Kinder mit Asthma gegen Grippe impfen

Influenzaviren erhöhen das Risiko von Therapieversagen bei asthmakranken Kindern mit akuter Exazerbation. Eine Impfung kann den Kindern einen Krankenhausaufenthalt ersparen.

Kind mit Asthma

Exazerbationen stellen für asthmakranke Kinder eine hohe Belastung dar. Die akuten Asthmaanfälle werden in 60% bis 80% der Fälle von respiratorischen Pathogenen ausgelöst. Am häufigsten werden Rhinoviren als Auslöser für eine Asthmaexazerbation bei Kindern identifiziert. Doch auch andere Erreger spielen eine wichtige Rolle bei der Entstehung von akuten Asthmaanfällen, wie beispielsweise Coronaviren, Adenoviren, Enterovirus D 68, das respiratorische Synzytial-Virus (RSV), Parainfluenza Virus (PIV) oder das Influenza Virus (IV).

Bislang wusste man jedoch nicht, welche Bedeutung die Anwesenheit dieser Pathogene für die Schwere der Exazerbation und den Therapieerfolg hat. Insbesondere die Auswirkungen einer Influenza-Infektion auf eine Asthmaexazerbation waren bislang umstritten.

Welchen Einfluss haben die Erreger?

An der Universität Montreal untersuchte ein kanadisches Wissenschaftlerteam erstmals gezielt, welchen Einfluss die Erregerspezies auf die Schwere einer Asthmaexazerbation bei Kindern und deren Therapie hat. Insbesondere wollten die Forscher herausfinden, ob bestimmte Erreger das Risiko für ein Therapieversagen erhöhen.

Untersuchung im Rahmen der DOORWAY-Studie

Der beschriebenen Fragestellung gingen die Forscher im Rahmen der DOORWAY-Studie nach. Die DOORWAY-Studie (Determinants Of Oral corticosteroid Responsiveness in Wheezing Asthmatic Youth) war eine prospektive multizentrische Kohortenstudie, die die Einflussfaktoren auf den Behandlungserfolg der oralen Kortikosteroid-Therapie bei Kindern mit akutem Asthmaanfall untersuchte. An der DOORWAY-Studie nahmen Kinder teil, die aufgrund eines mittelschweren bis schweren Asthmaanfalls in einer der fünf Notaufnahmen des Pediatric Emergency Research Canada Network behandelt wurden. Die Teilnehmerzahl belief sich in der gesamten DOORWAY-Studie auf 1008 asthmakranke Kindern im Alter von 1 - 17 Jahren. Alle Kinder wurden im Rahmen der Studie mit oralen Kortikosteroiden (Prednison, Prednisolon oder Dexamethason), einem Bronchodilator (Salbutamol) und in schweren Fällen zusätzlich mit Ipratropiumbromid behandelt.

Erregerbestimmung

Von allen Kindern wurden Nasenabstriche genommen. Bei 924 Kindern wurden respiratorische Viren in der Probe gefunden. Dabei wurden insgesamt 27 Spezies bestimmt. Erwartungsgemäß stellten die Rhinoviren mit 29,4 % die größte nachgewiesene Gruppe dar. Häufig war auch das respiratorische Synzytial-Virus (RSV) mit 17,9 %. Das Influenza-Virus (2,5%) und Parainfluenzaviren (1,5%) konnten hingegen vergleichsweise selten nachgewiesen werden.

Krankheitsverlauf und Therapieversagen

Keine der nachgewiesenen Virusinfektionen im Nasensekret war mit einem schwereren Verlauf der Exazerbationen verbunden als Asthmaanfälle ohne Pathogen. Infektionen mit dem respiratorischen Synzytial-Virus, dem Influenza-Virus und Parainfluenzaviren waren jedoch mit einem signifikant häufigeren Therapieversagen verbunden. Als Therapieversagen wurde eingestuft, wenn ein Kind trotz beschriebener Behandlung zur intensiven Therapie stationär aufgenommen werden musste. Das Häufigkeit für ein Therapieversagen lag dabei bei RSV bei 21,4% (95% CI: 14.1%-28.7%), bei Influenza bei 37,5 % (95% CI: 17.8%-57.2%) und bei PIV bei 46,7% (95% CI: 20.4%-73.0%). RSV, Influenza- und Parainfluenzaviren erhöhten das absolute Risiko für ein der Versagen der ambulanten Therapie um 8% - 34%.

Schlussfolgerung und Empfehlung

Eine Infektion mit respiratorischen Viren erschwert nicht das Krankheitsbild eines akuten Asthmaanfalls bei Kindern. Der Befall mit RSV, Influenza und Parainfluenza erhöht aber signifikant das Risiko für das Fehlschlagen der ambulanten Therapie und damit das Risiko der stationären Einweisung des Kindes. Die Autoren empfehlen daher diesen Infektionen durch hygienische Maßnahmen vorzubeugen.

Der Prozentsatz der nachgewiesenen Influenza-Viren ist zwar im Vergleich zu Rhinoviren und RSV gering. Dafür aber ist das Risiko eines Therapieversagens bei Anwesenheit von Influenzviren vergleichsweise hoch. Daher empfehlen die Autoren alle asthmakranken Kinder gegen Influenza zu impfen, denn die Grippeimpfung kann ihnen möglichweise einen Krankhausaufenthalt ersparen.

Caroline Quach, eine der Autorinnen und Professorin für Mikrobiologie und Infektionskrankheiten an der Universität von Montreal bekräftigt die Impfempfehlung: „Influenza ist das einzige respiratorische Virus gegen das eine Impfung verfügbar ist. Zugegebenermaßen ist diese (die Grippeimpfung) im besten Falle nur zu 50% wirksam, doch das kann kein Grund sein, Kinder mit Asthma nicht jährlich im Herbst vor Beginn der Grippesaison zu impfen.“

Autor:
Stand:
09.10.2018
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