
Hintergrund
Von November 2021 bis 1. März 2023 waren Beschäftigte im Gesundheitswesen verpflichtet, regelmäßig Antigen-Schnelltestungen (AGST) auf SARS-CoV-2 durchzuführen. Damit sollten Infektionen bei Personen, die bereits prä- oder asymptomatisch infektiös sind, erkannt werden – mit dem Ziel, Übertragungen auf PatientInnen sowie weitere Beschäftigte zu verhindern. Erik Huzly vom Universitätsklinikum Freiburg untersuchte mit seinem Team, wie viele SARS-CoV-2-Infektionen durch solche AGST gefunden wurden. Die Ergebnisse sind im „Deutschen Ärzteblatt“ publiziert [1].
Datenerhebung per Fragebogen
Von März 2020 bis Juni 2022 konnten sich Beschäftigte am Universitätsklinikum Freiburg bei Verdacht auf eine SARS-CoV-2-Infektion niederschwellig einer PCR-Testung unterziehen. Zusätzlich mussten positive AGST mittels PCR bestätigt werden. Allen Beschäftigten, die im Zeitraum von September 2021 bis April 2022 einen positiven PCR-Befund hatten, wurde ein Fragebogen zugesandt. Dieser umfasste Auskünfte über:
- den Grund für den angeforderten PCR-Test (Symptome, Kontakt zu einer infizierten Person, positiver AGST, Sonstige)
- ob ein AGST durchgeführt worden war und dessen Ergebnis
- das Vorhandensein und die Art von Symptomen am Anfang und später
- Alter und Geschlecht
Nur sieben infizierte Beschäftigte aufgrund des AGST entdeckt
Von insgesamt 2.072 Fragebögen wurden 750 zurückgesandt; 738 gingen in die Auswertung ein. Von den 738 Personen testeten sich 716 am Tag der PCR-Testung auch per Schnelltest. Dieser war in 585 Fällen (81,7%) positiv. 550 Personen (94%) gaben an, am Tag des positiven Tests Symptome verspürt zu haben.
Die restlichen 35 Personen mit positivem AGST waren beschwerdefrei. 24 von ihnen ließen sich nur aufgrund des positiven Testergebnisses per PCR testen, bei elf Personen lag zusätzlich ein Kontakt zu einer positiv getesteten Person vor. Neun der 35 asymptomatischen Beschäftigten mit positivem Schnelltest entwickelten auch in der Folge keine Symptome, zwei davon hatten einen Kontakt zu einer infizierten Person. Somit verbleiben sieben infizierte Beschäftigte, die nur aufgrund des AGST entdeckt wurden (1%), heißt es in der Studienpublikation.
Bei 173 (24,2%) Personen war das AGST-Ergebnis bei Einsetzen der Symptomatik noch negativ. Ein positives Testergebnis wurde in den meisten Fällen 1–4 Tage nach Symptombeginn erzielt. Bei 15 Personen blieb der AGST durchgehend negativ.
AGST-Strategie mit geringem Nutzen und deutlichen Risiken
Im Ergebnis wurden von 716 durch einen PCR-Test bestätigten Infektionen nur sieben aufgrund eines positiven AGST detektiert. Bei 2.072 Befragten ergeben sich hochgerechnet 20 Infektionen. 17 Personen wurden durch einen AGST frühzeitig identifiziert, was hochgerechnet circa 47 Personen entspricht. Dem gegenüber stehen 173 symptomatische Beschäftige, die mittels AGST nicht erkannt wurden, hochgerechnet 486 Personen.
Viele Beschäftigte gaben an, dass sie aufgrund des negativen AGST trotz Symptomen gearbeitet haben. Das würde ein erhöhtes Risiko für mögliche Übertragungen von SARS-CoV-2 auf PatientInnen oder andere Beschäftigte bergen. Im Befragungszeitraum sei auch die Anzahl der nosokomialen SARS-CoV-2-Infektionen angestiegen, schreibt die Studiengruppe.
Die vorgeschriebenen Testungen von Beschäftigten würden eine ressourcenintensive Maßnahme mit geringem Nutzen und deutlichen Risiken darstellen, so das ernüchternde Resümee der Forschenden.