
Die Mediziner haben verglichen, wie sich die Nierenfunktionsleistung bei einer Mono-Enalapril-Therapie und einer kombinierten Gabe von Enalapril und Folsäure verändert. Patienten mit Niereninsuffizienz können den Studienergebnissen zufolge möglicherweise von zusätzlicher Folsäure profitieren.
Die Wissenschaftler überprüften, wie sich Folsäure auf die Nierenfunktion bei einer antihypertensiven Therapie mit Enalapril auswirkt. Bei chronischer Niereninsuffizienz wird der Blutdruck in den meisten Fällen über eine Inhibition des Renin-Angiotensin-Aldosteron-Systems (RAAS) gesenkt. So auch mit dem ACE-Hemmer Enalapril. Die Chinesen vermuteten, dass die Nierenfunktion, insbesondere bei chronischer Niereninsuffizienz, von einer zusätzlichen Gabe Folsäure profitiert. Den Ergebnissen zufolge war das tatsächlich bei leichter bis mittelschwerer chronischer Niereninsuffizienz der Fall.
Aufbau der Studie
An der China Stroke Primary Prevention Trial-Studie (CSPPT-Studie) nahmen insgesamt 15.104 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 60 Jahren (45 bis 75 Jahre) teil. Die mittlere Beobachtungszeit betrug 4,4 Jahre. Alle Probanden hatten einen medikamentenpflichtigen Hypertonus und eine berechnete glomeruläre Filtrationsrate (eGFR) von 30 ml/min oder mehr. 1.671 Probanden hatten bereits eine chronische Niereninsuffizienz. Bei 42 Prozent von ihnen bestand zudem eine Hyperhomocysteinämie (Serum-Homocysteinkonzentration mindestens 15 µmol/l). 7.559 Teilnehmer erhielten randomisiert und doppelblind kontrolliert eine Tablette mit 10 mg Enalapril, 7.545 nahmen 10 mg Enalapril und 0,8 mg Folsäure ein.
Definierte Endpunkte der Studie
Primärer Endpunkt der Studie war das Fortschreiten der chronischen Niereninsuffizienz. Das wurde definiert als Abnahme der GFR von 30 bis 50 Prozent oder mehr (abhängig vom Ausgangswert) oder dem Erreichen einer terminalen Niereninsuffizienz. Der sekundäre Endpunkt umfasste die Kombination aus primärem Endpunkt, Gesamtmortalität, wie schnell sich die Nierenfunktion verschlechterte sowie der Senkung der eGFR.
Ergebnis: Folsäure ist positiv bei chronischer Niereninsuffizienz
In der Enalapril-Folsäure-Gruppe war die Abnahme der GFR um 21 Prozent niedriger als bei den Patienten, die nur Enalapril einnahmen. Ebenso verringerte sich die GFR während der Kombinationsbehandlung mit Enalapril und Folsäure langsamer als bei den Probanden, die eine Enalapril-Monotherapie erhielten (1,28 % vs. 1,42 % pro Jahr).
Die Folsäure-Kombination wirkte sich insbesondere positiv bei den Studienteilnehmern aus, die bereits am Anfang der Studie an chronischer Niereninsuffizienz erkrankt waren. Bei Probanden mit gesunder Nierenfunktion erzielte Folsäure keine Verbesserungen hinsichtlich der Nierenfunktionswerte.
Ergebnisse nur bedingt auf Deutschland übertragbar
Den Studienergebnissen zufolge kann eine Enalapril-Folsäure-Therapie die Progression einer leichten bis mittelschweren chronischen Niereninsuffizienz signifikant verzögern. Das wäre auch in der hiesigen antihypertensiven Therapie als klarer Erfolg zu werten.
Ob sich die Ergebnisse allerdings auf Deutschland übertragen lassen, ist unklar. Die chinesische Studie erfolgte in Regionen ohne allgemeine Folsäure-Anreicherung (32 Kommunen der Provinzen Anhui und Jiansu). Dazu kann Deutschland mitnichten gezählt werden. Zudem stehen die Ergebnisse in starkem Kontrast zu einigen früheren Studien, die einer Folsäure-Supplementierung keinen präventiven Nutzen auf die renale/kardiovaskuläre Funktion attestierten. Subsummiert sind wohl noch weitere - und vor allem länderübergreifende - Studien erforderlich, um den Nutzen von Folsäure für Nieren, Herz und Kreislauf sicher zu bestätigen.