
Hintergrund
Die 5-Jahres-Rezidivrate bei prämenopausalen Patientinnen mit rezeptorpositivem Mammakarzinom war unter Exemestan und ovarieller Suppression signifikant geringer als unter Therapie mit Tamoxifen und ovarieller Suppression. Die Hinzunahme der ovariellen Suppression zu Tamoxifen reduzierte die Rezidivrate nicht signifikant.
Das sind die bisherigen Ergebnisse der SOFT (Suppression of Ovarian Function Trial)- und der TEXT (Tamoxifen and Exemestane Trial)-Studie. Eine neue Studie präsentiert aktualisierte Daten aus einem längeren Nachbeobachtungszeitraum [1].
Zielsetzung
Die Mediziner um Dr. Francis vom Peter MacCallum Cancer Centre in Melbourne analysierten die Daten aus den Kohorten der SOFT- und TEXT-Studie, jeweils pro Studie und kombiniert, nach einer mittleren Nachbeobachtungszeit von jeweils acht bis neun Jahren. Außerdem wurde die Subgruppe der Patientinnen mit HER2 (Human Epidermal Growth Factor Receptor)-negativem Rezeptorstaus untersucht, die die Mehrheit in den beiden Studien darstellten.
Methodik
Bei SOFT und TEXT handelt es sich um randomisierte Studien, die unterschiedliche Behandlungsregime vergleichen. In die Studie gingen Patientinnen mit dokumentiertem prämenopausalem Status und operativem Mammakarzinom ein. Die Tumore zeigten in mindestens 10% der Zellen eine Expression von Östrogen- oder Progesteronrezeptoren.
SOFT-Studie
In dieser Studie wurden die Patientinnen 1:1:1 in drei Gruppen randomisiert. Die Gruppen erhielten folgende Therapie:
- Gruppe 1: Tamoxifen, 20 mg Tagesdosis
- Gruppe 2: Tamoxifen plus ovarielle Suppression
- Gruppe 3: Exemestan, 25 mg Tagesdosis plus ovarielle Suppression.
Die ovarielle Expression erfolgte mittels verschiedener Methoden. Die Patientinnen erhielten entweder Triptorelin (3,75 mg, alle 28 Tage intramuskulär) oder eine bilaterale Ovarektomie oder eine Radiomenolyse.
TEXT-Studie
Die Teilnehmerinnen der TEXT-Studie wurden in zwei Gruppen randomisiert. Eine Gruppe erhielt Exemestan und Triptorelin, die andere Gruppe Tamoxifen und Triptorelin. Eine bilaterale Ovarektomie oder Radiomenolyse konnte durchgeführt werden, nachdem Triptorelin mindestens 6 Monate eingenommen worden war.
Kombinierte Analyse über längeren Zeitraum
In der aktuellen Studie wurden die Daten der beiden Studien nach einem längeren Nachbeobachtungszeitraum und in Kombination analysiert. Außerdem wurden die Daten der HER2-negativen Patientinnen untersucht.
Ergebnisse
In der Kohorte der SOFT-Studie lag die Rate des krankheitsfreien Überlebens nach acht Jahren bei 78,9% unter alleiniger Tamoxifen-Gabe, bei 83,2% unter Tamoxifen und ovarieller Suppression und bei 85,9% unter Exemestan und ovarieller Suppression (p = 0,009 für Tamoxifen alleine vs. Tamoxifen plus ovarielle Suppression).
Die 8-Jahres-Rate des Gesamtüberlebens lag bei 91,5% für Tamoxifen alleine, bei 93,3% unter Tamoxifen und ovarieller Suppression und bei 92,1% unter Exemestan und ovarieller Suppression (p = 0,01 für Tamoxifen alleine vs. Tamoxifen plus ovarielle Suppression). Unter den Patientinnen, die sich nach der Chemotherapie weiterhin im prämenopausalen Stadium befanden, lagen die Raten bei 85,1%, 89,4% und 87,2%.
Bei Patientinnen mit HER2-negativem Rezeptorstatus, die eine Chemotherapie erhalten hatten, war die 8-Jahres-Rate für Fernrezidive unter Exemestan und ovarieller Suppression geringer als unter Tamoxifen und ovarieller Suppression. Prozentual war die Rate in der Exemestan-Gruppe in der SOFT-Studie um sieben Prozentpunkte geringer und in der TEXT-Studie um fünf Prozentpunkte.
Nebenwirkungen von Grad 3 und höher wurden bei 24,6% der Patientinnen unter Tamoxifen alleine berichtet, bei 31% in der Gruppe mit Tamoxifen und ovarieller Suppression und bei 32,3% in der Gruppe mit Exemestan und ovarieller Suppression.
Fazit
Bei prämenopausalen Patientinnen mit Mammakarzinom führte die Hinzunahme der ovariellen Suppression zur Tamoxifen-Therapie zu einer signifikant höheren 8-Jahres-Rate für krankheitsfreies Überleben und Gesamtüberleben im Vergleich zur alleinigen Therapie mit Tamoxifen. Die Therapie mit dem Aromatasehemmer Exemestan und ovarieller Suppression konnte die rezidvfreie Rate noch weiter steigern.
Bei Patientinnen mit HER2-negativem Rezeptorstatus und einem erhöhten Rezidivrisiko fielen die Zahlen zur Therapie mit Exemestan und ovarieller Suppression noch positiver aus, was die Reduktion von Rezidiven, besonders von Fernrezidiven, anbelangt. Der Einsatz dieser Therapie bei HER2-negativem Mammakarzinom sei für den Einsatz in der klinischen Praxis angemessen, so die Autoren.
Die Häufigkeit von Nebenwirkungen war bei den Patientinnen, die eine ovarielle Suppression erhalten hatten, höher als unter alleiniger Tamoxifen-Therapie.
Die Studien wurden von Pfizer und weiteren Förderern finanziell unterstützt und sind unter NCT00066690 (SOFT) bzw. NCT00066703 (TEXT) bei ClinicalTrials.gov registriert.