
Systemische Behandlungen für atopische Dermatitis (AD) werden in erster Linie in placebokontrollierten Studien evaluiert. Netzwerk-Metaanalysen können Schätzungen über die relative Wirksamkeit und Sicherheit für Behandlungen liefern, die nicht direkt verglichen wurden.
Zielsetzung
In dem Projekt sollten die in klinischen Studien berichteten Wirksamkeits- und Sicherheitsbewertungen systemischer Behandlungen für AD in Form eines aktualisierten systematischen Datenüberblicks und einer Netzwerk-Metaanalyse verglichen werden. Dr. Aaron Drucker von der Division of Dermatology, Department of Medicine an der University of Toronto in Ontario, Kanada, und internationale Kollegen, unter anderem vom Center for Evidence-Based Healthcare der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus an der Technischen Universität in Dresden, publizierten die Ergebnisse in der Fachzeitschrift JAMA Dermatology [1].
Methodik
Die Wissenschaftler durchsuchten die Einträge in den Datenbanken Cochrane Central Register of Controlled Trials, MEDLINE, Embase, Latin American and Caribbean Health Science Information, Global Resource of EczemA Trials und Studienregister bis zum 15. Juni 2021.
Sie schlossen Berichte über randomisierte klinische Studien, in denen eine mindestens achtwöchige Behandlung mit systemischen immunmodulatorischen Medikamenten für mittelschwere bis schwere AD untersucht wurde, in das Projekt ein.
Die Daten wurden nach einem vorgegebenen Verfahren von zwei unabhängigen Experten exktrahiert. Die Wissenschaftler führten Bayes'sche Netzwerk-Metaanalysen durch und bewerteten die Sicherheit der Evidenz.
Zu den wichtigsten Endpunkten und Messgrößen gehörten die Veränderung im Ekzembereichs- und Schweregradindex (Eczema Area and Severity Index [EASI]), im patientenbewerteten Belastungsgrad des Ekzems (Patient-Oriented Eczema Measure [POEM]), im dermatologischen Index für die Lebensqualität (Dermatology Life Quality Index [DLQI]) und im Juckreiz (Peak Pruritus Numeric Rating Scale [PP-NRS]).
Ergebnisse
21 seit Oktober 2019 neu publizierte Studien wurden in die Auswertung aufgenommen, in der nun insgesamt 60 Studien mit 16.579 Patienten berücksichtigt wurden.
Bei einer Behandlungszeit von bis zu 16 Wochen war bei Erwachsenen die Reduktion im EASI unter Abrocitinib und Upadacitinib etwas größer als unter Dupilumab (600 mg und danach 300 mg alle 2 Wochen):
Wirkstoff Dosierung | Abrocitinib 200 mg täglich | Upadacitinib 30 mg täglich | Upadacitinib 15 mg täglich | Abrocitinib 100 mg täglich | Baricitinib 4 mg täglich | Baricitinib 2 mg täglich | Tralokinumab 600 mg dann 300 mg alle 2 Wochen |
Mittlere Differenz im EASI | 2,2 | 2,7 | 0,2 | -2,1 | -3,2 | -5,2 | -3,5 |
Glaubwürdig-keitsintervall | 0,2 - 4,0 | 0,6 - 4,7 | -1,9 - 2,2 | -4,1 - -0,3 | -5,7 - -0,8 | -7,5 - -2,9 | -5,8 - -1,3 |
Evidenzstärke | hohe Sicherheit | hohe Sicherheit | hohe Sicherheit | hohe Vertrauens-würdigkeit | hohe Sicherheit | hohe Sicherheit | hohe Sicherheit |
Die Behandlung mit Abrocitinib, Baricitinib und Tralokinumab war mit einer geringeren Reduktion des EASI assoziiert als die Behandlung mit Dupulimab. Es zeigte sich kaum ein Unterschied zwischen der Behandlung mit Upadacitinib, 15 mg täglich, und mit Dupilumab. Das Ergebnismuster für die patientenberichteten Daten (POEM, DLQI, PP-NRS) war ähnlich.
Fazit
In dieser systematischen Übersichts- und Netzwerk-Metaanalyse hatten Wissenschaftler die Behandlungsergebnisse von Abrocitinib, Upadacitinib, Baritcitinib und Tralokinumab im Vergleich zu Dupilumab untersucht. Die Forscher ermittelten, dass Abrocitinib, 200 mg täglich, und Upadacitinib, 30 mg täglich, mit etwas höheren Verbesserungen im EASI als Dupilumab, 600 mg und danach 300 mg alle 2 Wochen, assoziiert waren. Upadacitinib, 15 mg täglich, war mit einem ähnlichen Effekt wie Dupilumab assoziiert. Abrocitinib, 100 mg täglich, Baricitinib, 4 mg und 2 mg täglich, und Tralokinumab, 300 mg alle zwei Wochen, waren mit etwas schlechteren Effekten als Dupilumab verbunden.
Die Studienautoren geben als Einschränkungen der Studie an, dass Studien mit einer Dauer zwischen acht und 16 Wochen gepoolt wurden. Dies könnte den Effekt von Medikamenten in 16-wöchigen Studien begünstigt haben. Eine weitere Einschränkung war, dass Studien mit und ohne Begleittherapien in der Auswertung berücksichtigt wurden. Allerdings beobachteten die Wissenschaftler keine Auswirkungen auf die Schätzungen der relativen Effekte, wenn sie nur Studien mit oder ohne Begleitmedikation zusammen auswerteten.
Die Studienautoren halten die Ergebnisse für Populationen, die in klinischen Studien unterrepräsentiert sind, einschließlich älterer Patienten und Patienten mit Komorbiditäten, nur begrenzt verallgemeinerbar. Auch fehlten derzeit noch Netzwerk-Metaanalysen für Langzeitergebnisse und Studien mit Kindern.