
Das Ovarialkarzinom ist in Deutschland der dritthäufigste gynäkologische Tumor mit einer hohen Mortalität. Die Leitlinien sehen als Therapiestrategie zunächst die operative Tumorverkleinerung bzw. Entfernung vor, nach der eine Platin-haltige Chemotherapie, z.B. mit Cisplatin, erfolgt. Ist dies der Fall, sinkt die ohnehin schlechte Prognose der Patientinnen noch weiter. Ist die Resistenz gegen platinhaltige Zytostatika eingetreten, versucht man mit gegen die Tumor-Angioneogenese gerichtete Substanzen das Tumorwachstum einzudämmen – beispielsweise mit dem oralen Tyrosinkinase-Inhibitor Apatinib. In Kombination mit dem ebenfalls oralen Zytostatikum Etoposid – ein Hemmer des Enzyms Topoisomerase II , der zur Apoptose führt − kann den schwerkranken Patientinnen möglicherweise doch noch eine längere Lebenszeit ermöglicht werden.
Kombination aus Apatinib plus Etoposid
Die Arbeitsgruppe um Chun-Yan Lan von der Sun Yat-sen-Universität in Guangzhou, China, erbprobte diese orale Kombinationstherapie in einer Prospektiven Phase-2-Studie [1].
35 Patientinnen mit einem Platin-resistentem oder Platin-refraktorischen Ovarialkarzinom erhielten 500 mg Apatinib täglich, sowie orales Etoposid in einer Dosis von 50 mg an Tag 1 – 14 während maximal 6, jeweils dreiwöchigen, Zyklen. Behandelt wurde bis zur Krankheitsprogression, Studienabbruch oder inakzeptablen Nebenwirkungen.
Progressionsfreies Überleben: mehr als acht Monate
Ergebnis: Bis zum Abschluss der Datenerhebung waren 20 (57 %) der schwerkranken Patientinnen aus der Studie ausgeschieden, die anderen 15 (43 %) wurden weiterbehandelt. Die objektive Ansprechrate in der Intention-to-treat Population war 54 % (19 Patientinnen) und 61 % in der Per-Protokoll-Population. 29 von 31 Patientinnen, für die mindestens eine Evaluation stattfand, zeigten Anzeichen für eine Tumorschrumpfung. Das mediane, progressionsfreie Überleben betrug 8,1 Monate.
Als häufigste Nebenwirkungen traten Neutropenie (50 %), Fatigue (32 %), Anämie (29 %), und Mukositis (24 %) auf.
Behandlungsansatz sollte weiterverfolgt werden
Diese Ergebnisse müssen bei diesem Patientenklientel als sehr gut − bei handhabbarere Toxizität − einschätzt werden. Das sehen nicht nur die Studienautoren so, sondern das bewertet auch Professor Charlie Gourley von der Universität Edinburgh ähnlich. In seinem Kommentar im „Lancet“ weist er darauf hin, dass bei diesen schwerkranken Patientinnen bei den typischen Zytostatika mit Ansprechraten von nur 0-30% gerechnet werden kann, für Etoposid liegen sie bei 27 %. Nicht nur wegen der guten Ansprechraten und der Lebenszeitverlängerung von durchschnittlich acht Monaten, sondern auch wegen der Therapie im häuslichen Umfeld, sollte nach Gourleys Ansicht der Behandlungsansatz in einer Phase-3-Studie weiter untersucht werden [2]. Denn es trägt sicher zur Lebensqualität der Patientinnen bei, wenn die Behandlung weitab vom Krankenhaus im Kreis der Familie erfolgt.