
Die neuesten Zahlen der Arztzahlstatistik der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zeigen, dass der Anteil der Ärztinnen und Psychotherapeutinnen in der ambulanten Versorgung erstmals über 50 Prozent liegt. Dies geht aus der aktuellen Arztzahlstatistik für das Jahr 2022 hervor. Während die Anzahl der Ärzte und Psychotherapeuten gestiegen ist, bleibt die Arztzeit weiterhin eine knappe Ressource.
Besonders in der jüngeren Altersgruppe ist der Frauenanteil hoch. In der Gruppe bis 39 Jahre sind 58 Ärztinnen zu 42 Ärzten tätig, während das Verhältnis in der Gruppe über 65 Jahre bei 72,6 Ärzten zu 27,4 Ärztinnen liegt. Zudem gibt es regionale Unterschiede: In den neuen Bundesländern ist der Frauenanteil erheblich höher als in den alten Bundesländern, wobei die Stadtstaaten die höchsten Anteile aufweisen.
Anteil Psychologischer Psychotherapeutinnen am höchsten
Die meisten Frauen sind in der Berufsgruppe der Psychologischen Psychotherapeutinnen tätig, ihr Anteil beträgt 76,8 Prozent. Dies schließt den Anteil der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutinnen mit ein. Zudem arbeiten über 50 Prozent Frauen in anderen Fachgruppen wie der Frauenheilkunde (71,9 Prozent), der ärztlichen Psychotherapie (66,6 Prozent), der Kinder- und Jugendpsychiatrie (66,1 Prozent), der Kinder- und Jugendmedizin (58,9 Prozent) und der Haut- und Geschlechtskrankheiten (56,9 Prozent).
KBV fordert bessere Rahmenbedingungen für Niederlassung
Vor dem Hintergrund der aktuellen Statistik fordert der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Gassen, die Politik dazu auf, die Rahmenbedingungen für die Niederlassung zu verbessern, damit sie für junge Kolleginnen und Kollegen attraktiv bleibt. Dazu gehöre auch eine Eins-zu-Eins-Vergütung für die geleistete Arbeit. Die Wertschätzung der geleisteten Arbeit in der Niederlassung sei enorm, so Gassen, und ohne Praxen gehe die Versorgung einfach nicht.
Der stellvertretende KBV-Vorstandsvorsitzende, Dr. Stephan Hofmeister, betont, dass die wohnortnahe Sicherstellung der ambulanten Versorgung weiterhin eine der größten Herausforderungen sei. Während die Nachfrage nach Leistungen durch die demografische Entwicklung quasi automatisch steige, gingen die zur Verfügung stehenden ärztlichen Ressourcen zurück. Aus diesem Grund müssten die Attraktivität der selbstständigen Niederlassung gesteigert und die Arbeitsbedingungen verbessert werden. Dazu zählten Anpassungen der Vergütung, der Abbau der Bürokratie sowie eine konsequente ambulante Weiterbildung und Digitalisierung.
Flexiblere Arbeitsformen gewünscht
Die Arztzahlstatistik zeigt zudem, dass Ärztinnen und Ärzte vermehrt flexible Arbeitsformen wählen und sich für eine Anstellung oder Teilzeitbeschäftigung entscheiden, anstatt einen vollen Versorgungsauftrag in eigener Niederlassung zu übernehmen.
Arztzahlstatistik der KBV
Mit der Arztzahlstatistik veröffentlicht die KBV regelmäßig Zahlen und Daten zur Struktur der vertragsärztlichen Versorgung und stellt diese der breiten Öffentlichkeit zur Verfügung. Die wichtigsten Kennzahlen sind auch als Zeitreihen grafisch aufbereitet in den KBV-Gesundheitsdaten abrufbar.