Hintergrund
Vorhofflimmern ist die häufigste Arrhythmie und einer der Hauptrisikofaktoren für Schlaganfall, Herzinsuffizienz und sogar kognitive Einschränkungen im Alter [1]. In Deutschland leiden fast 1, 8 Millionen Menschen (2,2 % der Population) unter Vorhofflimmern [2]. Zur Rhythmuskontrolle werden bei Vorhofflimmern im akuten Fall eine Kardioversion, zur langfristigen Kontrolle Antiarrhythmika und die Ablation eingesetzt.
Ablation oder Antiarrhythmika?
Bei einer Ablation, üblicherweise über einen Katheter, werden störende Impulsgeber im linken Vorhof verödet und damit die Ursache für das Vorhofflimmern ausgeschaltet. In den Leitlinien werden sowohl medikamentöse Rhythmuskontrolle als auch die Katheter-Ablation zur Behandlung des Vorhofflimmerns empfohlen. Allerdings war lange umstritten, welche Methode effektiver ist. Zwei zusammengehörende Studien haben dies nun untersucht [3, 4].
Zielsetzung
In Studie 1 wurde die Mortalität und die Ereignisse Schlaganfall, Blutungen und Herzstillstand bei Patienten nach einer Ablation und unter Antiarrhythmika-Therapie verglichen [3]. In Studie 2 ging es um die Verbesserung der Lebensqualität aus Patientensicht bei den beiden Therapien [4].
Methodik
Bei beiden Studien handelte es sich um open-label, multi-Center Studien, in denen mit den gleichen Patienten und Daten gearbeitet wurde. Patienten mit symptomatischem Vorhofflimmern im Alter von ≥ 65 Jahren oder < 65 aber mit einem zusätzliche Risikofaktor für Schlaganfälle wurden in zwei Gruppen randomisiert. Eine Gruppe erhielt eine Katheter-Ablation und die andere wurde auf Antiarrhythmika eingestellt. Teilnehmer wurden von November 2009 bis April 2016 aufgenommen. Das Follow up dauert bis Dezember 2017.
Endpunkte und Befragung
In Studie 1 waren die primären Endpunkte Tod, Schlaganfall mit anschließender Behinderung, schwere Blutungen oder Herzstillstand. In Studie 2 wurden die Lebensqualität der Patienten mithilfe des Atrial Fibrillation Effect on Quality of Life (AFEQT) und des Mayo AF-Specific Symptom Inventory (MAFSI) ermittelt.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 2204 Patienten (1108 in der Katheter-Ablations-Gruppe; 1096 in der Antiarrhythmika-Gruppe) an den Studien teil.
Studie 1: Therapieerfolg
Die Katheter-Ablation reduzierte im Vergleich zur Antiarrhythmika-Therapie die primären Endpunkte zwar ein wenig aber nicht signifikant (8.0% vs. 9.2% Ereignisse, Hazard Ratio: 0.86). Doch es kam nach einer Katheter-Ablation seltener zu Rückfällen und zu weniger Hospitalisierungen als nach der medikamentösen Therapie, wie Dr. Yves Rosenberg, der Programmbeauftragte für die Studie und Leiter der Abteilung für Atherothrombose und Koronare Herzkrankheit des National Heart, Lung, and Blood Institute (NHLBI) erklärte [1].
Studie 2: Lebensqualität
In beiden Patientengruppen verbesserte sich die Lebensqualität nach bzw. unter der Therapie erheblich, die Katheter-Gruppe schnitt allerdings etwas besser ab. Nach zwölf Monaten zeigte der AFEQT mit im Schnitt 86,4 Punkten ein insgesamt und signifikant besseres Ergebnis für die Lebensqualität der Patienten mit Katheter-Ablation gegenüber der Antiarrhythmika-Gruppe (im Schnitt 80,9 Punkte) an. Auch in den zwei Unterkategorien des MAFSI (Frequenz und Symptomschwere) erwies sich die Katheter-Ablation der Antiarrhythmika-Therapie, mit MAFSI-Frequenz 6,4 vs 8,1 Punkte, p < 0,001 und MAFSI-Symptomschwere 5,0 versus 6,5 Punkte, p < 0,001, als überlegen.
Fazit
Mit der Katheter-Ablation und der Antiarrhythmika-Therapie lassen sich ähnlich gute Therapieerfolge erzielen. Bei der Katheter-Ablation kam es jedoch seltener zu Rückfallen und Hospitalisierungen. Darüber hinaus war die Lebensqualität in der Katheter-Ablations-Gruppe besser als in der Antiarrhythmika-Gruppe.