Führen kardiovaskuläre Risikofaktoren zu Schwangerschaftskomplikationen?

Die Wahrscheinlichkeiten von Schwangerschaftskomplikationen wie Aufnahme auf die Intensivstation, Frühgeburt, geringes Geburtsgewicht und Tod des Fötus steigen mit zunehmender Anzahl von kardiovaskulären Risikofaktoren bei der Frau vor ihrer Schwangerschaft.

Schwangere Frauen

Hintergrund

Frauen und deren Nachkommen haben ein langfristig erhöhtes Risiko für kardiometabolische Erkrankungen nach ungünstigen Schwangerschaftsausgängen. Man weiß auch, dass das Vorliegen einzelner kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Adipositas und Bluthochdruck vor der Schwangerschaft bei der Frau mit dem Risiko der mütterlichen und neonatalen Morbidität und Mortalität in Verbindung steht. In der heutigen Zeit nimmt die Gesamtzahl der kardiovaskulären Risikofaktoren bei Frauen im gebärfähigen Alter immer weiter zu. Um umfassende Präventionsstrategien für diese Frauen zu entwickeln ist es notwendig den Zusammenhang der Gesamtbelastung von kardiovaskulären Risikofaktoren vor der Schwangerschaft und den Folgen für Mutter und Kind zu verstehen.

Zielsetzung

Die Querschnittsstudie untersucht daher den Zusammenhang zwischen der Gesamtbelastung von kardiovaskulären Risikofaktoren vor der Schwangerschaft bei der Frau und den negativen Folgen für Mutter und Kind.

Methodik

Es wurde eine Querschnittsanalyse basierend auf Daten des National Center for Health Statistics (NCHS) durchgeführt. Diese enthalten Informationen über alle Lebendgeburten und fötalen Todesfälle nach der 20. Schwangerschaftswoche in den USA sowie eine Selbstauskunft der Mutter. Berücksichtigt wurden die Daten von gebärenden Frauen im Alter zwischen 15 und 44 Jahren aus den Jahren 2014 bis 2018. Als kardiovaskuläre Risikofaktoren wurden definiert: ein Body-Mass-Index von <18,5 kg/m2 oder >24,9 kg/m2, Rauchen, Bluthochdruck und Diabetes. Jeder vorhandene Risikofaktor wurde mit einem Punkt gewertet um den Risikoscore (RS) der Schwangeren zu ermitteln. Zur Schätzung des relativen Risikos für die Aufnahme der Mutter in die Intensivstation, eine Frühgeburt (<37 Wochen), ein niedriges Geburtsgewicht (<2500 g) und den fötalen Tod bei höherer Belastung mit Risikofaktoren (1, 2, 3 oder 4) im Vergleich zu keinen Risikofaktoren (0) wurde eine modifizierte Poisson-Regression angewendet und für die folgenden Faktoren bereinigt: Alter der Mutter bei der Geburt, Rasse/ethnische Zugehörigkeit, Bildung, Inanspruchnahme pränataler Betreuung, Parität und Geburtsvielfalt.

Ergebnisse

Patientencharakteristika

Insgesamt wurden Daten zu 18.646.512 Geburten in der Analyse berücksichtigt. das mittlere Alter der Schwangeren lag bei 28,6 ± 5,8 Jahren. Von den Frauen hatten 60% mindestens einen definierten Risikofaktor vor ihrer Schwangerschaft (RS von 1: 52,5% der Frauen; RS von 2: 7,3%; RS von 3: 0,3%; RS von 4: 0,02%).

Das relative Risiko von Schwangerschaftskomplikationen

Insgesamt zeigte sich je höher der RS war desto höher war die Wahrscheinlichkeit für einen ungünstigen Ausgang. So hatten Frauen mit einem RS von 4 ein 5,79-fach höheres Risiko für die Aufnahme in die Intensivstation (95%-Konfidenzintervall (KI): 4,07-8,23) im Vergleich zu Frauen ohne Risikofaktoren sowie ein 3,9-fach höheres Risiko für eine Frühgeburt (95%-KI: 3,68-4,10), ein 2,8-fach höheres Risiko für ein niedriges Geburtsgewicht (95%-KI: 2,62-3,01) und ein 8,7-fach höheres Risiko für den Tod des Fötus (95%-KI: 7,06-10,83).

Das Risikoverhältnis für die Aufnahme in die Intensivstation stieg mit der Zahl des RS und lag bei 1,12 (95%-Konfidenzintervall (KI): 1,09-1,15) bei einem RS von 1, bei 1,86 für einen RS von 2 (95%-KI: 1,78-1,94) und bei 4,24 für einen RS von 3 (95%-KI: 3,85-4,68). Ebenso stieg das Risiko für ein geringes Geburtsgewicht (RS 1: 1,05; RS 2: 1,57 (95%-KI: 1,56-1,58); RS 3: 2,26 (95%-KI: 2,22-2,30) und den Tod des Fötus mit einem steigenden RS weiter an (RS 1: 1,48 (95%-KI: 1,45-1,51); RS 2: 2,51 (95%-KI: 2,43-2,59); RS 3: 5,69 (95%-KI: 5,32-6,08).

Die Ergebnisse bestätigten sich, wenn nur erstgebärende Frauen berücksichtigt wurden, da eine komplizierte erste Schwangerschaft zumeist die Komplikationsrate bei weiteren Schwangerschaften erhöht und die Gewichtszunahme bei der ersten Schwangerschaft den BMI bei weiteren.

Fazit

Die Querschnittsdaten der US-amerikanischen Studie zeigen, dass kardiovaskuläre Risikofaktoren vor einer Schwangerschaft heutzutage bei Frauen weit verbreitet sind und das Alter von erstgebärenden Frauen stetig zunimmt. Daher sollte eine umfassende kardiovaskuläre Untersuchung vor einer geplanten Schwangerschaft stattfinden anstatt sich auf einzelne Risikofaktoren wie BMI oder Blutdruck zu konzentrieren, schlussfolgerte die Autorin Dr. Sadiya Khan von der Northwestern University Feinberg School of Medicine, Chicago, USA. Frauen sollten vor einer geplanten Schwangerschaft auf ihre Gesundheit achten, diese optimieren und kardiovaskuläre Risikofaktoren minimieren.

Autor:
Stand:
09.08.2021
Quelle:
  1. Wang M.C: et al. (2021): Association of pre-pregnancy cardiovascular risk factor burden with adverse maternal and offspring outcomes. European Journal of Preventive Cardiology; Doi:10.1093/eurjpc/zwab121
  2. European Society of Cardiology: Pressemeldung vom 21. Juli 2021
  • Teilen
  • Teilen
  • Teilen
  • Drucken
  • Senden

Anzeige