
Nachdem bekannt wurde, dass eine Corona-Impfung mit Vaxzevria (AstraZeneca) in sehr seltenen Fällen zu einer Kombination aus Thrombose und Thrombozytopenie führen kann, wies bereits das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) in einer Information an Ärzte auf klinische Symptome hin, die Anzeichen für diese Komplikation darstellen können. Das PEI appellierte daran, dass geimpfte Personen sofort einen Arzt aufzusuchen sollten, wenn sie in den Wochen nach der Impfung Symptome wie Kurzatmigkeit, Brustschmerzen, Arm- oder Beinschwellungen entwickeln. Auch Personen, die in den Tagen nach der Impfung kleine punktförmige Einblutungen (Petechien) oder Blutergüsse der Haut über die Impfstelle hinaus entwickeln, sollten umgehend einen Arzt bzw. eine Ärztin aufsuchen. Bei der Abklärung sollte eine Gerinnungsdiagnostik mit Blutbild und Bestimmung der Thrombozytenzahl erfolgen.
CT und MRT zeitnah oft nicht möglich
Nun meldete sich auch die DOG zu Wort und erklärt, dass bei anhaltenden Kopfschmerzen über mehrere Tage, die sich trotz Einnahme frei verkäuflicher Schmerzmittel nicht bessern, zwar eigentlich eine Untersuchung mit Computer- oder Magnetresonanztomographie in Betracht käme, um den Verdacht auf eine Sinusvenenthrombose (SVT) auszuschließen, das aber oft nicht zeitnah möglich sei. Der Tübinger Neuroophthalmologe und DOG-Experte Professor Dr. med. Helmut Wilhelm appelliert deshalb daran, dass Patienten in diesem Fall vorsichtshalber den Gang zum Augenarzt antreten sollten, was besonders dann gelte, wenn Risikofaktoren für eine SVT wie Übergewicht oder Gerinnungsstörungen vorliegen sollten.
Auf Stauungspapille untersuchen
Mit einem Augenspiegel kann der Augenarzt den Augenhintergrund auf eine Stauungspapille untersuchen, die das häufigste klinische Anzeichen einer zerebralen SVT darstellt und sich in bis zu 85 Prozent aller Fälle zeige. Die Stauungspapille ist eine Schwellung an der Austrittsstelle des Sehnervs aus der Netzhaut des Auges, hervorgerufen durch den erhöhten Hirndruck. Prof. Dr. Wilhelm betont: „Damit ist die augenärztliche Untersuchung eine valide und zugleich wenig aufwändige Methode, einen großen Teil der SVT-gefährdeten Patienten niederschwellig zu erfassen.“ Ein Drittel der SVT-Betroffenen leide zusätzlich unter Sehstörungen. Entdeckt der Augenarzt eine Stauungspapille, müsse der Patient als Notfall in eine neurologische Klinik mit Stroke-Unit zur Computer- oder Magnetresonanztomographie eingewiesen werden.
Verlauf kontrollieren
Ist keine Veränderung an der Papille festzustellen, gilt zunächst Entwarnung. „Bei unklaren Befunden oder anhaltenden Beschwerden kann der Augenarzt den Augenhintergrund sicherheitshalber mit einem Foto oder mittels optischer Kohärenztomographie dokumentieren und nach drei bis fünf Tagen den Verlauf kontrollieren, um zwischen einer ungefährlichen Papillenanomalie und einer Stauungspapille zu unterscheiden“, empfiehlt DOG-Experte Wilhelm.