
Hintergrund
Laut Robert Koch-Institut (RKI) wurden seit Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland bislang 2.594.764 COVID-19-Infektionen nachgewiesen. Rund 2.383.600 Patienten gelten als genesen (Stand 17. März 2021).[1] Viele von ihnen fühlen sich aber immer noch nicht gesund: Entsprechend einer Pressemitteilung der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) kämpfen schätzungsweise etwa 10 Prozent aller COVID-19-Patienten mit Langzeitfolgen.[2] Wie viele Corona-Patienten tatsächlich vom sogenannten Post-COVID-Syndrom bzw. Long-COVID betroffen sind, ist noch unklar. Bislang gibt es keine standardisierten Diagnosemerkmale und Behandlungskriterien für das Beschwerdebild. Eine neue S1-Leitlinie soll jetzt helfen, eine symptomorientierte Diagnostik und daran adaptierte Therapie zu ermöglichen. Die bei der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) angemeldete Leitlinie wird Ende April 2021 erwartet.[2]
Symptome
Die Liste der Folgeerscheinungen, die auf eine COVID-19-Infektion zurückgehen, ist lang. Betroffene leiden vor allem an respiratorischen und kardiovaskulären Problemen, fühlen sich extrem erschöpft, wenig leistungsfähig und dauermüde. Diese Vielfalt an Symptomen macht es behandelnden Ärztinnen und Ärzten nicht einfach, ein klar abgegrenztes Krankheitsbild zuzuordnen. Hinzu kommt, dass Long-COVID-Beschwerden unabhängig vom Schweregrad einer Infektion mit SARS-CoV-2 möglich sind; sie können sowohl nach milder COVID-19-Symptomatik als auch nach kritischem Krankheitsverlauf auftreten.
Rückbildungstendenz nach 60 beziehungsweise 100 Tagen
„Studien aus China [3] aus der ersten Welle zeigen, dass mehr als 75 Prozent von über 1700 Erkrankten nach sechs Monaten noch mindestens ein Symptom haben“, berichtet Professor Dr. Andreas Rembert Koczulla, Pneumologe und federführender Koordinator der Leitlinie. „Bei stationär behandelten Patientinnen und Patienten treten zudem häufig Veränderungen der Lunge auf. Das Lungengewebe ist dann so verändert, dass der Gasaustausch zwischen Blut und Luft in der Lunge erschwert ist“, so der DGP-Experte. Dennoch zeigt sich Koczulla zuversichtlich. Dabei verweist er auf Daten aus Österreich, die auf eine gute Rückbildungstendenz nach 60 beziehungsweise 100 Tagen hindeuten.[4]
Auf Spätsymptome achten
Patienten und Behandelnde sollten gezielt auf eventuelle Spätfolgen nach einer COVID-19-Infektion achten. „Wenn nach sechs bis acht Wochen noch Atemnot vorherrscht, sollte das unbedingt untersucht werden“, rät Professor Dr. Claus Vogelmeier, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Lungenstiftung (DLS). Unseren Kolleginnen und Kollegen empfehlen wir, vor allem Herz und Lunge in den Blick zu nehmen“, ergänzt Professor Dr. med. Andreas M. Zeiher, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung (DGK).[2] Die von der DGP gemeinsam mit Psychosomatikern, Neurologen und Allgemeinmedizinern erarbeitete Leitlinie wird Ärztinnen und Ärzten dabei helfen, entsprechende Beschwerden zu erfassen und zuzuordnen.