
Der Frühling ist da und viele Menschen setzen den Wunsch nach sportlicher Betätigung endlich in die Tat um. Sonne und wärmere Temperaturen locken Jogger und Walker (mit und ohne Stöcke) in die Natur. Viele von ihnen übertreiben es jedoch, insbesondere zu Beginn der Laufsaison. Das Ergebnis der ungewohnten körperlichen Belastung ist nicht selten Muskelkater. Um diesen Symptomen entgegenzuwirken wird präventiv häufig zu antioxidativen Nahrungsergänzungsmitteln oder Superfoodprodukten wie Acerola oder Aronja gegriffen. Die Auswertung heterogener Studien zeigt jedoch, dass solche Antioxidantien die Schmerzen bei Muskelkater nicht signifikant reduzieren – weder direkt nach der Übungseinheit noch innerhalb der nächsten vier Tage im Anschluss an das Training (DOI: 10.1002/14651858.CD009789.pub2).
Cochrane-Review
Cochrane-Wissenschaftler untersuchten in einem systematischen Review, ob Antioxidantien und antioxidativ-angereicherte Lebensmittel die Schmerzsymptomatik von Muskelkater reduzieren und präventive Muskelkater-Supplemente zurecht beworben werden. Dafür werteten die Autoren 50 randomisierte, Placebo-kontrollierte Studien aus den Cochrane Registern Knochen, Gelenke und Muskeln sowie diversen anderen Sportdatenbanken aus. Angaben aus den Studienregistern und Referenzlisten wurden bis Februar 2017 berücksichtigt. Die Analyse setzte sich aus Daten von insgesamt 1089 Probanden im Alter zwischen 16 bis 55 Jahren zusammen. Die Teilnehmer waren nur wenig bis mäßig trainiert, Profisportler waren nicht vertreten. Hauptaugenmerk der Untersuchung lag darauf, ob Antioxidantien Muskelkater-Symptome in der Intensität verringern und/oder schneller wieder abklingen lassen.
Studien-Aufbau
Der Aufbau der einzelnen Studien war heterogen. So gab es Unterschiede bezüglich der Trainingsart und Auswahl der zugeführten Antioxidantien (beispielsweise Vitamin C und E als Tabletten oder Konzentrat), Zeitpunkt der Einnahme (vor oder nach dem Training), Einnahmedauer, Wirkstoffdosis und Häufigkeit der Anwendung. Die Supplementation umfasste neben Nahrungsergänzungsmitteln auch Extrakte aus Schwarztee oder Lebensmittel wie Granatapfel-Saft und Johannisbeer-Nektar. Ebenfalls variierte der Zeitpunkt innerhalb der Studien, an dem die Schmerzintensität nach dem Training abgefragt wurde. Insgesamt ergeben sich Auswertungen nach 6, 24, 48, 72 und 96 Stunden. Die Schmerzintensität wurde meist auf einer definierten Skala quantifiziert erfasst.
Studien- Ergebnisse
In allen Studien wurde eine höhere antioxidative Dosierung als die empfohlene Tagesdosis verwendet. Als klinisch relevant legten die Wissenschaftler eine Schmerzreduktion um 1,4 Punkte auf einer numerischen Skala von 0 bis 10 fest. Nach Erfassung aller Studiendaten kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die Supplementation von Antioxidantien und antioxidativ-angereicherten Lebensmitteln mit hoher Wahrscheinlichkeit zu keiner klinisch relevanten Verbesserung der Schmerzsymptomatik bei Muskelkater führt. Es konnten weder direkt nach dem Training noch innerhalb der nächsten vier Tage signifikante Symptomlinderungen beobachtet werden. Vielmehr fiel auf, dass es bei einigen zugeführten Substanzen wie beispielsweise N-Acetylcystein zu unerwünschten Wirkungen in Form gastrointestinaler Symptome wie Dyspepsie und Diarrhoe kam.
Fazit
Nach dem Cochrane-Review lässt sich zusammenfassend sagen, dass eine Wirkung antioxidativer Nahrungsergänzungsmittel bei Muskelkater als unwahrscheinlich einzustufen ist. Ob einzelne Antioxidantien ein präventives Potential bei Muskelkater haben, konnte mit der Datenanalyse jedoch nicht erfasst werden. Ebenfalls fehlen Hochdosis- und Niedrigdosis-Vergleiche. Dafür sind zukünftige, größer angelegte Studien erforderlich. Zudem müsste die Probandenvariable auf weitere Populationen wie beispielsweise Profi-Sportler ausgedehnt werden.