
Hepatitis B ist eine infektiöse Lebererkrankung, die durch das Hepatitis-B-Virus (HBV) verursacht wird. Die Infektion kann akut verlaufen, jedoch auch chronisch werden und zu schweren Lebererkrankungen wie Leberzirrhose und hepatozellulärem Karzinom führen. Die Übertragung erfolgt hauptsächlich parenteral, sexuell oder perinatal. Eine wichtige klinische Komplikation ist die mögliche Koinfektion mit Hepatitis D, die den Krankheitsverlauf verschlechtern kann.
Ätiologie
- Erreger: Hepatitis-B-Virus (HBV), ein DNA-Virus der Familie Hepadnaviridae.
- Übertragungswege: Parenteral über Blut und Blutprodukte, sexuell und perinatal.
- Pathophysiologie: HBV infiziert Hepatozyten und repliziert sich innerhalb der Leberzellen. Die Immunantwort des Wirts verursacht die Leberschädigung.
Vorkommen
- Verbreitung: Weltweit verbreitet, mit hoher Prävalenz in Asien und Afrika.
- Fallzahlen: Laut Schätzungen der WHO leben etwa 257 Millionen Menschen weltweit mit chronischer Hepatitis B, 1,2 Millionen infizieren sich jedes Jahr neu. Deutschland zählt zwar als Niedrigprävalenz-Land, jedoch steigen auch hier die Zahlen seit 2015 aus unterschiedlichen Gründen, u.a. durch vermehrte Testungen und veränderte Referenzdefinitionen.
- Risikogruppen: Kinder von HBV-infizierten Müttern, Menschen mit multiplen Sexualpartnern, intravenöse Drogenkonsumenten, medizinisches Personal.
Symptome
Akute Hepatitis B
- Inkubationszeit: durchschnittlich 60 bis 120 Tage.
- Verlaufsformen: Circa ein Drittel der Fälle zeigt einen akuten, ikterischen Verlauf, ein weiteres Drittel einen anikterischen. Bei einem weiteren Drittel zeigen sich keine Symptome.
- Frühphase: Unspezifische Symptome wie Leistungsschwäche, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Glieder- und Gelenkschmerzen oder leicht erhöhte Körpertemperatur.
- Beim ikterischen Verlauf kommt es nach drei bis zehn Tagen zu Oberbauchschmerzen, Pruritus, Ikterus und dunkel verfärbtem Urin.
- Bei Kindern können sich ein rötlicher Hautausschlag mit Pusteln oder Papeln und Schwellungen von Milz und Lymphknoten (Gianotti-Crosti-Syndrom) zeigen.
- Komplikationen: Bei bis zu 1% der Infizierten kommt es zu einem Leberausfallkoma mit Notwendigkeit einer Lebertransplantation.
Bei über 90% der erwachsenen Infizierten heilt die Infektion vollständig aus und hinterlässt eine lebenslange Immunität.
Chronische Hepatitis B
Von einer chronischen Infektion spricht man, wenn es mehr als sechs Monate nach akuter Infektion nicht zu einer Ausheilung, die im Blut nachweisbar ist, gekommen ist. Bei erwachsenen Infizierten geschieht dies in rund 10% der Fälle, Kinder und Immungeschwächte haben jedoch ein stark erhöhtes Chronifizierungsrisiko. Häufig entsteht eine Chronifizierung, ohne dass zuvor die Akutinfektion bemerkt wurde.
- Perinatale Infektion: Es entsteht in 90% der Fälle eine chronische Infektion.
- Kinder unter drei Jahren und immungeschwächte Erwachsene: Eine chronische Hepatitis B entwickelt sich in 30-90%.
- Weiterer Verlauf: Häufig symptomfreier Verlauf, ansonsten kann es zu Müdigkeit, Leistungsschwäche, Gelenk- und Muskelschmerzen, Druckgefühl unter dem rechten Rippenbogen und langfristig zur Ausbildung von Leberhautzeichen kommen.
Komplikationen chronische Hepatitis B
- Leberzirrhose
- erhöhtes Risiko für Leberzellkarzinom
Koinfektion mit Hepatitis D
- Hepatitis D ist eine Virusinfektion, die ausschließlich bei Menschen mit einer bestehenden Hepatitis-B-Infektion auftritt, da das Hepatitis D-Virus das Hepatitis-B-Oberflächenantigen (HBsAg) für seine Vermehrung braucht.
- Eine Koinfektion mit HDV verschlechtert den Verlauf der Hepatitis B erheblich, führt zu schwereren Leberschäden und erhöht das Risiko für Leberzirrhose und hepatozelluläres Karzinom.
Diagnostik
Die Diagnostik von HBV-Infektionen stützt sich auf das Vorhandensein klinischer Symptome, erhöhte Serumtransaminasen (GPT und GOT) und spezifische serologische Tests. Das serologische Profil ermöglicht es, zwischen einer Immunität durch Impfung, einer früheren, ausgeheilten Infektion und einer aktiven Hepatitis-B-Infektion zu unterscheiden.
- HBsAg (Hepatitis-B-Oberflächenantigen): Marker für akute und chronische Infektion.
- Anti-HBs (Antikörper gegen Hepatitis-B-Oberflächenantigen): Marker für Immunität nach Infektion oder Impfung.
- Anti-HBc (Antikörper gegen Hepatitis-B-Kernantigen): Zeigt eine durchgemachte oder aktuelle Infektion an.
- HBeAg (Hepatitis-B-e-Antigen): Marker für virale Replikation und Infektiosität.
- Molekulare Testung: Nachweis von HBV-DNA zur Quantifizierung der Viruslast zur Bestimmung der Therapieindikation und -monitoring.
- HDV-Test: HDV-Antikörper und HDV-RNA zur Diagnostik einer Ko-Infektion mit Hepatitis D.
- Bildgebende Verfahren: Ultraschall und Elastografie der Leber
Therapie
Akute Hepatitis B
- Bei leichten akuten Verläufen ist keine spezielle Therapie notwendig.
- Die Behandlung einer fulminanten Hepatitis erfolgt mit einem Nukleosid- oder Nukleotidanalogon.
Chronische Hepatitis B
- Kausale Therapie: Mit Interferon-α oder Nukleosid- und Nukleotidanaloga, z.B. Tenofovir oder Entecavir.
- Monitoring: Regelmäßige Kontrolle der HBV-DNA, Leberenzymwerte und Leberfunktion.
- Konfektion mit HDV: Besondere Berücksichtigung bei der Therapie, oft intensivere Behandlung erforderlich.
Das Ziel der Therapie ist eine Serokonversion von HBsAg zu Anti-HBs und damit eine Ausheilung der Infektion. Da der Großteil der Patienten dies auch unter Therapie nicht erreicht, soll durch eine langfristig laufende Therapie eine Suppression der Virusreplikation und eine Verhinderung der Progression zur Leberzirrhose und Leberzellkarzinom erreicht werden.
Prophylaxe/Impfung
- Impfempfehlungen, Impfschema und Impfstoffe: siehe Hepatitis B-Impfung
- Postexpositionsprophylaxe: Hepatitis-B-Immunglobulin (HBIG) und Hepatitis-B-Impfung bei Exposition gegenüber HBV.