Diabetes Typ I nimmt zu – Früherkennung möglich

Jährlich steigt die Rate an Diabetes-Typ-I-Neuerkrankungen. Mit einem Screening zur Früherkennung könnte ein erhöhtes Diabetes-Risiko bereits im Säuglingsalter erkannt werden.

Diabetes

Nach Angaben des Instituts für Diabetesforschung am Helmholtz-Zentrum München steigt die Zahl der Diabetes-Typ-I-Neuerkrankungen Jahr für Jahr um 3 bis 5 Prozent an. In Deutschland gibt es demnach zwischen 2.100 und 2.300 Kinder und Jugendliche mit der Autoimmunerkrankung. Etwa 30 von 1.000 Kindern tragen Diabetes-Typ-I-Risiko-Gene. Diese Zahlen sind nicht nur am 14. November, dem Weltdiabetestag, alarmierend.

Mit einem Screening zur Früherkennung wäre es möglich, schon frühzeitig ein erhöhtes Diabetes-Risiko zu ermitteln – und entsprechend darauf zu reagieren. Die Freder1k-Studie lief dazu als bundesweit erstes Modellprojekt in Dresden. Nach Projektstart der Präventionsstudie im August 2006 wird die genetische Veranlagung für Diabetes Typ I bereits in 21 sächsischen Geburtskliniken zusätzlich zum regulären Neugeborenen-Screening ermittelt. Mittlerweile wird der Risiko-Test für Neugeborene auch in Bayern und Niedersachsen angeboten. Die meisten Eltern begrüßen das Angebot. Nur weniger als 5 Prozent der Eltern lehnen diese Früherkennungsuntersuchung ab.

Freder1k-Studie ermittelt Risiko für Typ-I-Diabetes in den ersten vier Lebensmonaten

Forscher der Technischen Universität Dresden testeten im Rahmen der Freder1k-Studie rund 10.500 Neugeborene im Alter bis zu vier Monaten auf dessen Risiko für Diabetes Typ I. Typ-I-Diabetes ist die häufigste Stoffwechselerkrankung im Kindes- und Jugendalter. Leider wird die Diagnose oft sehr spät gestellt. Nicht selten erst dann, wenn bereits schwerwiegende und zum Teil lebensbedrohliche Probleme aufgetreten sind.

Mit dem neuen genetischen Test kann das Diabetes-Risiko rasch nach der Geburt festgestellt werden. „Dadurch haben wir erstmals die Möglichkeit, das Immunsystem frühzeitig so zu trainieren, dass die fehlgesteuerte Immunreaktion vermieden werden kann“, erläutert Dr. Anette-Gabriele Ziegler, Direktorin des Instituts für Diabetesforschung (IDF) am Helmholtz Zentrum München. Babys mit einem auffällig erhöhten Risiko für Typ-I-Diabetes erhalten präventionstherapeutisch regelmäßig Insulinpulver. Damit hoffen die Mediziner, langfristig eine Diabetes-Erkrankung zu verhindern.

Orales Insulin als Training für das Immunsystem

Im Zentrum für regenerative Therapien (CRTD) der TU Dresden hofft man, die genetisch bedingte Abwehr des Immunsystems gegen das körpereigene Insulin-Hormon mit oralem Insulin überlisten zu können. Professor Ezio Bonifacio, Studienleiter und CRTD-Direktor spricht von einem Training des Immunsystems. Mit der täglichen Einnahme von Insulin - zusammen mit einer regulären Mahlzeit – wird das Abwehrsystem so trainiert, dass ein immunologischer Irrtum in Form einer Abstoßung des körpereigenen Insulins ausbleibt. „Wir erzeugen eine Immuntoleranz gegenüber Insulin“, so Bonifacio. Seiner Meinung sind die ersten drei Lebensjahre der beste Zeitpunkt für ein solches Training.

Impfstoff gegen Diabetes in Planung

Der nächste entscheidende Schritt in der Diabetesforschung liegt in der Entwicklung eines Impfstoffs gegen Typ-I-Diabetes. Schon im nächsten Jahr (2018) beginnt dazu europaweit eine große klinische Studie, für die bereits 52 Millionen Dollar über einen Zeitraum von acht Jahren bewilligt sind. „Unsere Vorstellung ist es, einen Impfstoff zu entwickeln, den wir Kindern mit einem hohen Diabetes-Risiko verabreichen“, äußerte Bonifacio. Noch gilt das aber als Zukunftsmusik. Bis eine solche Impfung möglich ist, werden vermutlich noch mindestens zehn Jahre vergehen.

Autor:
Stand:
14.11.2017
Quelle:

TU Dresden, IDF

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