
Hintergrund
Kaffee zählt zu den beliebtesten Getränken. Verschiedene Studien untersuchten bereits den Einfluss von Kaffeekonsum auf Tumore. Ein positiver Effekt konnte von einigen Studien gezeigt werden. Ursächlich mögen die mehr als 1000 Inhaltsstoffe von Kaffee eine Rolle spielen, von denen einige ein antioxidatives und antiinflammatorisches Potential aufweisen. Eine Forschungsgruppe untersuchte nun den Zusammenhang zwischen Kaffeekonsum und dem Progressionsrisiko bzw. der Sterberate bei metastasiertem kolorektalen Karzinom.
Methoden
Die Forscher nutzten für ihre Studie die Daten aus einer vom National Cancer Institute, USA, finanzierten großen Phase-III Studie (CALGB [Cancer and Leukemia Group B]/SWOG 80405), bei der die Probanden nach ihren Ernährungsgewohnheiten gefragt worden sind.
Primär verglich die Studie eine First-Line Behandlung mit Cetuximab und Bevacizumab in Kombination mit einer Chemotherapie (FOLFIRI oder mFOLFOX6) bei einem nicht-resektablen lokal fortgeschrittenen oder metastasierten kolorektalen Karzinom.
Insgesamt untersuchten die Forscher 1171 Teilnehmer (691 Männer, 480 Frauen), bei denen die Ernährungsangaben via Fragebögen vollständig waren und die mindestens 90 Tage nach Studienbeginn noch lebten.
Ergebnisse
Die Patienten waren im Schnitt 59 Jahre (Range: 51-67) alt.
5% der Probanden gaben an > 4 Tassen Kaffee pro Tag zu konsumieren, 20% tranken 2-3 Tassen Kaffee pro Tag und drei Viertel der Patienten nahm < 1 Tasse Kaffee pro Tag zu sich. 24% der Studienteilnehmer gaben an, gar keinen Kaffee zu trinken.
Die Patienten, die einen hohen Kaffeekonsum hatten, waren vermehrt adipös, rauchten eher und tranken mehr Alkohol als die Menschen, die keinen Kaffee tranken.
Die Follow-Up Zeit betrug im Median 5,4 Jahre (Interquartil Range: 3,2-6,3 Jahre). Zu diesem Zeitpunkt waren nur noch 7% der Patienten ohne Krankheitsprogress am Leben. Die 5-Jahresüberlebensrate betrug gemittelt über alle Patienten ca. 20%.
In einer multivariaten Analyse berücksichtigten die Studienautoren das Alter, Geschlecht, ECOG (Eastern Co-operative Oncology Group) - Status, Gesamtenergieaufnahme und den Therapiearm. Hier ergab sich eine um 36% reduzierte Sterberate bei den Patienten mit einem Kaffeekonsum von > 4 Tassen bzw. eine um 18% reduzierte Sterberate bei den Patienten mit zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag verglichen mit den Patienten, die keinen Kaffee konsumierten.
Im Median lebten die Patienten mit vier oder mehr Tassen Kaffee pro Tag noch 39 Monate gegenüber 31 Monate bei den Patienten, die keinen Kaffee tranken (Hazard Ratio [HR] 0,64; 95% Konfidenzintervall [KI] 0,46-0,87; p=0,01).
Auch für entkoffeinierten Kaffee konnten die Forscher zeigen, dass ein Konsum von > 2 Tassen pro Tag zu einem 36% längeren Gesamtüberleben (HR 0,64; 95% KI 0,43-0,95; p=0,002) führte im Vergleich zu den Patienten ohne Kaffeekonsum.
Das Progressionsrisiko war bei den Patienten mit >4 Tassen Kaffee um 22% reduziert bzw. war bei den Patienten mit zwei bis drei Tassen Kaffee pro Tag um 19% niedriger im Vergleich zu den Patienten, die keinen Kaffee konsumierten (HR 0,78; 95%KI 0,59-1,05).
Die Patienten, die entkoffeinierten Kaffee (>2 Tassen pro Tag) tranken, hatten ein 25% höheres progressionsfreies-Überleben (HR 0,75; 95% KI 0,52-1,09; p=0,05) im Vergleich zu den Nicht-Kaffeetrinkern.
Die Forscher untersuchten ferner das Sterberisiko bzw. Progressionsrisiko pro Tasse Kaffee und konnten zeigen, dass dieses pro Tasse Kaffee um 7% (HR 0,93; 95% KI 0,89-0,98; p=0,04) bzw. um 5% (HR 0,95; 95% KI 0,91-1,00; p=0,04) reduziert war. Die von der Studie untersuchten Risikofaktoren wie Rauchen, Alkoholkonsum, ASS-Gebrauch oder die Blutzuckerwerte beeinflussten diese Ergebnisse nicht.
Fazit
Die Studie gibt Hinweise darauf, dass ein hoher Kaffeekonsum mit einem verminderten Progressionsrisiko und Sterberisiko beim fortgeschrittenen/metastasierten kolorektalen Karzinom einhergeht. Als Ursache vermuten die Autoren das antioxidative und antiinflammatorische Potential vom Kaffee. Zudem erhöht Kaffee die Darmmotilität, welches die Transitzeit von potentiellen Karzinogenen im Darm verkürzen kann. Die Autoren wiesen darauf hin, dass aus der Studie keine kausalen Zusammenhänge gezogen werden können und empfehlen hierfür die Durchführung weiterer randomisierter klinischer Studien.