DKK 2022: Präventionsmöglichkeiten bei Pankreatitis

Eine akute und insbesondere eine chronische Pankreatitis erhöhen das Risiko für ein Pankreaskarzinom. Bemühungen um die Prävention dieses immer noch besonders malignen Karzinoms setzen daher bei Betroffenen mit Pankreatitis an.

Pankreaskarzinom

Schon vor 30 Jahren war bekannt, dass das Risiko für ein Pankreaskarzinom bei chronischer Pankreatitis erhöht ist. In einer historischen Kohorte lag das 10-Jahres-Risiko, ein Pankreaskarzinom zu entwickeln, bei chronischer Pankreatitis bei 1,8%, nach 20 Jahren bei 4%, berichtete Professorin Dr. Julia Mayerle, Direktorin der Medizinischen Klinik II der Ludwig-Maximilians-Universität in München, anlässlich des Deutschen Krebskongresses 2022 in Berlin [1,2].

Im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung ist die Pankreaskarzinom-Inzidenz bei Menschen mit chronischer Pankreatitis 16,5-fach erhöht, bei Rauchern mit chronischer Pankreatitis sogar 25-fach. Besonders hoch ist das Risiko für ein Pankreaskarzinom bei hereditärer Pankreatitis.

Rauchentwöhnung immer versuchen

Da das Rauchen bei chronischer Pankreatitis das Risiko, an einem Pankreaskarzinom zu erkranken, deutlich erhöht, ist die Beratung zu einem Rauchstopp eine wichtige Maßnahme zur Prävention eines Pankreaskarzinoms. Gerade diese hoch gefährdeten Patienten lassen allerdings meist nicht vom Glimmstängel.

„Weisen Sie auf die drastischen Folgen hin“, sagte Mayerle: Das Risiko für Raucher, an einem Pankreaskarzinom zu sterben, ist höher als der Tod durch Lungenkrebs. Auch Adipositas und Diabetes erhöhen das Risiko für ein Pankreaskarzinom. Eine Assoziation mit Alkoholabusus mit dem Pankreaskarzinomrisiko bei chronischer Pankreatitis ist dagegen nicht belegt.

Früherkennung ist schwierig

Ein Pankreaskarzinomscreening bei chronischer Pankreatitis wird es ihrer Einschätzung nach so schnell nicht geben. Die Diagnose eines Pankreaskarzinoms auf dem Boden einer chronischen Pankreatitis ist extrem schwierig, sagte sie.

Schon PSA-Test und Mammographie hätten sich als nicht umfassend heilsbringend erwiesen. Da müssten an ein Screening zur Früherkennung des Pankreaskarzinoms sehr hohe Anforderungen gestellt werden. Das Risiko für sehr viele falsch positive Befunde und unnötige Interventionen sei sehr hoch.

Empfehlungen zum Monitoring

Die aktuelle S3-Leitlinie Pankreatitis empfiehlt bei chronischer Pankreatitis wegen der erhöhten Morbidität und Mortalität zur Verlaufskontrolle

  • jährliche Kontrolle des HbA1c/Nüchternblutzuckers,
  • Kontrolle der exokrinen Funktion bei Diagnosestellung, Gewichtsverlust und Osteoporose,
  • Bildgebung bei Hinweis auf Tumorgeschehen, neuem Diabetes und akutem Schub.

Die jährlichen Kontrollen sollten ambulant beim Internisten, Allgemeinmediziner oder Gastroenterologen erfolgen.

Pankreaskarzinomrisiko bei akuter Pankreatitis

Bei Diagnose einer akuten Pankreatitis leidet bereits jeder Hundertste an einem Pankreaskarzinom. Alle übrigen haben nachfolgend ein um das etwa 20-Fache erhöhte Risiko für diese Krebserkrankung im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung.

Zehn Jahre nach dem Auftreten der akuten Pankreatitis ist das Pankreaskarzinom-Risiko aber wieder normalisiert, erklärte Mayerle. Besondere Risikofaktoren für eine Pankreaskarzinom-Entwicklung nach einer akuten Pankreatitis sind ein Alter über 40 Jahren und ein vorbestehender Diabetes mellitus.

Biomarker-Test in Sicht

Für ein Screening auf ein Pankreaskarzinom in Risikogruppen wie Patienten mit Pankreatitis wären Biomarker wünschenswert. Mayerle identifizierte mit ihrer Arbeitsgruppe ein gut diskriminierendes Metabolomprofil von komplexen Lipiden und Fettsäuren, die zusammen mit dem Biomarker CA19-9 in einer prospektiven Validierung eine Genauigkeit von 87% und – für die klinische Anwendung noch wichtiger – einen negativen prädiktiven Vorhersagewert von 99,9% erreichten.

„Sie können dem Patienten mit chronischer Pankreatitis damit sagen: Sie haben mit 99,9%iger Wahrscheinlichkeit kein Pankreaskarzinom.“ Mit Hilfe eines Machine-Learning-Algorithmus konnte die Zahl der für die Prädiktion notwendigen Metabolite neben dem Krebsbiomarker CA19-9 ohne größeren Verlust der Genauigkeit und des NPV reduziert werden, um die Methode kostengünstiger zu machen [4].

Aktuell prüft eine Studie mit Patienten mit einer unklaren Raumforderung in der Bauchspeicheldrüse die Anwendbarkeit des Tests. „Das sieht im Moment relativ gut aus“, verriet Mayerle. Sie hofft, dass der METAPAC-Test im zweiten Quartal 2023 auf den Markt kommt.

Autor:
Stand:
22.11.2022
Quelle:
  1. Prof. Dr. Julia Mayerle: „Pankreatitis und Pankreaskarzinom“, Symposium „Präventive Onkologie gastrointestinaler Tumoren“ 35. Deutscher Krebskongress 2022, Berlin, 16. November 2022.
  2. Lowenfels AB, Maisonneuve P, Cavallini G et al. (1993): Pancreatitis and the risk of pancreatic cancer. International Pancreatitis Study Group. New England Journal of Medicine. DOI: 10.1056/NEJM199305203282001
  3. Beyer G, Hoffmeister A, Michl P et al. (2022): S3-Leitlinie Pankreatitis – Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS). Zeitschrift für Gastroenterologie. DOI: 10.1055/a-1735-3864
  4. Mahajan UM, Öhrle B, Sirtl S et al. (2022): Independent Validation and Assay Standardization of Improved Metabolic Biomarker Signature to Differentiate Pancreatic Ductal Adenocarcinoma From Chronic Pancreatitis. Gastroenterology. DOI: 10.1053/j.gastro.2022.07.047
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