Orale Kontrazeptiva: langfristiger Schutz vor Karzinomen

100 bis 150 Millionen Frauen weltweit verhüten mit oralen Kontrazeptiva. Dabei schützt die Pille nicht nur vor ungewollter Schwangerschaft. Die Auswertung einer groß angelegten Studie zeigt, dass orale Kontrazeptiva langfristig auch das Risiko einiger Karzinomerkrankungen senken können.

Pille für die Frau

Schon lange wird propagiert, dass die Pille in Bezug auf Karzinomerkrankungen sicher sei. Das wurde jüngst durch eine Studien-Analyse wieder bestätigt. Frauen, die die Pille nutzen, müssen demnach keine Angst vor einem erhöhten Karzinomrisiko haben. Das gilt insbesondere für Ovarialkarzinome, Kolonkarzinome und Endometriumkarzinome. Ausnahmen bilden maligne Tumorerkrankungen der Brust und Zervixkarzinome. Bei diesen Krebsarten haben Pillen-Nutzerinnen ein leicht erhöhtes Risiko. Zu einem ähnlichen Ergebnis kam die Internationale Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) bereits im Jahr 2012.

Studie zu Krebsrisiko und Pille mit längstem Beobachtungszeitraum

Forscher der University of Aberdeen analysierten die Daten der UK Royal of General Practitioner’s Oral Contraception Study. In dieser Studie wurden seit 1968 insgesamt 46.022 Frauen begleitet. Darunter waren Frauen, die die Pille zur Verhütung nutzten und Frauen, die anderweitig oder gar nicht verhüteten. Von einigen Teilnehmerinnen konnten Daten bis zum Jahr 2012 ausgewertet werden. Der Beobachtungszeitraum betrug also bis zu 44 Jahre. Keine andere Studie hat bisher das Karzinomrisiko durch orale Kontrazeptiva über einen längeren Zeitraum untersucht. Die Ergebnisse wurden jetzt im The American Journal of Obstetrics and Gynecology veröffentlicht.

Auch 30 Jahre nach Pilleneinnahme verringertes Krebsrisiko

Die Studienanalyse zeigt, dass Pillen-Anwenderinnen ein verringertes Risiko für maligne Tumoren des Kolons (19 Prozent), der Ovarien (33 Prozent) und des Endometriums (34 Prozent) aufweisen. Zudem wurden 26 Prozent weniger Lymphome und Leukämien diagnostiziert. Die schützende Wirkung bleibt sogar noch 30 Jahre nach Anwendung der oralen Kontrazeptiva bestehen. Jenny Chang-Claude, Leiterin der Arbeitsgruppe Genetische Epidemiologie am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg, resümiert: „Was hier noch mal belegt wird ist, dass Frauen, die die Pille genommen haben, auch langfristig keine Sorgen vor Krebs haben müssen.“

Leicht erhöhtes Karzinomrisiko reversibel

Die Datenanalyse belegt auch ein leicht erhöhtes Krebsrisiko. So erkranken Pillen-Anwenderinnen dezent häufiger an Mamma- und Zervixkarzinomen als Nicht-Pillen-Nutzerinnen. Das leicht erhöhte Risiko verschwindet jedoch innerhalb von 5 Jahren nach Absetzen der oralen Empfängnisverhütung. Anschließend gibt es keine Hinweise mehr für ein erhöhtes Auftreten dieser Karzinome. Ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko ist nur für Raucherinnen belegbar.

Karzinom-Risiko-Bilanz neutral

Die Forschergruppe aus Aberdeen kommt zu dem Schluss, dass die Karzinom-Risiko-Bilanz als neutral zu bewerten ist. Es könne kein substanziell erhöhtes Langzeitrisiko von maligen Tumoren bei Frauen verifiziert werden, die in der Vergangenheit mit oralen Kontrazeptiva verhüteten. So lange keine anderweitigen medizinischen Gründe vorliegen, ist die Einnahme der Pille zum Schutz vor einer ungewollten Schwangerschaft demnach als sicheres Verhütungsmittel einzustufen.

Autor:
Stand:
28.03.2017
Quelle:

The American Journal of Obstetrics and Gynecology

  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige

Orphan Disease Finder

Orphan Disease Finder

Hier können Sie seltene Erkrankungen nach Symptomen suchen:

 

Seltene Krankheiten von A-Z
Schwerpunkt Seltene Erkrankungen