Adjuvante Parkinson-Therapie: MAO-B-Hemmer besser als vermutet?

Ein britisches Forscherteam nahm einen Vergleich zwischen Dopaminagonisten, MAO-B- und COMT-Hemmern vor. Dabei schnitten MAO-B-Hemmer besser ab als vermutet. Lassen sich hieraus Therapieempfehlungen ableiten?

Parkinsonpatient

Der Wirkstoff Levodopa ist die am häufigsten eingesetzte und wirksamste initiale Therapie bei Parkinson. Mit zunehmender Therapiedauer oder bei hochdosierter Gabe können allerdings motorische Komplikationen auftreten. Es kann zu Dyskinesien und motorischen Fluktuationen, bedingt durch einen frühzeitige Abnahme der Wirksamkeit von Levodopa und nicht vorhersehbare Wechsel zwischen On- und Off-Phasen, kommen.

Sind die motorischen Symptome unter Levodopa nicht mehr ausreichend kontrollierbar, kommen adjuvante Medikamente zum Einsatz. Hierbei werden am häufigsten Substanzen aus den Wirkstoffgruppen der Dopaminagonisten sowie der beiden Gruppen von Dopamin-Wiederaufnahmehemmern, den MAO-B-Hemmern (Monoaminooxidase Typ B) und den COMT-Hemmern (Catechol-O-Methyl-Transferase), eingesetzt.

Bisherige Studien haben die Therapie mit verschiedenen adjuvanten Medikamenten im Vergleich zu Placebo untersucht, allerdings war die Studiendauer meist kurz und sowohl Dopaminagonisten als auch Dopamin-Wiederaufnahmehemmer erwiesen sich als wirksam. Ein direkter Vergleich von Dopaminagonisten und Dopamin-Wiederaufnahmehemmern über einen längeren Zeitraum war bisher noch nicht durchgeführt worden. Dies hat ein britisches Forscherteam um Dr. Richard Gray von der Universität Oxford nun nachgeholt. Die Studienergebnisse wurden im renommierten Fachjournal „JAMA Neurology“ veröffentlicht [1].

Zielsetzung

Die Forscher untersuchten in der randomisierten Open-Label-Studie PD MED (Parkinson Disease Medication) folgende Fragestellung: Ist die adjuvante Therapie mit einem Dopamin-Wiederaufnahmehemmer der Therapie mit einem Dopaminagonisten überlegen und wenn ja, gibt es einen Unterschied in der Wirksamkeit zwischen MAO-B- und COMT-Hemmern?

Methodik

Zur Beantwortung der Fragestellung dieser Studie untersuchte das Team um Gray Patienten mit idiopathischer Parkinson-Krankheit und unkontrollierten motorischen Komplikationen unter Levodopa-Therapie. Dabei wurde die Lebensqualität der Patienten anhand der Mobilität beurteilt. Die Mobilität der Teilnehmenden wurde mithilfe des Parkinson’s Disease Questionnaire-39 gemessen.

Die Teilnehmenden wurden zu gleichen Teilen in drei Gruppen randomisiert. Eine Gruppe erhielt zur adjuvanten Therapie Dopaminagonisten, eine Gruppe MAO-B-Hemmer und die dritte Gruppe COMT-Hemmer.

Ergebnisse

In die Studie gingen 500 Personen ein und die Daten von 498 Teilnehmenden wurden analysiert. Das mittlere Alter der Teilnehmenden lag bei 73 Jahren und die mittlere Nachbeobachtungszeit betrug 4,5 Jahre.

Im Ergebnis gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Dopaminagonisten und Dopamin-Wiederaufnahmehemmern im Parkinson’s Disease Questionnaire-39 zwischen den drei Gruppen. Schauten sich die Forscher die Ergebnisse zwischen den Gruppen mit den Dopamin-Wiederaufnahmehemmern an, also zwischen den MAO-B- und COMT-Hemmern, so schnitten die Patienten unter MAO-B-Hemmern im Mittel 4,2 Punkte besser im Parkinson’s Disease Questionnaire-39 ab. Dieser Unterschied erwies sich statistisch als nicht signifikant

Der häufigste Grund für einen Therapieabbruch waren Nebenwirkungen.

Fazit

In dieser Studie bei Parkinson-Patienten mit motorischen Symptomen unter Levodopa schnitten COMT-Hemmer schlechter ab als Dopaminagonisten und MAO-B-Hemmer. Die MAO-B-Hemmer waren gleichauf mit den Dopaminagonisten. Die Autoren der Studie leiten daraus ab, dass MAO-B-Hemmer möglicherweise häufiger eingesetzt werden könnten. Allerdings zeigen die Studienergebnisse keine klinisch signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen.

Quelle:
  1. Gray et al. (2021): Long-term Effectiveness of Adjuvant Treatment With Catechol-O-Methyltransferase or Monoamine Oxidase B Inhibitors Compared With Dopamine Agonists Among Patients With Parkinson Disease Uncontrolled by Levodopa Therapy: The PD MED Randomized Clinical Trial. JAMA Neurology, DOI: 10.1001/jamaneurol.2021.4736
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige