Demenz im Fokus: Nationale Demenzstrategie verabschiedet

Das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie das Bundesgesundheitsministerium haben im September 2020 die Nationale Demenzstrategie verabschiedet. Unter vier inhaltlichen Schwerpunkten werden insgesamt 160 konkrete Maßnahmen benannt.

Demenz

In Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt. Aufgrund des demographischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung wird die Zahl der Erkrankten steigen. Schätzungen gehen von 2,8 Millionen Betroffenen im Jahr 2050 aus.In Deutschland sind 1,6 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt. Aufgrund des demographischen Wandels und der steigenden Lebenserwartung wird die Zahl der Erkrankten steigen. Schätzungen gehen von 2,8 Millionen Betroffenen im Jahr 2050 aus.

Altbekannte und neue Risikofaktoren

Aufgrund der steigenden Zahlen spielt die Prävention eine bedeutende Rolle. Eine jüngst publizierte Studie zu zwölf modifizierbaren Risikofaktoren nennt neben den neun bekannten – Schwerhörigkeit, niedriger Bildungsstand, Rauchen, Mangel an sozialen Kontakten, Depression, Hypertonie, Übergewicht, körperliche Inaktivität und Diabetes mellitus – drei neue Risikofaktoren:

  • Schädeltrauma
  • Exzessiver Alkoholkonsum
  • Luftverschmutzung.

Die neuen Risikofaktoren sollten im Alltag berücksichtigt werden. „Das zeigt, dass Fahrradhelme oder Helme bei bestimmten Risikosportarten einen Schutz vor späteren Demenzerkrankungen darstellen“, kommentiert Professor Dr. Peter Berlit, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN), [1]. „Auch der schädigende Einfluss von Alkohol und Luftverschmutzung sollte breit kommuniziert werden.“ Neben der Prävention sollte das Leben für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen verbessert werden – dies hat sich die nun verabschiedete Nationale Demenzstrategie zum Ziel gesetzt [2].

Nationale Demenzstrategie mit vier Schwerpunkten

Am 23. September 2020 wurde die Nationale Demenzstrategie von Bundesseniorenministerin Dr. Franziska Giffey, Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, Bundesforschungsministerin Anja Karliczek und 57 Partnerinnen und Partner unterzeichnet [3].

In dem 150 Seiten umfassenden Papier werden 160 Maßnahmen mit vier inhaltlichen Schwerpunkten, als Handlungsfelder bezeichnet, vorgestellt:

  • Handlungsfeld 1 – Strukturen zur gesellschaftlichen Teilhabe von Menschen mit Demenz an ihrem Lebensort aus- und aufbauen
  • Handlungsfeld 2 – Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen unterstützen
  • Handlungsfeld 3 – Die medizinische und pflegerische Versorgung von Menschen mit Demenz weiterentwickeln
  • Handlungsfeld 4 – Exzellente Forschung zu Demenz fördern.

Erarbeitet wurde die Nationale Demenzstrategie unter Federführung und Förderung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie vom Bundesministerium für Gesundheit zusammen mit der Deutschen Alzheimer Gesellschaft, den Ländern und Kommunen, den Verbänden des Gesundheitswesens und der Pflege, den Sozialversicherungsträgern, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft. Die verabschiedeten Maßnahmen sollen Deutschland demenzfreundlicher machen. Bilanz wird im Jahr 2026 gezogen.

Initiative „Teamgeist für Menschen mit Demenz“

Die Initiative „Teamgeist für Menschen mit Demenz“ wird von einem breiten gesellschaftlichen Bündnis getragen, das die Umsetzung der Nationalen Demenzstrategie begleitet. Die Gesellschaft soll demenzfreundlicher gestaltet werden, wobei sieben Lebensbereich im Fokus stehen: Lokale Strukturen, Sport und Vereinsleben, Mobilität, soziales und kulturelles Leben, Gesundheit und Wohlbefinden, Einkaufen und Besorgungen, Unternehmen und Wirtschaft.

Beteiligt an dem Bündnis sind unter anderem der Deutsche Olympische Sportbund, die Deutsche Bahn, katholische und evangelische Kirche, die Kassenärztliche Bundesvereinigung sowie die Bundesärztekammer.

Kenntnis von Risikofaktoren und Nationale Demenzstrategie als Chance

„Die Nationale Demenzstrategie ist somit ein Meilenstein. Sie wird deutlich zur Verbesserung der Versorgung von Demenzpatienten in Deutschland beitragen. Gemeinsam mit den unter dem Dach der Nationalen Demenzstrategie agierenden Gruppen (z.B. mit der DGN) werden neue Wege beschritten werden“, so Prof. Richard Dodel, Essen, Demenzexperte der DGN [1]. „Darüber hinaus stellen modifizierbare Risikofaktoren eine große Chance dar: Mehr als ein Drittel aller Demenzerkrankungen könnte verhindert werden!“

Quelle:
  1. Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN), Pressemeldung, 28.09.20201.
  2. Nationale Demenzstrategie, abgerufen am 07.10.2020
  3. Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ), Pressemeldung, 23.09.2020
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