe ihres Lebens immer wieder starken Lärmbelastungen ausgesetzt sind.
Eine aktuelle Studie konnte nun konträr zu den Tierstudien zeigen, dass der Hörverlust bei Menschen mit einem Haarzelluntergang einhergeht, die bei hohen Lautstärken geschädigt werden.
Haarzellen sind die Sinneszellen im Innenohr, die geräuschinduzierte Vibrationen in elektrische Signale umwandeln, die dann via Hörnerv zum Gehirn geleitet werden.
Methoden
Die Wissenschaftler untersuchten in ihrer Studie postmortem die Innenohren von 120 Personen, bei denen zum Großteil in den Monaten vor dem Tod ein Audiogramm durchgeführt wurde. Die Studienautoren untersuchten und zählten die Anzahl an Haarzellen, die überlebt haben, Hörnervenfasern und Stria vascularis Schäden in den Cochlea Proben und verglichen sie mit den Ergebnissen der Hörtests.
Ergebnisse
Die Forscher konnten zeigen, dass die Haarzellen im Alter beschädigt waren. Das Ausmaß der Schädigung korrelierte mit den tonaudiometrischen Veränderungen. Je ausgeprägter die Altersschwerhörigkeit war, desto größer war auch der Haarzellverlust. Die Studienautoren stellen daher die bisher angenommene Hypothese der degenerativen Veränderungen in der Stria vascularis für den Hörverlust im Alter in Frage. Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Akkumulation traumatischer Veränderungen in den Haarzellen für die Altersschwerhörigkeit ursächlich sein könnte.
Fazit
Wenn die Hypothese der Forscher, dass die Presbyakusis auf einem Untergang der Haarzellen basiert, zutrifft, würde es bedeuten, dass eine Presbyakusis durch Lärmvermeidung verhindert werden könnte. Zudem würden Betroffene von Therapien für die Haarzellregeneration profitieren. Diese sind aktuell Gegenstand intensiver Forschung.