Labore überlastet: Kriterien für Corona-Tests angepasst

Aufgrund der erhöhten und weiter ansteigenden Inzidenz und daraus resultierender unzureichender Kapazitäten sowie Ressourcen hinsichtlich der Durchführung und der Auswertung der Corona-Tests, soll durch das RKI angepasste Testkriterien eine Überlastung verhindert werden. Patienten die beispielsweise nur Schnupfen oder Halsschmerzen haben, sollen nicht mehr getestet werden.

Überlastung

Würden in den Wintermonaten alle Patienten mit akuten respiratorischen Erkrankungen (ARE) auf das Coronavirus getestet werden, so würden wöchentliche Kapazitäten von 3 bis 5 Millionen Tests erforderlich werden. Allein bei Kindern zwischen 0 bis 15 Jahren wäre mit einem Testaufkommen durch ARE-basierender Testindikation von 900.00 und 1,5 Millionen Test pro Woche zu rechnen.
Die fachärztlichen Labore im Verband der Akkreditierten Labore in der Medizin (ALM e.V.) warnten deshalb bei Fortsetzen einer derartigen Überflutung mit Proben oder möglichen Geräte- oder Personalausfällen vor einer Überlastung.

Die Auslastung der fachärztlichen Labore liege aktuell im Durchschnitt bei 100 Prozent und in vielen Regionen bereits deutlich darüber. „Das hinterlässt Frust und Symptome der Überlastung bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und auch bei den eingesetzten Geräten steigt durch die Dauerbeanspruchung die Anfälligkeit für Ausfälle und Reparaturen “, so Dr. Michael Müller, Vorsitzender des Verbandes. Er warnt weiter: „Das sind gefährliche und so nicht mehr akzeptable Zustände. Wie für die Kliniken bedarf es auch für fachärztlichen Labore, die als kritische Infrastruktur für die Patientenversorgung wichtig sind, Mechanismen gegen solche Überlastungsszenarien, denn in den Laboren werden auch alle anderen Untersuchungen für die allgemeine Versorgung der Bevölkerung durchgeführt. Bei weiterer Überlastung wird es schwer, leistungsfähig zu bleiben.“

Nun handelt das RKI und verweist auf die aktualisierten Testkriterien für die Herbst- und Wintersaison 2020/2021:

Ziele

  • Senken der SARS-CoV-2-bedingten Mortalität, indem Fälle mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf rechtzeitig erkannt und Erkrankungen bei Kontaktpersonen zu vulnerablen Personen(gruppen) früh identifiziert werden
  • Ausbrüche verhindern, früh erkennen und effektiv eindämmen
  • Fälle mit erhöhtem Risiko für einen schweren Verlauf rechtzeitig einer Therapie zuführen
  • Erkrankungsfälle mit Kontakt zu vulnerablen Personen(-gruppen) früh identifizieren um deren Ansteckung zu verhindern
  • Fälle mit verstärkter Exposition gegenüber einer größeren Anzahl weiterer Personen früh erkennen und Verbreitung prospektiv verhindern

Fall-basiertes Testen

Indikationen für eine Testung ergeben sich sofern ein hinreichendes klinisches Bild vorliegt und/oder ein epidemiologischer Zusammenhang zu einem Infektionsgeschehen oder einer vulnerablen Gruppe besteht.

Ein Test ist durchzuführen wenn mindestens eins der folgenden Kriterien erfüllt ist:

  1. Schwere respiratorische Symptome (bspw. durch akute Bronchitis oder Pneumonie, Atemnot oder Fieber)
  2. Akute Hypo- oder Anosmie bzw. Hypo- oder Ageusie (Störung des Geruchs- und Geschmackssinns)
  3. Ungeklärte Erkrankungssymptome und Kontakt mit einem bestätigten COVID-19-Fall
  4. Akute respiratorische Symptome jeder Schwere UND Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe ODER Tätigkeit in Pflege, Arztpraxis, Krankenhaus ODER erhöhter Expositionswahrscheinlichkeit, bspw. im Rahmen eines Ausbruchs, bei Veranstaltungen mit >10 Personen in geschlossenen und unzureichend durchlüfteten Räumen und unzureichender Anwendung der AHA+L-Regeln ODER Kontakt im Haushalt oder zu einem Cluster von Personen mit akuter ARE ungeklärter Ursache UND eine erhöhte COVID-19 7-Tages-Inzidenz (> 35/100.000 Einwohner) im Landkreis während des Zeitraums der Symptomatik bestand die Möglichkeit (Expositionssetting) einer Weiterverbreitung an viele weitere Personen ODER weiterhin enger Kontakt zu vielen Menschen (als LehrerInnen, ChorleiterInnen, TrainerInnen, SexarbeiterInnen, etc.) oder zu vulnerablen Gruppen/Risikopatienten (in Familie, Haushalt, Tätigkeit)
  5. Klinische Verschlechterung bei bestehender Symptomatik

Situation in den Laboren ernst

„Auch wenn ich gut verstehen kann, dass viele Menschen über Tests gerne zusätzliche Sicherheit gewinnen möchten: Medizinische Tests sind in erster Linie da zur Diagnose der Infektion bei Patientinnen und Patienten und im Falle der Pandemie auch zur Verhinderung der Ausbreitung sowie zum Schutz besonderer Risikogruppen“, so Müller. Zwar setzte der Verband selbstverständlich alles daran, alle Bürgerinnen und Bürger so gut wie möglich und in angemessener Zeit mit COVID-19-Diagnostik zu versorgen, doch in Zeiten des Ressourcenmangels, in denen man sich mit Blick auf die SARS-CoV-2-Diagnostik nun befinde, müssten eben diejenigen Menschen prioritär mit Diagnostik versorgt werden, die diese am dringendsten benötigen.

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