Korsakow-Syndrom

Das Korsakow-Syndrom ist eine neuropsychiatrische Erkrankung, die zu ausgeprägter Amnesie und kognitiven Beeinträchtigungen führt. Typische Ursachen sind ein jahrelanger Alkoholabusus, aber auch ein nicht-alkoholassoziierter Thiaminmangel.

Amnesie

Definition

Das Korsakow-Syndrom (ICD-10 F10.6, F11.6) ist ein chronisches neuropsychiatrisches Syndrom, das auf einen Mangel an Thiamin (Vitamin B1) zurückzuführen ist. Eine international einheitliche Definition gibt es nicht. Das Korsakoff-Syndrom wird klassischerweise mit chronischem Alkoholmissbrauch in Verbindung gebracht. Es kann jedoch auch Folge anderer Erkrankungen sein, zum Beispiel Anorexie, Ösophagus- oder Magenkarzinom, chronisches Erbrechen (einschließlich Hyperemesis gravidarum) und infolge einer Chemotherapie auftreten. Das Korsakow-Syndrom wird dem Spektrum der Wernicke-Enzephalopathie zugerechnet. Die Wernicke-Enzephalopathie ist akut und oft reversibel, das Korsakow-Syndrom hingegen chronisch und meist irreversibel. Geht eine Wernicke-Enzephalopathie mit dem Korsakow-Syndrom einher, wird sie als Wernicke-Korsakow-Syndrom bezeichnet.

Die neurokognitive Störung ist eine klinische Diagnose. Bildgebende Verfahren werden zur Ursachenfindung oder Differenzialdiagnostik eingesetzt. Therapeutisch stehen die strikte Alkoholabstinenz und eine Thiamin-Substitution im Vordergrund. Die Prognose des Korsakow-Syndroms ist ungünstig, eine Heilung kaum möglich. Überzeugende medikamentöse Behandlungsansätze gibt es bislang nicht. Mit einer entsprechenden fachtherapeutischen Unterstützung sind allerdings leichte Besserungen der Gedächtnisleistung möglich [1–3].

Epidemiologie

Die Studienlage zu epidemiologischen Daten des Korsakow-Syndroms ist relativ dünn. Da das neuropsychiatrische Syndrom als stark unterdiagnostiziert gilt und Uneinigkeit über die genauen Diagnosekriterien besteht, gibt es nur wenige verlässliche Angaben über die Inzidenz und Prävalenz [1,4–6].

Im Jahr 1987 ergab eine Datenerhebung (Befragung von Personal in Gesundheitsberufen) in Den Haag, Niederlande eine Prävalenz von 4,8 pro 10.000 Einwohner. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 62 Jahren. 75 Prozent der Patienten waren bereits seit mehreren Jahren in stationärer Behandlung [7].

Gemäß einer retrospektiven Analyse aller Klinikeinweisungen der Jahre zwischen 1990 und 1995 in Glasgow, Schottland wurden in einer Bevölkerung von 160.000 Menschen 47 neue Fälle einer Korsakow-Erkrankung festgestellt – dies entspricht einer Inzidenzrate von rund 0,5 Fällen pro 10.000 Einwohnern. Nur bei sieben Patienten war eine Wernicke-Enzephalopathie vorausgegangen, eine umfassende Alkoholanamnese lag bei 33 Patienten vor. Im Ergebnis stieg die Inzidenz der Korsakow-Psychose in Glasgow zwischen 1990 und 1995 von 0,12 pro 10.000 im Jahr 1990 auf 0,8 pro 10.000 im Jahr 1995, wobei die Inzidenz bei Frauen besonders hoch war. Das Verhältnis von Männern zu Frauen wird mit 1,5:1 angegeben. Demzufolge haben Frauen ein größeres Risiko, ein Korsakow-Syndrom zu entwickeln als Männer [8,9].

Ursachen

Bei der Entwicklung des Korsakow-Syndroms spielen zwei Hauptfaktoren eine entscheidende Rolle: Thiaminmangel und chronischer Alkoholabusus [1].

Thiaminmangel

Jede Erkrankung, die zu chronischem Thiaminmangel führt, kann in einer Wernicke-Enzephalopathie resultieren und – wenn diese unbehandelt bleibt – in ein Korsakow-Syndrom münden.

Ein Thiaminmangel wird durch eine unzureichende Aufnahme und/oder eine verminderte gastrointestinale Absorption von Thiamin verursacht, etwa bei Mangelernährung, Essstörungen (vor allem Anorexia nervosa), Ösophagus- oder Magenkarzinom, Zustand nach Gastrektomie, chronischem Erbrechen (einschließlich Hyperemesis gravidarum), Chemotherapie, und chronischem Alkoholmissbrauch. Eine genetische Komponente wird diskutiert. So scheint die Transketolase bei Korsakow-Patienten schlechter an Thiamindiphosphat zu binden als bei gesunden Personen. Inwieweit ein genetisch bedingter Polymorphismus der Transketolase die Entstehung des Korsakow-Syndroms begünstigt, ist bislang aber noch unklar [1,10–13].

Alkoholabusus

Die häufigste Ursache des Korsakow-Syndroms ist chronischer Alkoholmissbrauch. Alkohol beeinträchtigt die Absorption und Verwertung von Thiamin im Gastrointestinaltrakt, dessen Speicherung in der Leber und die Nutzung innerhalb der Nervenzellen. Eine alkoholinduzierte Leberzellschädigung verringert zudem die Bildung von Thiaminpyrophosphat (TPP), die aktive Form des Vitamins. Darüber hinaus verstärkt eine oft mit dem Alkoholabusus einhergehende Unter- bzw. Mangelernährung die Auswirkungen des Alkoholismus, was zu einem weiteren Thiaminmangel führt. Ferner kann Alkohol das zentrale Nervensystem (ZNS) direkt neurotoxisch schädigen. [1,7,12].

Pathogenese

Thiamin ist biologisch nicht aktiv. Es muss zunächst mittels Thiaminpyrophosphatase, dessen Kofaktor Magnesium ist, in Thiamindiphosphat (TDP) umgewandelt werden. TDP ist ein Koenzym, das zusammen mit anderen Enzymen wie der Transketolase am Kohlenhydratstoffwechsel beteiligt ist und den Abbau von Glukose unterstützt. Unzureichend vorhandenes TDP bedingt einen Energiemangel mit konsekutiver Anreicherung von Glutamat und einer exzitatorischen Zellschädigung. Ein gestörter Glukosemetabolismus geht ferner mit oxidativem Stress und einem Übermaß an freien Sauerstoffradikalen einher, die ihrerseits nervenzellschädigen wirken. Darüber hinaus wird TDP in das Mitochondrium aufgenommen, wo es im Pyruvatstoffwechsel wirkt. Ein Mangel an Thiamin resultiert in einer mitochondrialen Schädigung und einer erhöhten Laktatkonzentration, was Ödeme, neuronalen Zellverlust und eine reaktive Gliose im gesamten Gehirn zur Folge haben kann. Neben der Thiaminmangel-bedingten Nervenzellschädigung, die vor allem die Basalregionen betrifft, spielen direkte neurotoxische Effekte des Alkohols eine Rolle. Bei entsprechender Vulnerabilität werden der zerebrale Cortex, aber auch subkortikale Hirnregionen geschädigt – mit der Folge einer zerebralen Atrophie und kognitiven Einschränkungen. Eine erhöhte Disposition für Thiaminmangel-induzierte Effekte könnte nur ein leichtes und paroxysmales Korsakow-Bild bedingen. Erst das Vorhandensein beider Vulnerabilitäten prädisponiere für die Entwicklung eines chronischen Korsakow-Syndroms, so eine gängige Hypothese. Dies würde erklären, warum nicht alle Personen mit langjähriger Alkoholabhängigkeit ein Korsakow-Syndrom entwickeln [1,12–16].

Die neuropathologische Grundlage der Korsakow-Symptomatik scheint variabel; größere und kleinere Studien haben morphologische Zellverluste und Gliosen in unterschiedlichen zerebralen Strukturen ergeben. Insgesamt ist aber davon auszugehen, dass die kognitiven Defizite beim Korsakow-Syndrom in erster Linie auf eine Schädigung der folgenden Bereiche zurückzuführen sind: anteriorer Thalamuskern, Mammillarkörper und Corpus callosum. Jüngere Studien zeigten neben den dienzephalen Arealen kortikale strukturelle Veränderungen. Möglicherweise gehen die dienzephalen/subkortikalen Schäden auf den Thiaminmangel zurück, die kortikalen Schäden hingegen auf die Wirkung des Alkohols. Gesichert ist diese Annahme jedoch nicht [1,2,16–18].

Symptome

Das klinische Bild des Korsakow-Syndroms ist vielgestaltig. Im Vordergrund stehen folgende Beschwerden [1]:

  • partieller Verlust des Altzeitgedächtnisses
  • Merkfähigkeitsstörungen (Sekundengedächtnis), erhaltenes Immediatgedächtnis
  • Unfähigkeit, neue Gedächtnisinhalte zu speichern

Fakultativ hinzukommen können [1,2,20]:

  • Orientierungsstörungen
  • Konfabulationen
  • Mangel an Einsicht
  • Merkfähigkeitsstörung (speziell erheblich herabgesetzte Fähigkeit, sich neue Gedächtnisinhalte einzuprägen)
  • Konzentrations- und Aufmerksamkeitsdefizite
  • Persönlichkeitsveränderungen, vor allem Störungen von Initiative, Antrieb und Spontanität
  • Euphorische Züge mit verminderter Kritikfähigkeit
  • Selbstvernachlässigung

Gedächtnisstörungen

Patienten mit Korsakow-Syndrom zeigen sowohl Einbußen beim Abrufen von Faktenwissen (semantisches Gedächtnis) als auch autobiographisch-episodischen Informationen (episodisches Gedächtnis). Das Erinnern von Erlebnissen und Ereignissen aus der Kindheit ist wesentlich weniger beeinträchtigt als die Wiedergabe rezenter Erinnerungen. In der Zusammenschau lassen sich jedoch Defizite in nahezu allen zeitlichen Bereichen finden. Am geringsten ist allerdings das Kurzzeitgedächtnis mit einer Merkspanne im Bereich von wenigen Sekunden bis zu einer Minute eingeschränkt [12,21].

Studien belegen weiterhin, dass Korsakow-Patienten oft auch weitere kognitive Schwächen aufweisen, insbesondere geminderte exekutive Funktionen, Störungen der affektiven Verarbeitung und Defizite im Entscheidungsverhalten [12].

Konfabulationen

Konfabulationen sind ein charakteristisches Merkmal für Patienten mit Korsakow-Syndrom, aber kein zwingendes Symptom. Beim Konfabulieren füllen Betroffene Erinnerungslücken mit ungenauen oder gänzlich falschen Erinnerungen an Erlebnisse und Fakten. Dies geschieht nicht willentlich, muss also von intentionalen Lügen abgegrenzt werden [12,22].

Zeitgitterstörung

Ein beeinträchtigtes Zeitgefühl oder der vollständige Verlust der zeitlichen Orientierung im Sinn einer Zeitgitterstörung ist ein häufig beschriebenes Symptom des Korsakow-Syndroms. Eine Zeitgitterstörung äußert sich meist dadurch, dass Patienten viel zu früh oder zu spät zu Terminen erscheinen oder eine falsche Vorstellung vom aktuellen Datum haben. Ferner könne Betroffene Zeiten und andere Dimensionen (zum Beispiel Mengen, Größen und Gewicht) nur schwer einschätzen. Die Studienlage zu diesem Beschwerdebild ist allerdings gering [12].

Wernicke-Enzephalopathie

Da das Korsakow-Syndrom sehr häufig als Folge einer Wernicke-Enzephalopathie auftritt, sind auch deren Symptome anzutreffen. Als klassische Trias wird eine Bewusstseinsstörung (Verwirrtheit bis Koma), Okulomotorikstörungen und Stand-/Gang-Ataxie verstanden. Real kommen alle drei Symptome aber nur bei < 20 Prozent der Patienten vor [10].

Wernicke-Korsakow-Syndrom

Folgende Anzeichen und Symptome weisen auf das Wernicke-Korsakow-Syndrom hin [1,20]:

  • veränderter mentaler Status (bis zu 82 Prozent der Patienten): Amnesie, Desorientierung, Konfabulationen
  • Okulomotorische Befunde: am häufigsten horizontaler Nystagmus, Netzhautblutung, bilaterale Abduzensparese, Ophthalmoplegie, Parese der vertikalen Blickbewegungen (besonders bei Adduktion), konjugierte Blickparese
  • Ataxie (oft breitbeiniger Gang)

Zu den kognitiven Beeinträchtigungen, die für das Korsakow-Syndrom im Vergleich zur Wernicke-Enzephalopathie spezifisch sind, gehören [1,17,23]:

  • anterograde Amnesie
  • retrograde Amnesie
  • exekutive Defizite (verminderte Hemmschwelle sowie Schwierigkeiten bei der Beurteilung, Planung und Problemlösung)

Diagnostik

Das Korsakow-Syndrom ist in den meisten Fällen eine klinische Diagnose. Der Verdacht ergibt sich anhand der Anamnese/Fremdanamnese, Symptomatik und den Risikofaktoren für Thiaminmangel. Bei der neurologischen Untersuchung werden vor allem die Gedächtnisleistung, Koordination sowie Gang- und Standsicherheit überprüft.

Caine-Kriterien

Die sogenannten Caine-Kriterien weisen bei Alkoholikern eine Spezifität von 100 Prozent für die Wernicke-Enzephalopathie auf. Aufgrund der starken Überschneidungen beider Erkrankungen können sie auch zum Screening auf das Korsakow-Syndrom verwendet werden.

Für die Diagnose der Wernicke-Enzephalopathie bei chronischen Alkoholikern sind zwei der folgenden vier Anzeichen erforderlich:

  • Mangelernährung
  • okulomotorische Anomalien
  • zerebelläre Dysfunktion
  • entweder Wesensveränderung oder leichte Gedächtnisstörung

Ernährungsmangel und Erbrechen finden sich häufiger bei Patienten ohne Alkoholabhängigkeit; Okulomotorikstörungen und zerebelläre Symptome eher bei Alkoholabusus. Die Verwendung der Caine-Kriterien anstelle der klassischen Trias erhöht die Sensitivität der klinischen Diagnose von 22 auf 85 Prozent [1,10,24].

Labordiagnostik

Die labordiagnostische Bestimmung der Thiamin-Konzentration ist nicht zur Akutdiagnose geeignet. Das Warten auf das Ergebnis würde die empirische Behandlung verzögern, wodurch wertvolle Zeit verloren geht. Mit einer sofortigen Thiaminsubstitution besteht die Chance, eine noch vorliegende Wernicke-Enzephalopathie zu behandeln und ein Korsakow-Syndrom zu verhindern.

Bei Verdacht auf eine Überlappung beider Erkrankungen im Sinn des Wernicke-Korsakow-Syndroms sind umfassende Laboruntersuchungen (inklusive Liquorbefund) und eine Elektroenzephalografie (EEG) indiziert [1].

Bildgebende Verfahren

Bildgebende Verfahren wie Magnetresonanz- und Computertomografie (MRT, CT) des Gehirns haben für die Notfalldiagnose des Korsakow-Syndroms keine Bedeutung. Die neurologische Bildgebung kann aber zum Ausschluss anderer Ursachen gerechtfertigt sein. Eine MRT zeigt beispielsweise spezifische Befunde des Wernicke-Korsakow-Syndroms, einschließlich Veränderungen in den Hirnstammkernen, Mamillarkörpern, Thalami und periaqueduktalen Arealen sowie der Tektalplatte. Die Sensitivität beträgt allerdings nur 53 Prozent [1].

Differenzialdiagnostik

Differenzialdiagnostisch kommen grundsätzlich alle mit Gedächtnisstörungen einhergehenden Erkrankungen infrage. Dazu gehören unter anderem [1,10]:

  • neurodegenerative Erkrankungen
  • neuropsychiatrische Krankheiten
  • Schlaganfall
  • zerebrale Hypoxie, Anoxie
  • Zustand nach Schädel-Hirn-Trauma
  • Enzephalitis
  • tuberkulöse Meningitis
  • zerebrale Raumforderungen
  • Mangelkrankheiten
  • akute und chronische Intoxikationen
  • Alkoholdemenz
  • Stoffwechselstörungen
  • Hypoglykämie
  • Epilepsie
  • Multiple Sklerose
  • Migräne
  • Schizophrenie
  • arzneimittelinduzierte Veränderungen

Therapie

Die Therapiemöglichkeiten des Korsakow-Syndroms sind beschränkt. Die Behandlung stützt sich vor allem auf eine sofortige Thiaminsubstitution und absolute Alkoholabstinenz. Darüber hinaus sind die zugrundliegenden Ursachen zu behandeln. Patienten, die nicht in der Lage oder nicht willens sind, auf Alkohol zu verzichten, profitieren mitunter von einer angemessenen Ernährung und Thiamin-Gabe [1].

Substitutionsbehandlung

Über die Menge des zu ersetzenden Thiamins gibt es keine internationalen Standardangaben. Typischerweise wird aber hochdosiertes Thiamin in einer Dosierung von 500 mg bis 1500 mg dreimal täglich über mindestens drei Tage empfohlen [10].

Ferner müssen ein Flüssigkeitsmangel und Elektrolytanomalien korrigiert werden. Besonderes Augenmerk sollte auf einer ausreichenden Magnesiumzufuhr liegen, da thiaminabhängige Enzyme für ihre Funktion auf Magnesium angewiesen sind. Bei vielen Patienten besteht zudem eine Hypoglykämie, die korrigiert werden sollte. Es gibt Hinweise darauf, dass eine verlängerte und nicht akute Substitution von Glukose ohne Thiaminergänzung das Risiko einer Wernicke-Enzephalopathie erhöht.

Gedächtnisrehabilitation

Für eine bestmögliche Gedächtnisleistung sollten die neuropsychologischen Funktionen nach der akuten Phase der Vitamin- und Elektrolytsubstitution trainiert werden. Das deklarative Gedächtnis (Wissen, „was“ war/ist) kann beim Korsakow-Syndrom oft nicht rehabilitiert werden. Das führt dazu, dass viele Patienten lebenslange Betreuung benötigen. Das prozedurale Lernen (Wissen, „wie“ etwas geschieht) scheint beim Korsakow-Syndrom einigermaßen erhalten zu bleiben. Deshalb empfiehlt es sich, die Gedächtnisrehabilitation speziell auf diesen Bereich zu konzentrieren. In kleinen Gruppen konnten so gewisse Erfolge bei automatisierten Handlungsabläufen und der Patientenautonomie erzielt werden [17].

Prognose

Die Prognose für Patienten mit Korsakow-Syndrom ist ungünstig. Die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung sind eher schlecht, vor allem bei kortikalen Läsionen. Mit einer entsprechenden fachtherapeutischen Unterstützung sind allerdings leichte Besserungen der Gedächtnisleistung möglich, einschließlich des Erlernens von Techniken zur Gedächtniskompensation und Strategien zum fehlerfreien Lernen. Das volle kognitive Potenzial kann in der Regel aber nicht mehr erreicht werden [4,10].

Prophylaxe

Das Korsakow-Syndrom kann Folge unterschiedlicher Erkrankungen sein; nicht jeder kann vorgebeugt werden. Da der Hauptrisikofaktor jedoch langjähriger Alkoholmissbrauch ist, gilt es diesen zu verhindern bzw. frühzeitig zu behandeln. Hierbei würden standardisierte Screening-Instrumente in der Hausarztpraxis, Ambulanz oder Notaufnahme helfen [1].

Ein Korsakow-Syndrom infolge einer Wernicke-Enzephalopathie kann verhindert werden, wenn die Krankheit frühzeitig diagnostiziert und mit Thiamin behandelt wird [25].

Autor:
Stand:
20.05.2022
Quelle:
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