Granulozytenstimulation kann febriler Neutropenie effektiv vorbeugen

Eine febrile Neutropenie kann die Überlebenszeit von Tumorpatienten verkürzen. Auf einer Pressekonferenz im Rahmen des ESMO 2018 in München wurde die Bedeutung von Granulozytenkolonie-stimulierendem Faktor für die Therapieerfolge in der Onkologie hervorgehoben.

Blutbild

Zu den bedeutendsten Nebenwirkungen der chemotherapeutischen Krebstherapie zählt eine Abwehrschwäche durch eine Myelosuppression. Diese kann eine febrile Neutropenie zur Folge haben.
Febrile Neutropenie erhöht Mortalitätsrisiko

„Die febrile Neutropenie ist eine der Hauptursachen für Morbidität, die Inanspruchnahme des Gesundheitssystems sowie für die eingeschränkte Wirksamkeit der Behandlung aufgrund von Verzögerungen und Dosisreduktionen der Chemotherapie. Darüber hinaus trägt sie signifikant zur Mortalität der Patienten bei.“, erklärte Dr. Matti Aapro vom Genolier Cancer Center, Schweiz auf einer Pressekonferenz anlässlich der Einführung des Biosimilars Pelgraz® (Pegfilgrastim)  von Accord Healthcare im Rahmen des ESMO-Kongresses 2018 [1]. Pegfilgrastim ist ein langwirkender Granulozyten-Kolonie-stimulierender Faktor (G-CSF), der die Aktivierung und Neubildung weißer Blutzellen (Granulozyten) bewirkt.

Folgen febriler Neutropenie

Sinkt die Zahl der neutrophilen Granulozyten des Patienten unter Chemotherapie auf unter 500/µl, kann es zu einer febrilen Neutropenie des Patienten kommen. Die damit verbundenen Infektionen erhöhen die Morbidität des Patienten und können seine Überlebenszeit verkürzen. In diesen Fällen wird häufig die Dosis der verwendeten Chemotherapeutika reduziert oder das Therapieprotokoll zeitlich gestreckt, um die myelosuppressiven Nebenwirkungen der Chemotherapie abzuschwächen.

Bei beiden Vorgehensweisen kommt es zu einer Abschwächung der relativen Dosisintensität (RDI). „Eine Verringerung  der relativen Dosisintensität gefährdet jedoch den Therapieerfolg und kann die Überlebenszeit des Patienten ebenso verkürzen wie die Infektionen durch die febrile Neutropenie.“, erläuterte Aapro.

Antibiotika sind (meist) keine Lösung

Aufgrund des Risikos einer Resistenzentwicklung raten die einschlägigen Leitlinien von einem Einsatz von Antibiotika in diesen Fällen ab. Nur in Ausnahmefällen sollte zur Infektionsbekämpfung infolge einer Neutropenie auf eine Antibiose zurückgegriffen werden.  

Vorbeugende Gabe von G-CSF

Statt der Antibiotikagabe empfehlen die meisten Leitlinien bei Patienten mit hohem Risiko für die Entwicklung einer febrilen Neutropenie die prophylaktische Gabe von G-CSF. Aapro bestätigt diese Empfehlung: „Mehrere Metaanalysen zeigen, dass eine primäre Prophylaxe mit G-CSF (d. h. unmittelbar nach Zyklus 1 der Chemotherapie verabreichtes G-CSF) das Risiko für febrile Neutropenie bei Patienten mit soliden Tumoren um mindestens 50% reduziert.“

Arten von G-CSF

Es gibt kurzwirksame und langwirksames G-CSF. Kurzwirkendes G-CSF muss täglich über meist 10 - 11 Tage verabreicht werden, bis sich die Neutrophilenzahl erholt und stabilisiert hat. Langwirkende G-CSF wie Pegfilgrastim haben den Vorteil, dass sie nur einmal am Tag nach der Chemotherapie gegeben werden müssen. Das ist für den Patienten einfacher und sicherer, denn bei einer täglichen Verabreichung über fast zwei Wochen besteht auch die Gefahr, dass eine Gabe einmal vergessen werden kann.

Verfügbarkeit von G-CSF

Beide Arten von G-CSF sind in Europa  durch die European Medicines Agency (EMA) zugelassen. Filgrastim (kurzwirkendes G-CSF) ist als Biosimilar bereits seit einigen Jahren zugelassen. Vor Kurzem wurde auch ein langwirkendes Pegfilgrastim-Biosimilar (Pelgraz®) genehmigt. Eine Entwicklung die Aapro begrüßt: „Zugelassene Biosimilars haben dazu beigetragen, Patienten einen besseren Zugang zu vielen Arzneimitteln zu ermöglichen, und sind Teil aller aktuellen Leitlinien.“

Autor:
Stand:
19.10.2018
Quelle:
  1. Dr. med. Matti Aapro: „G-CSFs in der Onkologie“, Pressekonferenz anlässlich der Einführung des Biosimilars Pelgraz® (Pegfilgrastim)  von Accord Healthcare im Rahmen des ESMO, 19.10. 2018
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