Infektionen erhöhen Risiko für Tonsillektomie-Nachblutung

Ein neuseeländisches Forscherteam konnte nun an über 1500 Kindern zeigen, dass Patienten, die in den zwei präoperativen Wochen Infektionszeichen wie beispielsweise Fieber oder Odynophagie aufwiesen, ein signifikant erhöhtes Nachblutungsrisiko bei einer Tonsillektomie hatten.

Halsuntersuchung Kind

Hintergrund

Die operative Entfernung der Gaumenmandeln ist einer der häufigsten Eingriffe im Kindesalter. Die Nachblutung, die unter Umständen sogar tödlich verlaufen kann, gilt als eine der häufigsten Komplikationen bei dieser Operation. Die postoperative Nachblutungsrate bei einer Tonsillektomie liegt bei circa 5 %. Es gibt Hinweise darauf, dass Kinder mit präoperativen Infektionen ein erhöhtes Nachblutungsrisiko zu haben scheinen.

Ein neuseeländisches Forscherteam hat daher nun untersucht, ob und wie Infektionen in den zwei präoperativen Wochen das Blutungsrisiko beeinflussen.

Methoden der Studie

In die Studie wurden 1538 Kinder <16 Jahren, die zwischen Dezember 2015 und Dezember 2017 eine Tonsillektomie erhielten, eingeschlossen. Das mittlere Alter der Kinder betrug 7-8 Jahre.
Als Infektionszeichen wurden Fieber, Halsschmerzen, Odynophagie, Beläge auf den Tonsillen und/oder empfindliche Halslymphknoten gewertet.

Ergebnisse

Insgesamt 5,5% der Kinder erlitten eine postoperative Nachblutung. Die Studienautoren konnten zeigen, dass Kinder mit präoperativen Infekten signifikant häufiger nachbluteten als solche ohne Infektionszeichen vor dem Eingriff (66,7% versus 46,8%; p<0,001). Zwei Drittel der Kinder, bei denen eine postoperative Nachblutung auftrat, hatten vor dem Eingriff Zeichen oder Symptome einer Infektion, wie beispielsweise Fieber, Halsschmerzen, Schluckschmerzen, Beläge auf den Tonsillen und/oder empfindliche zervikale Lymphknoten, gezeigt. Bei 84% der Kinder mit Infektionszeichen wurde ein Abstrich auf Streptokokken durchgeführt, der in 58% der Fälle positiv ausgefallen war.

Fazit

Die Arbeitsgruppe zeigte eine signifikante Zunahme der postoperativen Nachblutungsrate bei Tonsillektomie, wenn die Kinder präoperativ Zeichen bzw. Symptome einer Infektion aufwiesen. Die Forscher empfehlen diese Beobachtung bei der Entscheidung, ob eine Tonsillektomie durchgeführt oder verschoben werden sollte, zu berücksichtigen. Zudem sei es möglicherweise sinnvoll, bei der Einleitung der Anästhesie und postoperativ eine Antibiose zu verwenden.

Autor:
Stand:
14.09.2020
Quelle:

Johnston et al. (2020): Our experience of the increased rates of post tonsillectomy haemorrhage in 1538 children with pre‐operative infective symptoms or signs. Clinical Otolaryngology. https://doi.org/10.1111/coa.13610

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