
Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) können durch Hemmung der Prostaglandin-Synthese im letzten Schwangerschaftsdrittel zu einem vorzeitigen Verschluss des kindlichen Ductus arteriosus Botalli (DAB) führen, der im fetalen Blutkreislauf die Aorta und die Lungenarterie verbindet. Ein pränataler Verschluss des DAB verursacht eine primäre pulmonale Hypertonie beim Neugeborenen. Normalerweise sollte sich der natürliche Kurzschluss zwischen den Gefäßen erst innerhalb der ersten drei Lebenstage verschließen.
NSAR können persistierenden DAB verschließen
Die NSAR sind bei diesem DAB-Verschluss so potent, dass sie auch zur Therapie eingesetzt werden, wenn sich dieses Loch in der Herzscheidewand nach der Geburt nicht schließt. Auch Paracetamol kann zum Verschluss des persistierenden Ductus arteriosus Botalli gegeben werden.
Auch Risiko für Totgeburt und Nierenschaden?
Daher könnte Paracetamol möglicherweise auch zu einem vorzeitigen DAB-Verschluss führen, obwohl Paracetamol als sicheres Schmerzmittel für Mutter und Kind gilt. Welche Risiken birgt nun Paracetamol tatsächlich auf den pränatalen kindlichen Kreislauf, wenn es im letzten Schwangerschaftsdrittel eingenommen wird? Dieser Frage sind Wissenschaftler des Embryotox-Instituts an der Charité Berlin nachgegangen. Des Weiteren untersuchte die Arbeitsgruppe um Dr. Katarina Dathe auch, ob durch Paracetamol die Rate der Totgeburten steigt und ob durch dieses Analgetikum auch vermehrt fetale Nierenschäden auftreten, die zu einem Oligohydramnion führen können.
Dazu werteten die Pharmakologen rund 1.800 Untersuchungen des Emrytox-Instituts zu potenziellen Arzneimittelnebenwirkungen in der Schwangerschaft aus. Sie verglichen die Daten einer Studiengruppe – das waren die Schwangeren, die Paracetamol im letzten Schwangerschaftsdrittel eingenommen haben – mit denen der Frauen, die das Analgetikum nur im ersten oder zweiten Trimester verwendet hatten (Kontrollgruppe).
Paracetamol ist auch im 3. Trimenon sicher
Das Ergebnis zusammengefasst: das Risiko für kardiale und renale Schäden unter Paracetamol im dritten Trimester ist wohl eher zu vernachlässigen:
- Im Einzelnen ergaben sich keine Hinweise für ein erhöhtes Totgeburtsrisiko. Hier waren in der Kontrollgruppe sogar drei Totgeburten mehr aufgetreten.
- Einen Oligohydramnion registrierten die Forscher bei acht Schwangerschaften in der Studien - und 19 in der Kontrollgruppe - ebenfalls ein nicht-signifikanter Unterschied.
- Ein pränataler Verschluss des Ductus arteriosus wurde in beiden Gruppen nicht beobachtet.
Fazit der Berliner Wissenschaftler: Paracetamol ist als Schmerzmittel in der Schwangerschaft wohl recht sicher. Dennoch empfiehlt es sich, vor allem nach wiederholter NSAR-Einnahme im dritten Trimenon, den kindlichen Kreislauf per Ultraschall zu untersuchen.