
Hintergrund
Vorhofflimmern (VHF) ist die häufigste klinisch relevante Arrhythmie. Betroffen sind 1-4% der Erwachsenen mit einer Zunahme der Häufigkeit auf 13% bei über 80-Jährigen. Es besteht eine Assoziation zwischen VHF und Schlaganfällen sowie Demenz. Die Mechanismen dahinter sind in Abwesenheit von thromboembolischen Ereignissen bislang nicht ausreichend verstanden. Man vermutet, dass systemische Entzündungsreaktionen und eine Hypoperfusion des Gehirns, aufgrund der reduzierten Auswurfleistung des Herzens bei VHF, verantwortlich sind. Daneben prädisponieren einige Risikofaktoren sowohl für VHF als auch für Demenz und Schlaganfälle.
Beispielsweise werden zerebrale Mikroangiopathien – also Erkrankungen der kleinen Gefäße des Gehirns – in Zusammenhang mit kognitivem Abbau, vaskulärer Demenz und Schlaganfällen beobachtet. Anzeichen für solche zerebralen Mikroangiopathien, auch cSVD (cerebral Small Vessel Disease) genannt, sind in der MRT Hyperintensitäten der weißen Substanz (White Matter Hyperintensities, WMH), Lakunen und zerebrale Mikroblutungen. Eine Hypertension erhöht das Risiko für WMHs und daneben auch für Schlaganfälle und vaskuläre Demenz.
Zielsetzung
Ein Team um Lina Rydén von der Universität Göteborg in Schweden hat untersucht, ob VHF neben Schlaganfällen auch mit stillen Infarkten und cSVD assoziiert ist [1].
Methodik
In der Querschnittstudie wurden Daten aus der Göteborg-H70-Kohortenstudie analysiert. Diese Kohorte besteht aus Personen, die im Jahr 1944 geboren wurden und eine MRT-Untersuchung des Kopfes zwischen 2014 und 2017 erhalten hatten. Die Diagnose VHF wurde anhand der Patientenangaben, EKG- und Registerdaten gestellt. Ein symptomatischer Schlaganfall wurde anhand von Patientenangaben, Proxy-Interviews und Register-Daten erfasst. Ein Radiologe analysierte die MRT-Daten auf Infarkte und zerebrale Mikroblutungen. Das WMH-Volumen wurde in der FLAIR-Sequenz mithilfe des Lesion Segmentation Tools bestimmt. Dabei handelt es sich um einen Algorithmus, welcher bei der Auswertung von MRT-Aufnahmen eingesetzt wird.
Ergebnisse
Insgesamt gingen 776 Teilnehmer in die Auswertung ein, von denen 65 (8,4%) VHF zeigten. Bei den Teilnehmern mit VHF zeigten sich Assoziationen zu symptomatischen Schlaganfällen (Odds Ratio [OR] 4,5; 95% Konfidenzintervall [CI] 2,1-9,5), großen Infarkten in der MRT (OR 5,0; 95% CI 1,5-15,9), Lakunen (OR 2,7; 95% CI 1,2-5,6) und stillen Infarkten (OR 3,5; 95% CI 1,6-7,4).
Unter den Teilnehmern mit symptomatischen Schlaganfällen, hatten solche mit VHF ein größeres Volumen der WMH als solche ohne VHF. Es bestand keine Assoziation zwischen der Ausdehnung der WMH bei Patienten ohne symptomatischen Schlaganfall und VHF. Zusätzlich zeigten sich bei VHF-Patienten vermehrt zerebrale Mikroblutungen im Frontallappen.
Fazit
In dieser Studie zeigte sich VHF mit zahlreichen zerebrovaskulären Veränderungen assoziiert. Aufgrund der geringen Anzahl von VHF-Patienten in der Kohorte sind aber weitere Studien nötig, um die Eignung zerebrovaskulärer Pathologien als MRT-Marker zu prüfen. Perspektivisch sehen die Autoren bei einer ausreichenden Datengrundlage solche Marker zur Abschätzung des individuellen Risikoprofils bei VHF-Patienten geeignet, wodurch auch die Aufnahme dieser Marker in Therapie-Guidelines sinnvoll wäre.
Daneben sollen weitere Untersuchungen zu einem besseren Verständnis der pathophysiologischen Mechanismen beitragen, welche die Assoziation zwischen Vorhofflimmern und zerebrovaskulären Erkrankungen sowie Demenz erklären.