HIV-Heilung bei drittem Patienten beschrieben

Der „Düsseldorfer Patient“ wurde nun als dritter Mensch durch eine allogene Transplantation von Stammzellen ohne oberflächliche Expression des Rezeptors CCR5 von HIV geheilt. Dennoch wird diese Therapie wahrscheinlich nur bei HIV-Patienten mit hämatologischen malignen Erkrankungen genutzt werden.

Durchbruch

Nachdem bisher zwei Patienten weltweit mit einer Transplantation von hämatopoetischen Stammzellen von HIV-1 geheilt wurden, gelang dies nun auch einem Team aus Düsseldorf. Dabei wurde der Patient, der eine allogene CCR5Δ32/Δ32 hämatopoetische Stammzelltransplantation aufgrund einer akuten myeloischen Leukämie (AML) erhalten hat, für mehr als neun Jahre untersucht. Die Ergebnisse der virologischen und tiefgehenden immunologischen Untersuchungen des mittlerweile 53-jährigen Patienten wurden nun veröffentlicht.

Stammzelltransplantation und antiretrovirale Therapie führten zu Erfolg

Bei dem Patienten wurde vor 15 Jahren HIV-1 nachgewiesen und eine antiretrovirale Therapie wurde eingeleitet. Vor zwölf Jahren wurde auch eine AML diagnostiziert, die zwar zunächst erfolgreich therapiert wurde, dann aber rezidiviert ist. Daher wurde für den Patienten ein Stammzellspender gesucht, der auch eine passende CCR5-Mutation aufweist, um dem HI-Virus diesen benötigten Co-Rezeptor zu entziehen. Vor fast zehn Jahren erhielt der Patient die Stammzellen einer Spenderin mit einer homozygoten CCR5Δ32-Mutation, die gegen HIV immun macht, da CCR5 bei dieser Mutation nicht an die Zelloberfläche gelangt.

Zwar gab es zwischenzeitlich ein zweites AML-Rezidiv und eine milde chronische Graft-versus-Host-Krankheit der Augen in Form einer beidseitigen Keratoconjunctivitis sicca, jedoch erreichte der Patient zum dritten Mal eine onkologische Remission. Die antiretrovirale Therapie wurde vor ca. 4 Jahren abgesetzt und keine antiretroviralen Medikamente konnten in mehreren Plasmaproben mehr nachgewiesen werden.

Klinik und Labor deuten auf HIV-Heilung hin

Dennoch zeigte der Patient keine klinischen Symptome oder laborchemischen Zeichen eines akuten retroviralen Syndroms. Auch vier Jahre nach Beendigung der antiretroviralen Therapie wurde keine Erhöhung der HIV-1-RNA im Plasma beobachtet. Die Anzahl der CD4+-T-Zellen war während und nach der antiretroviralen Therapie ebenfalls stabil und sie wiesen keinen CCR5-Rezeptor mehr auf. Im Bezug auf die Aktivierung von peripheren NK-Zellen und zytotoxischen CD8+-T-Zellen ähnelte der Patient anderen HIV-1-negativen Kontrollpersonen.

Stammzelltransplantationen für alle HIV-Patienten?

Trotz des zweifelslos beeindruckenden Erfolgs der Therapie von nun mittlerweile drei HIV-positiven Krebs-Patienten mit CCR5Δ32/Δ32 hämatopoetischen Stammzellen ist es fraglich, ob die Therapie in dieser Form bei den meisten HIV-Patienten ankommen wird. Das liegt unter anderem daran, dass die standardmäßig angewendete antiretrovirale Therapie die HIV-Infektion häufig gut kontrollieren kann und somit die meisten Patienten keine vergleichsweise risikoreiche allogene Stammzelltransplantation benötigen.

Zudem ist es auch schwierig, einen passenden Spender zu finden, der neben der Übereinstimmung der HLA-Allele mit dem Empfänger auch ein mutiertes CCR5 aufweist. Eine Möglichkeit könnte es daher sein, das CCR5-Gen von Wildtyp-Stammzellspendern gezielt zu editieren, um somit zukünftig mehr Patienten diese Art der Therapie zur Verfügung zur stellen.

Autor:
Stand:
28.02.2023
Quelle:

Jensen et al. (2023): In-depth virological and immunological characterization of HIV-1 cure after CCR5Δ32/Δ32 allogeneic hematopoietic stem cell transplantation. Nature Medicine, DOI: 10.1038/s41591-023-02213-x

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