
Seit dem 14. Juni 2021 können Apotheken das digitale Impfzertifikat für Corona-Schutzimpfungen ausstellen. Zum Start des digitalen Impfnachweises hatten sich über 13.000 Apotheken im Apothekenportal des Deutschen Apothekerverbandes (DAV) registriert, um diese Dienstleistung anbieten zu können. Die Nachfrage war so groß, dass es zu massiven Überbelastungen der Server kam. Bereits bis 11 Uhr am Starttag wurden 140.000 Zertifikate ausgestellt. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn erklärte, er sei positiv überrascht über die große Anzahl an Apotheken, die sich an der Ausstellung der Impfzertifikate beteiligen, kündigte zeitgleich aber eine Senkung der Vergütung pro Zertifikat an.
Ende der Anlaufzeit?
Das Honorar soll zwei Wochen nach Start der Aktion zum 1. Juli von 18 Euro auf 6 Euro gesenkt werden. Spahn erklärte, die höhere Vergütung zu Beginn sollte dazu dienen, Anlaufkosten für Schulungen, IT-Ausstattung und Registrierungen zu finanzieren und an möglichst vielen Stellen ein Angebot für die Bürger zu schaffen. Die Zahlen zu ausgestellten Corona-Impfnachweisen in den Apotheken innerhalb der ersten zwei Tage zeigten, dass dies gelungen sei.
Auch Vergütung für Tests soll sinken
Neben der Kürzung der Vergütung für Impfzertifikate plant das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) auch eine Honorarsenkung für Bürgertests. Künftig soll die Vergütung für alle Leistungserbringer einheitlich bei 12,50 Euro liegen.
Apotheken sind verärgert
In einem Statement zur geplanten Honorarsenkung erklärt Gabriele Regina Overwiening, Präsidentin der ABDA: „Die Apothekerinnen und Apotheker sind verärgert und verlieren ihr Vertrauen in die Berliner Politik.“ Sie befürchtet eine sinkende Bereitschaft zur Ausstellung von Impfzertifikaten und anderen Projekten aufgrund fehlender Planungssicherheit. Auch Dr. Armin Hoffmann, Kammerpräsident der Apothekerkammer Nordrhein, sagt: „Das kann so nicht weitergehen. Wir brauchen verlässliche Rahmenbedingungen – vor allem mit Blick auf die Leistungsfähigkeit und Bereitschaft des Berufsstandes.“
Kein Einzelfall
Die ABDA-Präsidentin bemerkt auch: „Der Gesetzgeber will jetzt zum wiederholten Male die Vergütung für pandemiebedingte Sonderaufgaben, die die Apotheken vor Ort sehr kurzfristig, sehr verlässlich und mit viel Engagement übernommen haben, innerhalb kürzester Zeit erheblich senken.“ Damit spielt sie neben der Vergütungssenkung bei der Maskenabgabe auch auf die Bürgertests an.
Mehraufwand rechtfertigt Vergütung
Die Investition in den Aufbau der IT-Infrastruktur, Einbindung von Personal und zusätzliche Hardware vor Ort sowie die Prüfung der Daten, das Erstellen und Ausdrucken der Zertifikate und die Beratung zur CovPass-App bedeuteten einen deutlichen Mehraufwand für Apotheken. „Die berichtete drastische Absenkung des Honorars ist vor diesem Hintergrund nicht nachvollziehbar.“, so Overwiening. Auch Dr. Hoffmann betont: „Seit dem ersten Tag der Pandemie sind Apothekerinnen, Apotheker und PTA die ersten Ansprechpartner für die Patientinnen und Patienten.“ Mit der Vergabe von FFP2-Masken, Bürgertests, der Rekonstitution der Corona-Impfstoffe in den Impfzentren, der Versorgung der Ärzte mit Impfstoffen und jetzt die Ausstellung der digitalen Impfzertifikate kämen immer mehr Zusatzaufgaben hinzu, während die eigentliche hoheitliche Aufgabe der Apotheke vor Ort, die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigen Arzneimitteln, noch immer vollumfänglich erledigt werde.
Mangel an Wertschätzung
Er erklärt weiter: „Wenn Politiker in Brüssel, Berlin oder Düsseldorf dieser erstklassigen Arbeit nicht adäquate Wertschätzung entgegenbringen, dann werden wir mit der Politik in regen Austausch treten – das haben wir immer so getan und das werden wir auch weiterhin tun.“