
Laut Lehrbuch wird das Dengue-Fieber durch Stechmücken der Art Aedes übertragen – hauptsächlich Aedes aegypti. Doch auch Krankheiten entwickeln sich weiter und das pathophysiologische Wissen erweitert sich. Offenbar kann das Dengue-Virus auch von Mensch zu Mensch übertragen werden. Schon vor einigen Jahren war bei einem Fall diskutiert worden, ob sich der Patienten bei einem heterosexuellen Kontakt mit Dengue-Fieber angesteckt haben könnte. Bei einem anderen Fall konnte dieser mögliche Übertragungsweg – allerdings beim Sex zwischen Männern – nun nachgewiesen werden.
Dengue-Fieber in Spanien
Vor kurzem berichteten spanische Medien von zwei Patienten mit Dengue-Fieber. Beide Männer hatten anamnestisch Sex mit Männern (MSM=Männer, die Sex mit Männern haben) gehabt. Der Gedanke, dass MSM möglicherweise ein Übertragungsweg für das Dengue-Fieber sein könnte, kam den behandelnden Ärzten, als einer der beiden Dengue-Patienten angab, nicht im Ausland gewesen zu sein. Denn Dengue-Fieber ist hauptsächlich in Südostasien und Lateinamerika endemisch. Es gibt nur vereinzelt Berichte über Patienten, die sich in Europa durch Stechmücken infiziert haben.
Auch der Partner hat Dengue
Aufgrund der fehlenden Reiseanamnese untersuchten die Ärzte auch den Partner dieses Patienten, der auch Dengue-ähnliche Symptome – Fieber, starke Kopf-, Muskel- und Gliederschmerzen – zeigte.
Viren aus Kuba
Und tatsächlich: Nach der Testung, konnte auch bei diesem Mann das Dengue-Fieber bestätigt werden. Dieser Patient war allerdings kürzlich in Kuba und in der Dominikanischen Republik gewesen. Die Gensequenzierung des Virus bestätigte, dass der Virusstamm in beiden Fällen identisch ist. Weitere Untersuchungen ergaben, dass das Virus auch den in Kuba zirkulierenden Dengue-Viren weitgehend gleicht.
Daher meldet das ECDC in seinem jüngsten Communicable Disease Threats Report: „Bei fehlenden Daten, die eine Vektorübertragung oder andere bekannte Expositionsrouten von Dengue-Infektionen stützen, ziehen wir in Betracht, dass die Infektion des autochthonen Falles höchstwahrscheinlich durch sexuelle Übertragung stattgefunden hat“.