Probiotika in der Schwangerschaft schützen vor Präeklampsie und Frühgeburten

Der Verzehr probiotischer Milch in der Schwangerschaft kann einer norwegischen Studie zufolge das Risiko von Präeklampsie und Frühgeburten senken.

Schwangere Babybauch

Probiotische Milch ist bei norwegischen Schwangeren sehr beliebt. Norwegische Wissenschaftler untersuchten erneut, ob und wie sich der Verzehr von probiotisch angereicherter Milch auf das  Risiko von Präeklampsie und Frühgeburten auswirkt. Bewertet wurde der Einfluss in drei unterschiedlichen Zeiträumen: vor  der Befruchtung sowie in der Früh- und Spätschwangerschaft. Im Ergebnis zeigte sich tatsächlich ein erniedrigtes Risiko von Präeklampsie sowie eine verringerte Rate an Frühgeburten. Die Ergebnisse der populationsbasierten, prospektiven Kohortenstudie wurden in der Fachzeitschrift British Medical Journal Open publiziert (2018; DOI: 10.1136/bmjopen-2017-018021).

Protektiver Schutz erneut bestätigt

Grundlage der aktuellen Untersuchung waren frühere Studienergebnisse, die einen Zusammenhang zwischen probiotischer Milch und dem Risiko von Präeklampsie und Frühgeburten zeigten. Wissenschaftler des Folkehelseinstituttet in Oslo konnten bereits in zwei vorherigen Auswertungen der Norwegian Mother and Child Cohort Study (MoBa) mit rund 18.000 und 33.000 Frauen den protektiven Einfluss probiotischer Milch in der Schwangerschaft belegen. Mittlerweile umfasst die Studie 70.149 Frauen, deren Daten in die aktuelle Analyse einfließen. Wiederholt konnte auch in der neuen Auswertung ein protektiver Zusammenhang beobachtet werden.

Risiko Präeklampsie

In die Präeklampsie-Analyse wurden nur die Daten Erstgebärender einbezogen (n = 37.050). Nach Auswertung erkrankten 1.851 der Probandinnen bzw. 5 Prozent an einer Präeklampsie, 550 von ihnen mit schwerem Krankheitsverlauf (RR > 160/110, Proteinurie > 3g/24h). Bei Frauen, die in der Spätschwangerschaft regelmäßig probiotisch angereicherte Milch getrunken haben, sank das Risiko um 20 Prozent (OR 0,80; 95%-KI 0,68 – 0,94). Das Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs konnte sogar um 32 Prozent gesenkt werden (OR 0,68; 95%-KI 0,50 – 0,92). In der Frühschwangerschaft und vor der Befruchtung wurde kein protektiver Zusammenhang festgestellt.

Risiko Frühgeburt

In die Frühgeburten-Analyse wurden die Daten von 34.458 Schwangeren verglichen. Von diesen Frauen brachten 2.858 ihr Baby zu früh auf die Welt. Der Anteil iatrogen eingeleiteter Frühgeburten lag bei 1.063 Fällen, bei 1.795 Schwangeren kam es zu einer spontanen Frühgeburt. Der protektive Einfluss probiotischer Milch zeigte sich in der Frühschwangerschaft. So war der probiotische Konsum zu Beginn mit einem niedrigen Frühgeburtenrisiko assoziiert (OR, 0,79; 95%-KI 0,64 – 0,97). Eine signifikante Erniedrigung zeigte sich jedoch nur bei den spontanen Frühgeburten (OR 0,74; 95%-KI 0,57 – 0,96). Vor und im späten Verlauf der Schwangerschaft kam es zu keinen offensichtlichen Auswirkungen.

Probiotische Milch in Norwegen sehr beliebt

In Norwegen bevorzugen viele Frauen in der Schwangerschaft Milch mit probiotischen Zusätzen wie Bifidobacterium lactis (Bb12) und Lactobacillus acidophilus ((LA-5) bzw. rhamnosus GG (LGG). Als mögliche Ursache dafür wird die offensive Werbung des Marktführers für probiotische Erzeugnisse „TINE“ vermutet. Rund ein Viertel aller an der MoBa-Studie teilnehmenden Frauen gaben an, bereits vor der Schwangerschaft regelmäßig probiotische Milch getrunken zu haben. Zu Beginn der Schwangerschaft waren es etwa 37 Prozent, am Ende der Schwangerschaft noch rund 32 Prozent. Der durchschnittliche Verzehr lag bei anderthalb Gläsern bzw. etwa 390 Millilitern.

Protektiver Schutz ohne Kausalzusammenhang

Auch wenn die Studienergebnisse eindeutige Zahlen zeigen, liefern sie keinen endgültigen Beweis für den protektiven Einfluss probiotischer Milch auf das Risiko von Präeklampsie und Frühgeburt. Zudem ist der pathophysiologische Hintergrund unklar. Auch kann der Einfluss anderer Faktoren wie eine gesündere Lebensweise, ein stabileres soziales Umfeld oder weniger Stress der Probiotika-konsumierenden Frauen nicht ausgeschlossen werden. Um einen sicheren kausalen Zusammenhang herzustellen, sind jetzt kontrollierte, randomisierte Studien erforderlich.

Autor:
Stand:
29.01.2018
Quelle:

British Medical Journal Open (BMJ Open)

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