
Unter Letrozol soll es im Vergleich zur Standardbehandlung mit Gonadotropin und Clomifen zu weniger Mehrlingsgeburten bei unerfülltem Kinderwunsch und ovarieller Hyperstimulation kommen – ohne dass die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft herabgesetzt sei. Das war Gegenstand einer randomisierten Studie des National Institutes of Child Health and Human Development (NICHD), die an 12 klinischen Zentren in den Vereinigten Staaten durchgeführt wurde. Datenkoordinationszentrum der Studie war das Collaborative Zentrum für Statistik und Informatik der Yale-Universität.
Letrozol eine wirksame Alternative zur Standardbehandlung?
Letrozol gehört zur Gruppe der Aromatase-Inhibitoren. Bislang werden Aromatasehemmer unter anderem zur Ovulationsauslösung bei Frauen mit polyzystischem Ovarialsyndrom (PCO) eingesetzt. Nun soll gezeigt werden, ob Letrozol auch bei unerfülltem Kinderwunsch eine wirksame Alternative zu den Standardtherapeutika Gonadotropin und Clomifen sein könnte. Das war Hauptuntersuchungspunkt der US-amerikanischen Studie von Prof. Dr. Michael P. Diamond und Kollegen. Die Reproduktionsmediziner erhofften sich, dass unter Letrozol nur einzelne Follikel gebildet werden und sich somit das Risiko von Ovar-Hyperstimulationen und deren Folgen verringert – ohne dass sich die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft reduziert.
Erhöhtes Risiko für Mehrlingsschwangerschaften und Frühgeburt bei Standardtherapie
Bei unerfülltem Kinderwunsch gibt es verschiedene Methoden für Paare mit dieser Diagnose. Neben der einfachen Zyklusoptimierung und den kostenintensiven In-Vitro-Fertilisationen (IVF) oder Intra-Cytoplasmatischen-Spermien-Injektion (ICSI) wird häufig eine ovarielle Stimulation – mitunter gefolgt von einer intrauterinen Insemination – angewandt. Dabei werden als Standardtherapeutika die ovulationsauslösenden Wirkstoffe Clomifen oder Gonadotropin eingesetzt. Diese gehen aber häufig mit einer ovariellen Hyperstimulation einher. So erhöhen sich das Risiko für Mehrlingsschwangerschaften sowie die Gefahr von Frühgeburten und der damit einhergehenden neonatalen Morbidität.
Aufbau der Studie
Die multizentrische und randomisierte Studie umfasste 900 Paare mit unerfülltem Kinderwunsch. Die weiblichen Teilnehmer waren im Alter zwischen 18 und 40 Jahren mit intakter Gebärmutterhöhle und mindestens einem intakten Eileiter. Die männlichen Partner mussten eine Samenprobe von mindestens 5 Millionen Spermien pro Milliliter aufweisen.
301 Frauen bekamen zur ovariellen Stimulation Gonadotropin als subkutane Injektion sowie 300 Frauen Clomifen und 299 Frauen Letrozol oral in Tablettenform. Pharmaunternehmen der angewandten Wirkstoffe waren zu keiner Zeit am Ausgang der Studie beteiligt.
Primäres Analyseziel war die Rate der Mehrlingsschwangerschaften bei Frauen, die schwanger wurden. Sekundäre Endpunkte waren die Rate der Lebendgeburten, die Anzahl an Mehrlingsschwangerschaften mit nachfolgender Geburt oder dem Verlust der Ungeborenen, Dauer der Schwangerschaft sowie fetale und neonatale Komplikationen.
Studienergebnisse von Letrozol und Gonadotropin oder Clomifen
Die Ergebnisse der Studie: Nach der Injektion von Gonadotropin wurden 35,5% der Frauen schwanger, 32,2% von ihnen gebaren ihr Kind lebend. In der Clomifen-Gruppe waren 28,3% Schwangerschaften mit 23,3% Lebendgeburten zu verzeichnen. Unter Letrozol wurden 22,4% der Frauen schwanger und 18,7% entbunden ein lebendes Kind. Hier überzeugte eindeutig Gonadotropin.
Hauptgegenstandspunkt dieser Studie aber war die Rate der Mehrlingsschwangerschaften. In der Letrozol-Gruppe waren lediglich 9 von 67 Mehrlingsschwangerschaften. Unter Gonadotropin hatten 34 von 107 Frauen eine Mehrlingsschwangerschaft. Die Clomifen-Gruppe war mit 8 von 85 Mehrlingsschwangerschaften nahezu vergleichbar mit der Letrozol-Gruppe.
Alle Mehrlingsschwangerschaften unter Clomifen und Letrozol waren Zwillings-Schwangerschaften. In der Gonadotropin-Gruppe gab es 24 Zwillings- und 10 Drillings-Schwangerschaften.
Ergebnis der Studie
Als Ergebnis der Studie ist festzustellen, dass der Aromatase-Inhibitor Letrozol zu deutlich weniger Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten führt als das Standardtherapeutikum Gonadotropin. Zwischen Clomifen und Letrozol gab es keine statistisch signifikante Abweichung in der Anzahl der Schwangerschaften und Mehrlingsgeburten.
Positiv anzumerken ist zudem, dass zwischen den 3 Gruppen keine signifikanten Unterschiede bezüglich der kongenitalen Anomalien sowie zwischen den fetalen und neonatalen Komplikationen feststellbar waren.
Originaldatei: http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1414827