
Diabetes ist eine der häufigsten chronischen Erkrankungen bei Frauen im gebärfähigen Alter weltweit – Tendenz steigend. Es wird angenommen, dass bei diabetischer Stoffwechsellage verschiedene Mechanismen wie oxidativen Stress und Hypoxie des Fötus zu psychiatrischen Störungen bei den Kindern führen. Epidemiologische Studien haben gezeigt, dass Nachkommen von Müttern, die während der Schwangerschaft einen Diabetes hatten, mit größerer Wahrscheinlichkeit Autismus-Spektrum-Störungen (ASD) und Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörungen (ADHS) entwickeln.
Datenmaterial zu allen Lebendgeburten in Dänemark
Doch wie sieht es mit anderen psychiatrischen Störungen aus? Das wollten Forscher der Universität Aarhus (Dänemark) wissen. Für ihre bevölkerungsbasierte Kohortenstudie bedienten sie sich der Daten aus mehreren landesweiten medizinischen und administrativen Registern in Dänemark zu allen Lebendgeburten von 1978 bis 2016.
Neun psychiatrische Störungen
In diesem Datenmaterial wurde nach einem Zusammenhang zwischen einem vor oder während der Schwangerschaft diagnostizierten mütterlichen Diabetes und psychiatrischen Störungen bei den Nachkommen in den ersten vier Lebensjahrzehnten gesucht. Diese Störungen umfassten hauptsächlich Suchterkrankungen, Schizophrenie, Stimmungsschwankungen, Angst-, Ess-, und Persönlichkeitsstörungen sowie intellektuelle Defizite, Entwicklungsverzögerungen und Verhaltensstörungen.
6,4 % psychiatrische Diagnosen
Insgesamt wurden 2.413.335 Personen − Altersspanne von 1 bis 39 Jahren; mittleres Alter 19,0 Jahre − in die Studie aufgenommen. Während der 39-jährigen Nachbeobachtungszeit erhielten 151.208 dieser Personen (6,4 %) die Diagnose einer psychiatrischen Störung.
Erhöhtes Risiko für geistige Behinderung
Ergebnis: Nachkommen von Müttern mit einer Diabetesdiagnose während der Schwangerschaft hatten insgesamt ein erhöhtes Risiko für eine psychiatrische Störung (Hazard Ratio HR, 1,15; 95% Konfidenzintervall KI 1,10-1,20) im Vergleich zu Nachkommen von Müttern ohne Gestationsdiabetes.
Die Werte für die einzelnen psychiatrischen Diagnosen:
- Schizophrenie (HR, 1,55; 95% KI, 1,15-2,08),
- Angststörungen (HR 1,22; 95% KI 1,09-1. 36),
- geistige Behinderungen (HR 1,29; 95% KI 1,11-1,50),
- Entwicklungsstörungen (HR 1,16; 95% KI 1,03-1,30) und
- Verhaltensstörungen (HR 1,17; 95% CI, 1,08-1,27).
Entwarnung für Sucht und Persönlichkeitsstörungen
Für Suchtverhalten, Stimmungs-, Ess- und Persönlichkeitsstörungen wurde kein Zusammenhang festgestellt.
Wichtig: Diabetesmanagement bei jungen Frauen
Nach Ansicht der Autoren unterstreichen ihre Ergebnisse, wie wichtig das Diabetes-Screening bzw. die Behandlung von Diabetikerinnen im Allgemeinen und das Stoffwechselmanagement während der Schwangerschaft im Besonderen ist.