Sinusvenenthrombose-Risiko höher durch COVID-19

Ergebnisse einer Studie der Universität Oxford deuten darauf hin, dass das Risiko für eine Sinusvenenthrombose (cerebral venous thrombosis, CVT) nach COVID-19 deutlich höher liegt als nach einer Corona-Impfung mit einer mRNA-Vakzine wie BNT162b2 (BioNTech) und mRNA-1273 (Moderna).

Blutgerinnsel

Die Studienergebnisse des Teams um Erstautor Maxime Taquet wurden auf dem Preprintserver OSF veröffentlicht. Es handelt sich um eine retrospektive Kohortenstudie, die Daten aus einer großen elektronischen Patientenakte verwendete. Die Forscher verglichen die Inzidenz von CVT bei Patienten zwei Wochen nach einer COVID-19-Diagnose (n=513.284) oder nach einer Influenza-Diagnose (n=172.742) mit der bei Patienten zwei Wochen nach der COVID-19-Impfung mit den Vakzinen BNT162b2 oder mRNA-1273 (n=489.871). Die Inzidenz gegenüber AZD1222 konnte nicht untersucht werden, da die Daten aus einer US-Datenbank stammten.

Risiken einer CVT

Bei den 513 284 Patienten mit einer COVID-19-Diagnose betrug die Inzidenz einer CVT 39,0 pro eine Million Menschen (95% KI, 25.2–60.2), bei den 489 871 Patienten, die eine mRNA-Impfung erhalten hatten, betrug sie 4,1 pro eine Million (95% KI 1,1 bis 14,9) und nach Influenza-Diagnose 0,0 pro eine Million (95% KI 0,0–22,2). Nach Schätzungen der Europäischen Arzneimittel-Agentur beträgt das Risiko einer CVT nach dem AstraZeneca-Impfstoff Vaxzevria 5,0 (95% KI 4,3–5,8) pro eine Million Menschen.

Die Inzidenz für eine CVT war den Ergebnissen zufolge also nach einer COVID-19-Erkrankung am höchsten und auch höher als die Inzidenz der Allgemeinbevölkerung (0,41 pro Million Menschen über einen Zeitraum von zwei Wochen).

Die Mortalität nach einer CVT bei Menschen mit COVID-19 lag in der Studie bei etwa 20%, ähnlich der Sterblichkeitsrate aufgrund einer mit Thrombozytopenie verbundenen CVT der Patienten, die den AstraZeneca-Impfstoff erhalten hatten.

Risiken einer PVT

Darüber hinaus wurde die Inzidenz von Portalvenenthrombosen (PVT) innerhalb der verschiedenen Gruppen ermittelt: Nach einer COVID-19-Erkrankung lag sie bei 436,6 pro eine Million Menschen, nach Influenza bei 98,4 und nach einer mRNA -Impfung bei 44,9. Die im Datensatz beobachtete Gesamtinzidenz betrug 4,1 pro eine Million Menschen über einen Zeitraum von zwei Wochen.

Limitationen

Die Autoren der Studie räumen ein, dass alle relativen Risiken mit Vorsicht interpretiert werden sollten, da das Ausmaß des COVID-19-Risikos gegenüber der Baseline der Allgemeinbevölkerung oder gegenüber Influenza nicht auf Kohorten basiert, die auf das Alter oder anderen demografische Faktoren abgestimmt waren. Aus diesem Grund kann auch nicht geschlussfolgert werden, dass die untersuchten mRNA-Impfstoffe mit einem erhöhten Risiko für CVT verbunden sind; „Um diese Frage zu beantworten, werden weitaus größere Stichproben benötigt“, heißt es in der Veröffentlichung. Darüber hinaus kann das mit dem AstraZeneca-Impfstoff verbundene CVT-Risiko nicht direkt mit einem der anderen Impfstoffe oder mit COVID-19 verglichen werden, da die Daten aus elektronischen Patientenakten stammten und nicht vom EMA-Überwachungssystem.

Fazit

Die Studie ist nicht die erste, die COVID-19 mit einem erhöhten Risiko für Thrombosen in Verbindung bringt. Aaron Petrey, ein Immunologe an der Universität von Utah, der nicht an der Oxford-Studie beteiligt war, schrieb in einer E-Mail an The Scientist: „Ich denke, die allgemeine Schlussfolgerung aus diesem Artikel ist richtig und das Risiko von Blutgerinnseln ist bei COVID-19 signifikant höher, da hier mehrere Mechanismen eine Rolles spielen, die alle zusammen zu einer Koagulopathie führen können - von Endothelschäden über Thrombozytenhyperreaktivität bis hin zum mit COVID-19 verbundenen Zytokinsturm.“ Darüber hinaus betont er, dass es eine Vielzahl von Studien gibt, die zeigen, dass COVID-19 ein stark prothrombotischer Zustand ist, infolgedessen Thrombosen und Schlaganfälle auch bei jungen gesunden Personen auftreten.

Pfizer dementiert die Feststellung der Studie, dass mRNA-Impfstoffe mit einem geringen Risiko für CVT verbunden seien und weist darauf hin, dass mit weltweit über 200 Millionen verabreichten Dosen keine Anhaltspunkte dafür geliefert wurden, dass arterielle oder venöse thromboembolische Ereignisse mit oder ohne Thrombozytopenie mit BNT162b2 gesehen wurden. Das Unternehmen weist zudem darauf hin, dass die jüngsten Überprüfungen der US-amerikanischen Zentren für Kontrolle und Prävention von Krankheiten (US Centers for Disease Control and Prevention) und der britischen Regulierungsbehörde für Arzneimittel und Gesundheitsprodukte (UK’s Medicines and Healthcare products Regulatory Agency) ebenfalls keinen Zusammenhang zwischen der Biontech-Vakzine und Blutgerinnseln festgestellt haben.

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