
Hintergrund
Das Auftreten eines Schlaganfalls ist nach wissenschaftlicher Ansicht vermeidbar, und ursächlich sind veränderbare kardiovaskuläre Risikofaktoren wie Hypertonie, Diabetes mellitus, Dyslipidämie, Adipositas und Rauchen. Daneben hat sich ein Mangel an körperlicher Aktivität als unabhängiger signifikanter Risikofaktor herausgestellt. In welchem Umfang und bei welcher Intensität die körperliche Aktivität durchgeführt werden muss, um einen Schlaganfall vorzubeugen, ist noch nicht vollständig geklärt. Weiterhin ist auch der Zusammenhang zwischen sitzender Lebensweise als unabhängigem Risikofaktor und dem Auftreten eines Schlaganfalls unbekannt.
Zielsetzung
Eine US-amerikanische Kohortenstudie ging der Frage nach, ob körperliche Aktivitäten unterschiedlicher Intensität und Dauer und die Zeit, die im Sitzen verbracht wird, in Zusammenhang mit dem Schlaganfallrisiko bei amerikanischen Erwachsenen im mittleren bis höheren Alter steht.
Methodik
Die Kohortenstudie basiert auf Daten von Probanden, die in die REGARDS-Studie (Reasons for Geographic and Racial Differences in Stroke) rekrutiert wurden. Aufgrund von ethnischen und demographischen Unterschieden im Schlaganfallrisiko konnte nur ein Teil der Probanden berücksichtigt werden. Zu Studienbeginn wurden neben demographischen Daten, Daten über die aktuelle Medikation sowie Daten zu kardiovaskulären Risikofaktoren erfasst. Anschließend wurden die Probanden in 6-Monats-Intervallen nachverfolgt. Mittels eines befestigten Beschleunigungsmesser wurden die Zeiten im Sitzen, leichter sowie mittlerer bis intensiver körperlicher Aktivität an sieben aufeinanderfolgenden Tagen ermittelt. Anschließend wurden die Daten der Probanden in Tertile aufgeteilt und der mögliche Zusammenhang zum Schlaganfallrisiko untersucht.
Ergebnisse
In die Kohortenstudie wurden 7.607 Probanden eingeschlossen. Das mittlere Alter lag bei 63,4 ± 8,5 Jahren und 4.145 Probanden (54,5%) waren weiblich. 2.407 (31,6%) waren Schwarze und 5.200 (68,4%) Weiße.
Die mediane Nachbeobachtungszeit lag bei 7,4 ± 2,5 Jahren. In diesem Zeitraum traten 286 Schlaganfälle auf, die in 85,3% der Fälle eine ischämische Ursache hatten.
Einfluss körperlicher Aktivität und Sitzens
Ein verringertes Schlaganfallrisiko von 26% zeigte sich bei den Probanden im höchsten gegenüber denen im niedrigsten Tertil bei leichter körperlicher Aktivität (adjustierte Hazard Ratio (HR): 0,74; 95%-KI: 0,53-1,04; p=0,08) und von 43% bei mittlerer bis intensiver körperlicher Aktivität (HR: 0,57; 95%-KI: 0,38-0,84; p=0,004).
Hingegen zeigte sich bei längerem Sitzen ein um 44% erhöhtes Schlaganfallrisiko (HR: 1,44; 95%-KI: 0,99-2,07; p=0,04). Im Vergleich des höchsten mit dem niedrigsten Tertil war die mittlere Dauer der Sitzrunden ebenfalls mit einem erhöhten Schlaganfallrisiko verbunden (HR: 1,53; 95%-KI: 1,10-2,12; p=0,008).
Wurde auf die Dauer des Sitzens adjustiert zeigte sich deutlich, dass kürzere, moderate bis intensive Bewegungseinheiten (1-9 Minuten) beim höchsten im Vergleich zum niedrigsten Tertil das Schlaganfallrisiko signifikant um 38% verringert (HR: 0,62; 95%-KI: 0,41-0,94; p=0,02). Verlängerte sich die Zeit der moderaten bis intensiven Bewegungseinheiten auf über 10 Minuten zeigte sich kein signifikanter Unterschied für das Schlaganfallrisiko zwischen den beiden Tertilen (HR: 0,78; 95%-KI: 0,53-1,15; p=0,17).
Die Zeit im Sitzen war als kontinuierliche Variable positiv mit dem Schlaganfallrisiko assoziiert (pro 1 Stunde/Tag Zunahme: HR: 1,14; 95%-KI: 1,02-1,28; p=0,02) und eine leichte körperliche Aktivität negativ (pro 1 Stunde/Tag Zunahme der körperlichen Aktivität: HR: 0,86; 95%-KI: 0,77-0,97; p=0,02).
Fazit
Zusammenfassend zeigt sich, dass sowohl leichte und intensivere körperliche Aktivitäten als auch ein längeres Sitzen unabhängig voneinander mit dem Schlaganfallrisiko assoziiert sind. Während ein länger andauerndes Sitzen das Schlaganfallrisiko erhöht, kann körperliche Aktivität dieses verringern.
Somit könnte das Ersetzen des Sitzens durch leichte körperliche Aktivität oder durch sehr kurze intensive Bewegung das Risiko für einen Schlaganfall vermindern.