
Wenn Frauen in der frühen Schwangerschaft nicht ausreichend mit Folsäure versorgt sind, so kann es beim Kind zu Neuralrohrdefekten wie Spina bifida (offener Rücken) kommen.
Supplementierung in der Schwangerschaft
Seit Mitte der 90er Jahre wird deshalb empfohlen in der Schwangerschaft 400 μg Folsäure pro Tag zu geben. Diese Empfehlung ist aber laut BfR nicht hinreichend beachtet worden, sodass Nutzen und Risiken einer Mehlanreicherung bewertet wurden.
In Ländern wie den USA und Kanada, in denen Mehl mit Folsäure angereichert wird, wurden Verringerungen der Zahl von Neuralrohrdefekten beobachtet. Der Nutzen einer Mehlanreicherung in Deutschland lässt sich aber auf Basis der vorliegenden Daten schwer beurteilen. Das liegt zum einen daran, dass es in Deutschland kein nationales Register angeborener Fehlbildungen gibt. Zum anderen würden nur Frauen vor oder während einer Schwangerschaft von der Folatgabe profitieren, da alle übrigen Bevölkerungsgruppen sehr gut mit Folsäure versorgt sind. Außerdem birgt eine Überdosierung von Folsäure auch Risiken, wie Studien gezeigt haben. So kann u.a. das Risiko für die Entwicklung von Krebs erhöht sein, wenn Folsäure in Dosierungen über der Zufuhrempfehlung aufgenommen wird.
Bei älteren Personen, insbesondere bei geringem Vitamin-B12-Status, ist eine Beeinträchtigung kognitiver Funktionen durch hohe Folsäureaufnahmen bzw. einen hohen Folatstatus beobachtet.
Keine Empfehlung für folsäureangereichertes Mehl
Da es bereits einige folsäureangereicherte Produkte auf dem deutschen Markt gibt, kommt das BfR in seiner Risikobewertung zu dem Ergebnis, dass eine zusätzliche Mehlanreicherung dazu führen könnte, dass mehr Menschen den Tolerable Upper Intake Level (UL) für Folsäure überschreiten und somit das Risiko für unerwünschte Wirkungen steigt. Deshalb ist lauf BfR eine flächendeckende Mehlanreicherung derzeit nicht zu empfehlen.
Das BfR empfiehlt, die Folsäureaufnahme ausschließlich in der Zielgruppe der Frauen im gebärfähigen Alter sowie in der frühen Schwangerschaft zu steigern.