
Prävalenz und Vorkommen
Borreliose, auch bekannt als Lyme-Borreliose, ist eine von Zecken übertragene Infektionskrankheit, die in gemäßigten Klimazonen der Nordhalbkugel vorkommt. In Deutschland variiert die Meldeinzidenz zwischen 26 und 41 Fällen pro 100.000 Einwohnern in den Bundesländern mit Meldepflicht. Es wird geschätzt, dass jährlich etwa 214.000 Patienten in Deutschland wegen Lyme-Borreliose medizinisch behandelt werden. Besonders betroffene Regionen sind Brandenburg, Sachsen und Bayern.
Ursachen und Übertragung
Lyme-Borreliose wird durch verschiedene Spezies von Bakterien des Genus Borrelia verursacht, die zum Borrelia burgdorferi sensu lato (Bbsl) Komplex gehören. Die Übertragung erfolgt durch den Stich der Schildzecke Ixodes ricinus, die in Mitteleuropa ab Temperaturen von etwa 6°C aktiv ist. Eine längere Saugzeit (mindestens mehrere Stunden) ist notwendig, damit Borrelien von der Zecke auf den Menschen übertragen werden können. In Deutschland schwankt der Anteil infizierter Zecken zwischen 6 und 35 Prozent, wobei es ein deutliches Süd-Nord-Gefälle gibt.
Inkubationszeit
Je nach klinischer Symptomatik der Erstmanifestation kann die Inkubationszeit nach dem Zeckenstich stark variieren:
- Erythema migrans: 3 bis 30 Tage (Median 7 bis 10 Tage)
- Frühe Neuroborreliose: Im Mittel unwesentlich länger als Erythema migrans
- Späte Hautmanifestationen (z.B. Acrodermatitis chronica atrophicans), Lyme-Arthritis und späte Neuroborreliose: Können sich auch nach Monaten und Jahren entwickeln und sind somit weitestgehend unabhängig von der Saisonalität der Zeckenexposition.
Symptome in 3 Stadien
Borreliose verläuft typischerweise in drei Stadien:
- Stadium I (bis 16 Wochen nach Zeckenstich): Symptome umfassen Jucken, Brennen, lokale Lymphknotenschwellungen, grippeähnliche Symptome, Erythema migrans (bei 50 Prozent der Fälle), Fieber, Konjunktivitis, sowie Kopf-, Muskel- und Gelenkschmerzen.
- Stadium II (1 bis 4 Monate nach Zeckenstich): Akute Neuroborreliose mit Neuralgie, Sensibilitätsstörungen und Paresen; selten Meningitis, Enzephalitis, Arrhythmie und Augenentzündungen.
- Stadium III (Monate bis Jahre nach Zeckenstich): Lyme-Arthritis mit mono- oder oligoartikulärer Arthritis und Tenalgien, Akrodermatitis chronica atrophicans Herxheimer mit Hautatrophie und livider Verfärbung, Arthropathie und Polyneuropathie an den betroffenen Extremitäten, sowie chronische Neuroborreliose mit Enzephalomyelitis und Para- und Tetraparesen.
Therapie
Die Behandlung der Borreliose hängt vom Stadium der Erkrankung ab:
- Entfernung der Zecke: Sollte so schnell wie möglich erfolgen, um das Infektionsrisiko zu minimieren.
- Antibiotika: Bei Erythema migrans werden Tetracycline wie Doxycyclin empfohlen; bei Kindern und Schwangeren Amoxicillin oder Cefuroxim. Bei Neuroborreliose, Karditis und Arthritis sind intravenöse Cephalosporine der 3. Generation indiziert.
- Symptomatische Behandlung: Dazu gehört die Gabe von Analgetika und Antipyretika.
Prophylaxe
Vorbeugende Maßnahmen zur Vermeidung von Borreliose umfassen:
- Frühzeitiges Entfernen der Zecken
- Schutzkleidung: Tragen von stichfester Kleidung bei Aufenthalten in Risikogebieten.
- Desinfektion der Stichstellen: Mit PVP-Iod-Lösung.
- Borreliose-Impfung: Eine gezielte Impfung ist derzeit nicht verfügbar.
- Antibiotikaprophylaxe: Eine vorbeugende Gabe von Antibiotika nach einem Zeckenstich wird nicht empfohlen, um die Entwicklung von Resistenzen zu vermeiden.